# taz.de -- Kommentar über AfD-Einladung: Keine kluge Idee | |
> Es ist gefährlich, eine politische Kraft zu ignorieren, die den Nerv | |
> vieler Nichtwähler trifft. Aber deshalb muss man sie nicht gleich auf | |
> Kosten der Linken hofieren. | |
Bild: Die AfD bietet regelmäßig Anlass für Protest: hier im April in Berlin | |
Kommendes Jahr wird in Bremen gewählt – auch die AfD ist dabei. Bloß: | |
Bislang weiß niemand so recht, wofür die überhaupt steht; ein | |
landespolitisches Programm hat sie noch nicht. In Sachsen erreichte die AfD | |
freilich fast zehn Prozent, in Thüringen und Brandenburg zweistellige | |
Ergebnisse. | |
Dafür haben die Eurokritiker schamlos am rechten Rand geangelt mit Slogans | |
wie „Keine Zuwanderung in unsere Sozialsysteme“ und „Einwanderung braucht | |
klare Regeln“. Eine kluge Idee also vom Nordwestradio, sie frühzeitig unter | |
ihrer stillen Treppe hervorzuholen, um sie beim Thema „Flüchtlinge“ auch in | |
Bremen als das zu entlarven, was sie sind? | |
Nein, denn dort gibt es mit der Wählervereinigung „Bürger in Wut“ (BIW) | |
eine rechtspopulistische Kraft, die schon mit zwei Vertretern in der | |
Bürgerschaft sitzt. Und obwohl die BIW außerhalb Bremens keine Rolle | |
spielt, sind das bereits zwei Wutbürger zu viel. Es hätte also nicht Not | |
getan, den Populisten-Platz auf dem Podium ausgerechnet jenen zu bieten, | |
die auf Landesebene trotz der baldigen Wahlen wenig Eile haben, ihre | |
Existenz mit Inhalt zu füllen. | |
Wenn CDU, SPD und Grüne in Bremen sagen, die AfD dürfe nicht ignoriert | |
werden, haben sie zwar durchaus recht: Es ist gefährlich, eine politische | |
Kraft links liegen zu lassen, die den Nerv vieler Nichtwähler und | |
Unzufriedenen trifft. Sie zu pushen, ist damit aber sicher auch nicht | |
gemeint. | |
Der Protest der Linksjugend gegen das Nordwestradio ist nachvollziehbar – | |
nicht aber ihre Forderung, die Podiumsdiskussion abzusagen. Das hätte nur | |
die regelmäßig von der AfD in die Welt gesetzte Mär von der Unterdrückung | |
der Meinungsfreiheit in Deutschland unterfüttert. | |
Nein, vielmehr hätte sie hinterfragen müssen, warum kein Vertreter der | |
bremischen Linken eingeladen war. Damit hätte das Nordwestradio wenigstens | |
der politischen Ausgewogenheit Genüge getan. So muss es sich nun zu Recht | |
den Vorwurf gefallen lassen, Rechtspopulisten zu hofieren. | |
16 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
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