# taz.de -- Fraunhofer-Gesellschaft: Nachholbedarf beim Frauenanteil | |
> Als erste der großen Wissenschaftsorganisationen legt die | |
> Fraunhofer-Gesellschaft einen Nachhaltigkeitsbericht vor. | |
Bild: Bio-Raffinerie: Pilotanlage des Fraunhofer-Zentrums für chemisch-biotech… | |
BERLIN taz | „Ich komme aus Sachsen“, betont Reimund Neugebauer, Präsident | |
der Fraunhofer-Gesellschaft, dort wo der Bergbauingenieur Carl von | |
Carlowitz einst die „Nachhaltigkeit“ erfand, damals für die | |
Forstwirtschaft. 301 Jahre später ist auch die Forschung so weit: Als erste | |
der großen deutschen Wissenschaftsorganisationen präsentierte jetzt die | |
Fraunhofer-Gesellschaft einen [1][„Nachhaltigkeitsbericht“] für ihre | |
Organisation. | |
In ihm wird dokumentiert, wie der Forschungsbetrieb der Denkfabrik mit | |
23.000 Beschäftigten in 67 Instituten und einem Budget von 2,05 Milliarden | |
Euro möglichst ressourcenschonend und zukunftsverantwortlich ablaufen soll. | |
„Wir sehen uns bei der gesellschaftlichen Entwicklung zu mehr | |
Nachhaltigkeit als Treiber und Innovationsgeber beim Lösen globaler | |
Herausforderungen“, sagt Fraunhofer-Chef Neugebauer. | |
Das ökologische Berichtswesen steht mit dem ersten Report allerdings erst | |
am Anfang. Elaborierte Indikatoren-Sets, wie sie die meisten | |
Nachhaltigkeitsberichte privater Unternehmen schon länger enthalten, sind | |
bei der Fraunhofer-Gesellschaft noch rar gesät. | |
Immerhin erfährt man, dass die Abfälle der Fraunhofer-Institute – Kategorie | |
„nicht gefährlich“ – von 2011 zu 2012 von 3.092 auf 2.171 Tonnen sanken,… | |
dann 2013 wieder auf 3.591 Tonnen anzusteigen. Eine vergleichbare U-Kurve | |
gibt es auch bei den gefährlichen Abfällen von 483 Tonnen 2011 auf 658 | |
Tonnen 2013. | |
## Es wird mehr geflogen | |
Mutmaßliche Ursache dafür: „Aufgrund der wachsenden Mitarbeiterzahlen und | |
des steigenden Projektvolumens“. Ebenso erhöhten sich die | |
Treibhausgas-Emissionen, die die Wissenschaftler bei ihren Flugreisen zu | |
Konferenzen und Feldforschungen verursachten: von 10.349 Tonnen | |
CO2-Äquivalente im Jahr 2012 auf 11.041 Tonnen 2013. | |
Positiver Trend dagegen bei den Bahnreisen, die 2012 noch mit einem | |
Umwelt-Malus von 1.049 Tonnen CO2 zu Buche schlugen. Im Jahr darauf konnte | |
durch die Teilnahme an einem Kompensationsprogramm der Bahn | |
(„bahn.corporate Umwelt-Plus“) eine rechnerische „Null“ realisiert werd… | |
Am Bahnhof ist Fraunhofer sauber, am Airport ein Dreckspatz. | |
Weil das Kernprodukt der Fraunhofer-Gesellschaft „Wissen“ ist, das von | |
Menschen erarbeitet wird, enthält der Nachhaltigkeitsbericht auch soziale | |
Indikatoren, die auf den Zustand des Betriebsklimas schließen lassen. | |
## Als Arbeitgeber beliebt | |
Tatsächlich belegt die Forschungsorganisation mit Hauptsitz in München bei | |
studentischen Absolventenbefragung regelmäßig eine Topposition bei der | |
Frage nach dem Wunscharbeitgeber in der Wissenschaft. | |
Ein Leitgedanke des Nachhaltigkeitsberichtes („Vielfalt wertschätzen und | |
das Potenzial nutzen, das eine vielfältige Belegschaft eröffnet“) soll vor | |
allem den Frauen zugutekommen. | |
Der Frauenanteil an den Wissenschaftlerstellen soll von 2012 bis 2017 um 3 | |
Prozent gesteigert werden. Das dürfte zu schaffen sein. In den letzten drei | |
Jahren erhöhte sich die Quote der Fraunhofer-Forscherinnen um 0,8 auf 33,2 | |
Prozent. | |
17 Oct 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.fraunhofer.de/de/ueber-fraunhofer/nachhaltigkeit.html | |
## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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