# taz.de -- Bericht der Integrationsbeauftragten: Herkunft geht vor Bildung | |
> Die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz kritisiert: Migrantenkinder | |
> haben schlechtere Chancen in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt. | |
Bild: „Man muss Kindern zeigen, dass Zweisprachigkeit etwas Gutes ist“, sag… | |
BERLIN taz | Es kommt nicht alle Tage vor, dass eine Regierungsvertreterin | |
den Titel eines Berichts kritisiert, den sie selbst präsentiert. Doch die | |
Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, erklärte bei der | |
Vorstellung des [1][10. Berichts „über die Lage der Ausländerinnen und | |
Ausländer in Deutschland“], die Studie umbenennen zu wollen. Der Bericht | |
befasse sich schließlich nicht nur mit Ausländern. „Wir reden hier auch von | |
Menschen mit Migrationshintergrund in der zweiten oder dritten Generation“, | |
sagt die SPD-Politikerin. | |
Rund 16 Millionen Menschen in Deutschland haben einen | |
Migrationshintergrund, davon sind 6,2 Millionen Ausländer. „Die Änderung | |
des Titels erfordert jedoch eine Änderung des Aufenthaltsgesetzes“, sagt | |
Özoguz. Bis zum nächsten Bericht wolle sie die durchsetzen. | |
Der vorgestellte Bericht zeigt, dass mehr Menschen mit | |
Migrationshintergrund einen Job fanden – ihr Anteil lag 2013 bei 77,1 | |
Prozent. Die Bilanz der Bundesbeauftragten fällt trotzdem nicht nur positiv | |
aus. „Wir schaffen es immer noch nicht, gleiche Bildung unabhängig von der | |
Herkunft zu ermöglichen“, sagt sie. | |
Ein besonderes Anliegen sei ihr, die Hilfe für Eltern zu erweitern, die | |
mangels Sprachkenntnisse oder Wissens über das deutsche Bildungssystem oft | |
hilflos seien. „Man muss den Kindern auch von Anfang an zeigen, dass ihre | |
Zweisprachigkeit etwas Gutes ist“, sagt sie. | |
## Bildung schützt nicht vor Armut | |
Eine weitere Herausforderung sei die Diskriminierung bei der Arbeitssuche. | |
Die Chancen seien von Anfang an ungleich verteilt, sagt Özuguz. Jugendliche | |
mit türkisch oder arabisch klingenden Namen hätten bei gleichen | |
Voraussetzungen deutlich schlechtere Aussichten, zu einem Gespräch | |
eingeladen zu werden als die mit deutsch klingenden Namen. | |
Auch die Armutsgefährdung sei für Menschen mit Migrationshintergrund mehr | |
als doppelt so hoch. Selbst eine höhere Ausbildung greife hier nicht, denn | |
mit 20 Prozent ist die Armutsquote bei Personen mit Migrationshintergrund | |
und Abitur deutlich höher als bei Personen ohne Migrationshintergrund und | |
mit Hauptschulabschluss. | |
29 Oct 2014 | |
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## AUTOREN | |
Saskia Hödl | |
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Martin Patzelt | |
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