| # taz.de -- Die Wahrheit: Gevatter Tod mal anders | |
| > Die neuen Bestattungstrends sind endlich da! Und lassen die Friedhöfe und | |
| > ihre Insassen in ganz besonderem herbstlichen Licht erscheinen. | |
| Bild: Der Sensenmann gibt sich in dieser Saison ein neues Kleid. | |
| Es tot sich was. Die Niederlande und Belgien diskutieren jetzt die | |
| Zulassung einer in den USA bereits praktizierten chemischen Bestattungsform | |
| namens Resomation. Wie hierzulande auch sind in unseren Nachbarländern | |
| bisher nur Erd-, Feuer- und Musealbestattung erlaubt. | |
| Die Resomation gilt bei Befürwortern als „schnelle, günstige und | |
| umweltfreundliche“ Alternative, wie die Welt schrieb. Dabei wird der tote | |
| Körper in einen dampfgarerartigen Hochdruck-Apparat gelegt und mit | |
| Kaliumhydroxid und Heißwasser besprüht. „Am Ende bleibt weißes Pulver, das | |
| in einer Urne aufbewahrt oder als Pflanzendünger eingesetzt werden kann“, | |
| erklärt Resomator-Designer John Heskes. | |
| Doch Resomation ist beileibe nicht der letzte Trend der Beseitigungsszene. | |
| Dass Tote zu Diamanten gepresst oder gefriergetrocknet werden, ist in | |
| Kanada allmählich Standard. Wem das zu unspektakulär ist, der lässt sich in | |
| Karbonit einfrieren und lebt als Wandschmuck bei der Sippe fort. | |
| Eine weitere, extravagante Konkurrenz: Die Sprengbestattung, sie begeistert | |
| wohl vor allem Extremsportler, moderne Performer und religiöse | |
| Fundamentalisten. „Viele haben für ihren letzten Gang nur einen Wunsch: mit | |
| einem Knall ins Jenseits gleiten und dabei möglichst viele Unschuldige | |
| mitnehmen“, weiß Kim Kevorkian-Kusch von TNT/RIP in Montreal. Das explosive | |
| Verfahren ist nicht ganz billig. Aus Sicherheitsgründen werden die | |
| Zeremonien nur auf abgelegenen, eigens angemieteten Freiflächen | |
| durchgeführt; zudem braucht es Schutzbrillen, Ohropax und Regencapes. Auch | |
| der Sprengstoff kostet – logisch, dass Hinterbliebene von fülligeren | |
| Personen mehr zahlen. | |
| ## Morbide Innovationen | |
| Auch in anderen Teilen der Welt gibt es morbide Innovationen. Das | |
| „Newspaper funeral“ des britischen Nicht-nur-Kochs Jamie Oliver ist auf der | |
| Insel Kult! Der Leichnam wird mit Knoblauch und Olivenöl eingerieben, mit | |
| Koriander, Zitronengras und rotem Chili bestreut und in Zeitungspapier | |
| eingewickelt. Dreißig Minuten auf glimmender Holzkohle liegen lassen, | |
| auswickeln, mit Kaffernlimette beträufeln – lecker! (Serves four mourners.) | |
| Und in Südostasien spielen jetzt, in Anlehnung an die Riten der Parsen, die | |
| ihre Toten zur Vertilgung durch Geier auf Schweigetürmen ablegen, bei | |
| Gutbetuchten Tiere eine Rolle. | |
| Deren sterbliche Überreste jagt man durch einen Gartenhäcksler; eine | |
| seltene Schleichkatzenspezies frisst sie und scheidet sie aus. Die so | |
| veredelten Leichenteile kosten bis zu 1.200 Dollar pro Kilo und werden | |
| fürderhin im Haus der zahlungswilligen Familie gelagert (Tupperdose). | |
| Die deutsche Bestattungszunft steht bei diesen Entwicklungen nicht hintan, | |
| wartet bloß noch auf Gesetzesanpassungen. „Ich habe ein Patent eingereicht, | |
| das Pietät mit Nachhaltigkeit verbindet“, verspricht Unternehmer Dr. Leo | |
| Fink. „Diese ganzen alten Wäschemangeln, die im Land verstauben, will ich | |
| nachnutzen, um die sogenannte Plättungsbestattung zu etablieren. Die Idee | |
| dafür kam mir bei einem Tom-und-Jerry-Cartoon.“ | |
| Und das ist nicht Finks einzige Idee. „Für die lieben Kleinen, die ja | |
| leider auch manchmal abnippeln, sollen es ausrangierte Schrotmühlen sein“, | |
| lacht das Schwein. „Aus den Körnern lassen sich dann die Konturen der | |
| Racker nachbilden.“ | |
| Tod, wo ist dein Stachel? | |
| 31 Oct 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Torsten Gaitzsch | |
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