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# taz.de -- Massaker-Vorwürfe gegen IS: Massenhinrichtung von Häftlingen
> Kämpfer der Terrormiliz sollen bei der Eroberung von Mossul 600 Gefangene
> erschossen haben. Die Opfer wurden nach ihrer Konfessionszugehörigkeit
> ausgesucht.
Bild: IS-Anhänger nach der Eroberung Mossuls in einer Moschee.
BAGDAD ap | Behörden und Menschenrechtler werfen der Terrormiliz
Islamischer Staat Massaker an Schiiten und sunnitischen Stammeskämpfern im
Irak vor. Bei der Eroberung der Stadt Mossul im Juni seien rund 600
schiitische Häftlinge des Gefängnisses Badusch von den übrigen Gefangenen
getrennt und erschossen worden, berichtete Human Rights Watch am
Donnerstag. Am gleichen Tag wurden in der Provinz Anbar die Leichen von 48
sunnitischen Stammeskämpfern gefunden.
Auch sie seien von IS-Kämpfern im Stile einer Massenhinrichtung ermordet
worden, sagte der örtliche Abgeordnete Faleh al-Issawi. Die Leichen seien
in einem Massengrab außerhalb der Stadt Hit gefunden worden. Erst am
Mittwoch waren in der Nähe weitere 30 Leichen von sunnitischen Kämpfern
gefunden worden.
Die sunnitischen Kämpfer vom Stamm der Al Bu Nimr unterstützten die
Regierungstruppen im Kampf gegen den ebenfalls sunnitischen IS. Bei der
Eroberung von Mossul wurden die Sunniten sowie Christen unter den befreiten
Häftlingen hingegen später freigelassen, wie Human Rights Watch erklärte.
Einige Kurden und Jesiden seien ebenfalls getötet worden. Die Organisation
berief sich auf Interviewaussagen überlebender Schiiten. Die Häftlinge
saßen wegen einer ganzen Reihe von Verbrechen im Gefängnis, darunter Mord,
tätliche Angriffe, aber auch gewaltlose Straftaten.
Bevor sie die Häftlinge nach Religionszugehörigkeit trennten, trieben die
IS-Kämpfer die rund 1.500 Häftlinge dem Bericht zufolge auf Lastwagen und
fuhren mit ihnen in die Wüste außerhalb von Mossul. Mehr als die Hälfte
wurden demnach wieder weggebracht, die 600 Schiiten hingegen wurden am
Rande einer Schlucht zum Niederknien gezwungen und dann mit
Maschinengewehren niedergeschossen.
## 30 bis 40 Überlebende
„Eine Kugel traf meinen Kopf und ich fiel auf den Boden. Dann spürte ich,
wie eine zweite meinen Arm traf“, sagte einer der Überlebenden. „Ich war
fünf Minuten lang bewusstlos. Eine Person wurde in den Kopf getroffen, in
die Stirn, und sie (die Kugel) kam auf der anderen Seite wieder raus und er
fiel auf mich drauf.“
Insgesamt überlebten laut HRW 30 bis 40 Häftlinge, die meisten von ihnen,
weil sie in die Schlucht rollten und sich tot stellten oder weil andere
Leichen auf ihnen lagen. Damit Überlebende nicht fliehen konnten, legten
die IS-Kämpfer auch Brände um die Schlucht, die schließlich die Leichen
erreichten. „Die grausamen Details des Massenmordes von ISIS an Häftlingen
macht es unmöglich, die Verderbtheit dieser Extremistengruppe zu leugnen“,
sagte Letta Tayler von HRW.
Der IS hatte ebenfalls im Juni bekannt gegeben, Kämpfer hätten etwa 1700
Militärangehörige „hingerichtet“, die sie in einer Kaserne nahe der Stadt
Tikrit gefangen genommen haben.
30 Oct 2014
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„Islamischer Staat“ (IS)
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