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# taz.de -- Ärger um Geldanlagen: LBS Bayern kündigt Altverträge
> Die Bausparkasse will 26.000 Altverträge loswerden, weil ihr die Zinsen
> zu hoch sind. Verbraucherschützer erwarten eine Klagewelle.
Bild: Zuviel Zinsgeld – darauf haben manche Institute keine Lust mehr.
HAMBURG taz | Verbraucherschützer haben es seit Längerem befürchtet: Immer
mehr Banken, Sparkassen und Bausparkassen wollen sich jetzt von teuren
„Altlasten“ befreien. So kündigte die Bausparkasse LBS Bayern in dieser
Woche 26.000 Bausparverträge aus alten Zeiten, um sich damit von ihren
früheren hohen Zinsversprechen zu verabschieden.
Für die Verträge hätten die Kunden zum Teil eine Verzinsung von 3,5 Prozent
auf ihr Guthaben erhalten – aktuell liegt die Verzinsung für
Bausparguthaben nur noch bei 0,25 Prozent. Betroffen von den Kündigungen
der LBS sind Verträge, die seit mehr als zehn Jahren „zuteilungsreif“ sind.
Sie seien „siebzehn, zwanzig Jahre alt und noch älter“. Das heißt, die
Kunden haben die erforderliche Summe zum Bauen längst angespart, aber
bislang kein Darlehen in Anspruch genommen.
Für LBS-Kunden angesichts der heutigen Mini-Zinsen eine erstaunlich
ergiebige Geldanlage – für die Bausparkasse dagegen ein teures Ärgernis:
„Wir müssen ein Gleichgewicht zwischen Sparen und Baukredit halten“,
begründet ein Sprecher die Massenkündigung. Bausparen sei schließlich ein
„Zwecksparsystem“, keine reine Geldanlage. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB)
sehe eine Kündigung nach zehn Jahren vor, versichert ein LBS-Sprecher der
taz auf Anfrage. Die entsprechenden BGB-Paragrafen sind jedoch unter
Juristen umstritten.
Auch andere Finanzdienstleister versuchen, getrieben von den niedrigen
Zinssätzen, kostspielige Altverträge loszuwerden. Der bislang
spektakulärste Fall: Die in der Region starke Sparkasse Ulm hatte in den
neunziger Jahren „Scala“-Verträge als langfristige Geldanlage mit
zusätzlichen Bonuszinsen von bis zu 3,5 Prozent angepriesen – und an etwa
jeden zehnten Kunden verkauft. Die letzten Verträge wurden noch 2005
unterschrieben, ihre Laufzeit reicht bis ins Jahr 2030.
## Schnäppchen für Sparer
In den heutigen Nahe-Nullzins-Zeiten ist „Scala“ für viele Sparer ein
echtes Schnäppchen. Doch für die Sparkasse Ulm sind die Zinszahlungen nach
ihrer Version ein Risiko, welches sogar die Kreditzahlungen von Krediten
gefährdet.
Von zuletzt rund 22.000 „Scala-Verträgen wurden 14.000 Kunden auf andere,
für sie ungünstigere Sparformen „einvernehmlich“ umgestellt. Umstritten
bleiben die Verträge von 4.000 „Scala“-Kunden, die sich nach Recherchen
lokaler Medien der Verschlechterung widersetzen. Jetzt dürfen diese Sparer
im Januar ein Urteil „zu ihren Gunsten erwarten“, hofft die
Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Die LBS in München bietet ihren Kunden nun an, das angesparte Guthaben zu
überweisen oder zu den aktuellen (schlechteren) Konditionen anzulegen. Auf
die LBS-interne Schlichtungsstelle in der Münchner Arnulfstraße dürfte eine
Beschwerdelawine zurollen.
Verbraucherschützer erwarten eine Klagewelle. Rechtssicherheit wird es aber
wohl erst geben, wenn der Bundesgerichtshof in Karlsruhe über die Kündigung
von Altverträgen geurteilt hat. Das dürfte frühestens in einem Jahr der
Fall sein.
19 Nov 2014
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
## TAGS
Verbraucherschutz
Zinsen
Stiftung Warentest
CETA
Finanzmarkt
Sparen
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