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# taz.de -- Nach Anschlag in Israel: „Kampf um Jerusalem“
> Israels Ministerpräsident Netanjahu wählt harte Worte. Das Haus eines
> Attentäters wird abgerissen. Spanien spricht sich für die Anerkennung
> Palästinas aus.
Bild: Juden beim Begräbnis von drei der vier Getöteten in Jerusalem.
JERUSALEM dpa/rtr | Nach dem Synagogen-Anschlag in der israelischen
Hauptstadt Jerusalem wächst die Sorge vor einer Zuspitzung des
Nahostkonflikts. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht sein
Land in einem „Kampf um Jerusalem“. Er kündigte eine rasche Zerstörung der
Häuser der beiden Angreifer vom Dienstag an.
Zwei Palästinenser aus dem arabischen Osten Jerusalems hatten zuvor das
Gotteshaus in dem vornehmlich von ultraorthodoxen Juden bewohnten Stadtteil
Har Nof gestürmt. Bewaffnet mit einer Axt, Messern und einer Pistole
griffen sie die dort Betenden an. Vier Rabbiner wurden getötet, ein
Polizist starb einem Medienbericht zufolge Stunden später in einem
Krankenhaus. Mehrere Menschen wurden verletzt. Die beiden Palästinenser
wurden wenige Minuten nach ihrer Tat von Polizisten bei einem Feuergefecht
erschossen. Es war der erste tödliche Anschlag auf eine Synagoge in
Jerusalem.
„Wir befinden uns in einem Kampf um Jerusalem, unserer ewigen Hauptstadt“,
schrieb Netanjahu im Online-Netzwerk Twitter. „In diesem Kampf müssen wir
zusammenhalten; dies ist das Gebot des Tages.“ Die beiden Attentäter hatte
er zuvor als „Tiere in Menschengestalt“ bezeichnet und schärfere
Sicherheitsvorkehrungen in der Hauptstadt angekündigt. Polizeiminister
Izchak Aharonovich will es mehr Israelis erlauben, zur Selbstverteidigung
Waffen zu tragen. Die Palästinenser beanspruchen den von Israel
annektierten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt ihres künftigen Staates.
Nach Angaben der radikalen Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP)
gehörten die beiden Attentäter der Gruppe an. Während
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den Anschlag verurteilte, sprach die
radikal-islamische Hamas von einer „heroischen Tat“. Augenzeugen sprachen
von einem „Massaker“. Drei der Opfer stammten aus den USA und eines aus
Großbritannien, wie Polizeisprecher Micky Rosenfeld bestätigte. Tausende
Menschen nahmen an den Begräbnissen teil.
## Nur kleinere Zwischenfälle
Nur Stunden nach dem Anschlag auf eine Synagoge im Jerusalemer Stadtteil
Har Nof haben sich Dutzende Juden wieder in dem Gotteshaus zum Beten
eingefunden. Unter den Gläubigen sei bei der Morgenandacht am Mittwoch auch
Wirtschaftsminister Naftali Bennet gewesen, berichtete die Nachrichtenseite
ynet. Der Eingang der Synagoge sei von Sicherheitspersonal bewacht worden.
Einem Bericht der Zeitung Haaretz zufolge kam es in der Nacht auf Mittwoch
zunächst zu keinen größeren Zwischenfällen in Jerusalem. Im Westjordanland
gerieten demnach aber rund 200 Palästinenser mit 50 jüdischen Siedlern
aneinander. Sie mussten von Soldaten getrennt werden.
Indes haben israelische Soldaten und Polizisten das Haus eines
Palästinensers zerstört, der im Oktober mit seinem Auto an einer
Straßenbahnhaltestelle in Jerusalem wartende Passanten überfahren hatte.
Das Gebäude habe im arabischen Ostteil der Stadt gelegen, teilte
Armeesprecher Peter Lerner am frühen Mittwochmorgen mit. Die israelischen
Sicherheitsbehörden waren nach dem Vorfall von vor gut vier Wochen von
einem Anschlag ausgegangen. Zwei Menschen starben an ihren Verletzungen,
darunter ein drei Monate altes Baby.
## Internationale Reaktionen
Seit dem Abbruch der Friedensverhandlungen zwischen Israelis und
Palästinensern im April ist die Lage in Nahost immer weiter eskaliert.
Zuletzt sorgte der Tod eines arabischen Busfahrers, der am Sonntag erhängt
aufgefunden worden war, bei den Palästinensern für neuen Zorn. Eine
israelische Autopsie ergab, der Mann habe Suizid begangen. Palästinenser
gehen dagegen von einem Lynchmord durch jüdische Siedler aus. Der Fall
heizte die Stimmung an, die ohnehin nach einem Streit um die Nutzung des
Tempelbergs in Jerusalem (Haram al-Scharif), der Muslimen und Juden heilig
ist, sehr angespannt war. In den vergangenen Wochen hatte es eine Reihe von
Anschlägen auf Israelis gegeben.
US-Außenminister John Kerry verurteilte den Terrorakt und sprach von
sinnloser Brutalität. Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnte vor
einer neuen Spirale der Gewalt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon appellierte
an beide Lager, die angespannte Lage in Jerusalem zu beruhigen. Die
EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini rief beide Seiten zur Zurückhaltung
und zu einer Rückkehr zu Friedensgesprächen auf.
Das spanische Parlament hat sich indes für eine staatliche Anerkennung
Palästinas ausgesprochen. In einer symbolischen Abstimmung votierten am
Dienstagabend sämtliche Fraktionen des Abgeordnetenhauses für eine
entsprechende Erklärung. Sie setzt für eine Anerkennung aber eine
Verhandlungslösung des Dauerkonflikts zwischen Israel und den
Palästinensern voraus. Unter dem Eindruck des tödlichen Angriffs zweier
Palästinenser auf Juden in Jerusalem wenige Stunden vor der Abstimmung
entschärfte die regierende Volkspartei die Resolution. Der ursprüngliche
Vorschlag der oppositionellen Sozialisten sah zum Ärger der israelischen
Regierung eine unmittelbare Anerkennung Palästinas vor.
19 Nov 2014
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Synagoge
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