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# taz.de -- Anschlag der Taliban in Pakistan: Schwäche und Zerstrittenheit
> Mit dem Erstarken des „Islamischen Staats“ zerfallen die Taliban in
> Pakistan. Der Anschlag könnte der Anfang einer rücksichtsloseren
> Strategie sein.
Bild: Die Taliban mussten viel einstecken: TTP-Chef Hakimullah Mehsud wurde 201…
BANGKOK taz | Jahrelang hat die pakistanische Armee damit gezögert, gegen
militante Gruppen in der abgelegenen Provinz Nordwasiristan im Nordwesten
des Landes vorzugehen. Das halbautonome Stammesgebiet an der Grenze zu
Afghanistan gilt als Hochburg der Tehrik-i-Taliban Pakistan
(Taliban-Bewegung in Pakistan, TTP), die das Land seit Jahren mit
Terroranschlägen überzieht.
Aus Nordwasiristan heraus operieren auch militante Gruppen, die im Verband
mit den afghanischen Taliban in Afghanistan kämpfen. Zu diesen Gruppen
unterhält der pakistanische Sicherheitsapparat Kontakte. Die US-Regierung
versucht seit Jahren, Pakistans Generäle zu einem Einmarsch in die Region
zu bewegen. Lange ohne Erfolg.
Die pakistanischen Taliban haben immer vor Racheakten gewarnt, falls die
Armee in Nordwasiristan einmarschieren sollte. Als Pakistans Armee Mitte
Juni ihre Operation Sarb-i-Asb („einschneidender Schlag“) einleitete und in
Nordwasiristan einmarschierte, ging die Zahl der Anschläge im Land jedoch
umgehend spürbar zurück. Die Zahl der Todesopfer durch Terrorakte
verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte.
Die pakistanischen Taliban teilen sich mit den Taliban in Afghanistan nur
den Namen. Die TTP entstand, als sich Ende 2007 rund ein Dutzend militante
Gruppen unter der Führung von Baitullah Mehsud zusammenschloss. In der
Folgezeit gelangen der Truppe unerwartet große militärische Erfolge. Die
Militanten brachten rund ein Drittel der Stammesgebiete unter ihre
Kontrolle.
Im November 2013 übernahm der frühere Anführer der Taliban-Fraktion im
Swat-Tal, Maulana Faslullah, die Führung der pakistanischen Taliban. Zuvor
hatte die CIA den vorherigen TTP-Chef Hakimullah Mehsud durch einen
Drohnenangriff getötet. Seitdem sind Berichten zufolge die Spannungen
innerhalb des Militantennetzwerks offen zutage getreten. Die pakistanischen
Taliban sind dadurch in mindestens vier Fraktionen zerfallen.
## Überläufer zum „Islamischen Staat“
Pakistans Armee gibt an, sie habe seit Beginn ihrer Offensive im Juni mehr
als 1.100 Militante getötet. Die pakistanischen Taliban könnten als solche
tatsächlich am Ende sein: Die Gruppe hat ihr Rückzugsgebiet und ihre
Ausbildungslager für Kämpfer und Selbstmordattentäter verloren. Die Gruppe
Pandschabi-Taliban, die Beziehungen zu dem TTP-Netzwerk unterhielt,
kündigte im September an, fortan nur noch in Afghanistan zu kämpfen.
Die Erfolge des Islamischen Staates (IS) im Irak und in Syrien haben den
Zerfall der pakistanischen Taliban beschleunigt. Vor einigen Wochen sind in
Peschawar – dem Schauplatz des Schulmassakers – Flugblätter aufgetaucht,
die den IS priesen. Sechs wichtige TTP-Anführer erklärten dem IS-Anführer
Abu Bakar al-Baghdadi ihre Gefolgschaft.
Ob diese Entwicklungen ein Ende des Terrors in Pakistan einläuten, ist
fraglich. Das Massaker an den Schulkindern zeugt zwar auch von der Schwäche
der Dschihadisten. Ob sich Pakistans Sicherheitsapparat nun dazu
durchringen wird, seine Verbindungen zu anderen, angeblich „nützlichen“
militanten Gruppen in der Region zu kappen, ist unwahrscheinlich. Der
Anschlag vom Dienstag könnte so auch der Beginn einer neuen, noch
rücksichtsloseren Terrorwelle gewesen sein.
16 Dec 2014
## AUTOREN
Sascha Zastiral
## TAGS
Taliban
Pakistan
Terrorismus
Dschihadismus
Pakistan
Sri Lanka
Schwerpunkt Afghanistan
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