# taz.de -- Enten in Brandenburg misshandelt: Gequälter Weihnachtsbraten | |
> Mit Mistgabeln erschlagen und aufgespießt: Eine Tierschutzorganisation | |
> filmt erschreckende Zustände in einem Entenmastbetrieb. | |
Bild: Auf den Rücken gefallene Ente im Maststall. | |
BERLIN taz | Er ist eines der beliebtesten Weihnachtsessen in Deutschland: | |
der Entenbraten. Knusprig und saftig landet er vielerorts meist am zweiten | |
Feiertag auf dem Tisch, um verspeist zu werden. Was die | |
Tierschutzorganisation Animal Equality nun in einem Stall filmte, aus dem | |
viele jener Entenbraten stammen, ist dagegen erschreckend: Enten werden mit | |
Mistgabeln erschlagen, aufgespießt und und zu bereits toten Enten gelegt. | |
Einige der Tiere liegen auf dem Rücken und können nicht mehr aufstehen, | |
weil sie in kurzer Zeit übermäßig viel Gewicht zugenommen haben. „Den | |
meisten Verbrauchern ist gar nicht bewusst, welche Qualen Enten in der Mast | |
durchleben müssen“, kommentiert Hendrik Haßel, Sprecher von Animal | |
Equality. Den Betrieb, die Neuhardenberger Entenmast GmbH im | |
brandenburgischen Letschin, hätten die Tierschützer zufällig ausgewählt. | |
Eine Millionen Enten liefert der Mastbetrieb jährlich für die Marke | |
Wiesenhof der PHW-Gruppe, den größten deutschen Geflügelzüchter und | |
-verarbeiter. Laut Statistischem Bundesamt wurden in Deutschland 2013 fast | |
20 Millionen Enten geschlachtet. Etwa 60 Prozent der Jahreskäufe fallen, | |
laut dem Brancheninformationsdienst MEG-Marktinfo Eier & Geflügel, in das | |
vierte Quartal. | |
Auf den unter anderem mit versteckter Kamera gefilmten Aufnahmen in | |
Letschin sind auch stark verletzte und blutende Enten zu sehen. „Diese | |
Bilder sind lediglich eine Momentaufnahme in dem langen Leidensweg der | |
Tiere und zeigen wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs,“ sagt Haßel. | |
Zudem hätten die Enten, obwohl sie Wassertiere sind, in der Mast keinen | |
Zugang zu Wasser, in dem sie baden oder schwimmen können. Daraus | |
entwickelten die Tiere Verhaltensstörungen wie Federrupfen oder | |
Kannibalismus. | |
Da es bei der Entenmast darum gehe, in kürzester Zeit möglichst viel | |
Fleisch zu produzieren könnten die Tiere oft weder laufen noch fliegen, | |
„einmal umgefallen können sie kaum noch aufstehen. Dies gleicht nicht | |
selten einem Todesurteil“, heißt es bei Animal Equality, denn die Tiere | |
könnten dann nicht mehr zu Futter oder Wasser gelangen – und verdursteten | |
qualvoll. | |
Die „offenbar durch unsere Mitarbeiter an den Tieren vorgenommenen | |
Misshandlungen verabscheuen und verurteilen wir“, teilt der Geschäftsführer | |
der Neuhardenberger Entenmast GmbH, Detlef Brauer mit. Die Mitarbeiter | |
würden „laufend geschult und auf die Einhaltung aller zum Schutz der Tiere | |
bestehenden Vorschriften verpflichtet.“ Man wolle Schulung und Kontrolle | |
nun verschärfen. Gegenüber den betroffenen Mitarbeitern würden „die | |
erforderlichen Konsequenzen“ gezogen werden. | |
Animal Equality reichte bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder Anzeige | |
wegen zahlreicher Verstöße gegen Tierschutzverordnungen und das | |
Tierschutzgesetz ein. Außerdem forderten die Tierschützer, den Betrieb zu | |
schließen. | |
19 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Stefanie Mnich | |
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