# taz.de -- Tierquälerei in der Schweinemast: Fressen und gefressen werden | |
> In einem Betrieb verhungerten und verdursteten Tiere, verletzte wurden | |
> von ihren Artgenossen gefressen. Die vollautomatische Anlage wurde nicht | |
> genug überwacht. | |
Bild: Den rosaroten Ferkelchen soll es in Zukunft besser gehen. | |
HANNOVER dpa | Die Tierschutzorganisation Animal Rights Watch hat einem | |
Schweinemäster im Kreis Cloppenburg massive Tierquälerei vorgeworfen. Tote | |
Tiere blieben tagelang in den Mastbuchten liegen, verletzte Tiere blieben | |
unbehandelt und könnten von anderen Schweinen bei lebendigem Leibe | |
aufgefressen werden, teilte die Organisation am Donnerstag mit. | |
Der Fall zeige, dass die Veterinärämter nicht in der Lage seien, selbst | |
auffällig gewordene Mäster zu kontrollieren, sagte Sprecherin Sandra Franz. | |
„Das bedeutet konkret unglaubliches Leid für die Schweine“. Niedersachsens | |
Agrarminister Christian Meyer (Grüne) sprach von unhaltbaren Zuständen und | |
„sehr grausamen Bildern“. | |
Der Minister betonte, er gehe von einem Einzelfall aus. Er forderte mehr | |
und auch unangemeldete Kontrollen. Es müsse darum gehen, die | |
Schweinehaltung zu verbessern und den Tieren beispielsweise mehr Platz zu | |
geben. Der Landkreis Cloppenburg wolle die Staatsanwaltschaft Oldenburg | |
einschalten. Außerdem wolle der Kreis dem Betrieb die Tierhaltung | |
verbieten, bestätigte Meyer. „Wer seine Tiere so behandelt, darf keine | |
Schweine halten.“ | |
Nach Angaben der Tierschutzorganisation lassen die Zustände in der | |
Mastanlage darauf schließen, dass sich der Betreiber kaum um seine Tiere | |
kümmert. Dazu komme, dass in der Anlage alles vollautomatisch laufe. Oft | |
sehe tagelang niemand nach den Tieren. Wassertränken seien verstopft und | |
verschmutzt, die Tiere litten dauernd Durst. | |
Der Organisation zufolge war der Schweinemäster den Veterinärbehörden schon | |
vor drei Jahren aufgefallen: Damals sei in einer Masthalle das | |
Fütterungssystem ausgefallen, die meisten Tiere seien verhungert, die | |
übrigen überlebten nur, weil sie ihre Artgenossen auffraßen. Ein Sprecher | |
des Ministeriums bestätigte, der Betreiber sei seit längerem auffällig und | |
schon einmal zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Daraufhin sei | |
sein Betrieb häufiger kontrolliert worden, im vergangenen Jahr habe es aber | |
keine Auffälligkeiten gegeben. | |
„Es handelt sich zwar um einen Extremfall, aber nur, was das schiere Ausmaß | |
des Leidens betrifft“, sagte Erasmus Müller, Agrarreferent der | |
Organisation. Solange Tiere als Ware und Produktionsmittel behandelt | |
würden, sei Tierquälerei „an der Tagesordnung“. „Wir machen uns was vor, | |
wenn wir glauben, dass sich das Problem flächendeckend durch regelmäßige | |
Behördenkontrollen in den Griff bekommen ließe.“ | |
21 Nov 2014 | |
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