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# taz.de -- Pressefreiheit in Ägypten: Neuer Prozess für drei Journalisten
> Ein Australier und zwei Kollegen beim Sender „Al Dschasira“ sitzen wegen
> ihrer Berichterstattung in Ägypten in Haft. Nun wird der Prozess neu
> aufgerollt.
Bild: Protest für die Freilassung der Journalisten, London, 29. Dezember.
KAIRO ap | Die umstrittene Verurteilung dreier Journalisten des
Fernsehsenders Al Dschasira in Ägypten kommt auf den Prüfstand: Das
Kassationsgericht in Kairo ordnete am Donnerstag einen neuen Prozess für
das Team um den Australier Peter Greste an, das seit ein Jahr im Gefängnis
sitzt. Sie waren wegen Unruhestiftung zu sieben beziehungsweise zehn Jahren
Haft verurteilt worden.
Ihre Verteidiger erwarten, dass der neue Prozess binnen eines Monats
beginnt. Anwalt Negad Al-Borai sagte, er hoffe auf ein „Happy End“. „Das
Gericht hat das Recht, sie noch heute freizulassen“, sagte er. Doch blieben
sie zunächst in Haft. Die Richter lehnten es ab, eine Kaution für die
Gefangenen festzusetzen.
Die ägyptische Führung hatte sie nach dem Sturz des islamistischen
Präsidenten Mohammed Mursi im Sommer 2013 beschuldigt, Bildmaterial
gefälscht und damit Proteste angestachelt zu haben. Kairo bezichtigt den in
Katar angesiedelten Sender Al-Dschasira, Ansichten der in Ägypten
inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft Mursis zu verbreiten.Der Sender
bestreitet das und betont, die Journalisten hätten nur ihre Arbeit getan.
Auch Menschenrechtler äußern scharfe Kritik an der Verfolgung der Reporter.
Der Fall Greste belastet zudem die Beziehungen zwischen Ägypten und
Australien. Die beiden anderen Journalisten sind Mohammed Fahmy, der die
ägyptische und die kanadische Staatsbürgerschaft besitzt, und der Ägypter
Baher Mohammed. Sie hatten ihre Verurteilung angefochten. Bei einer kurzen
Anhörung vor dem Kassationsgericht waren sie aber nicht anwesend. Auch
Berichterstatter wurden zu dem Termin nicht zugelassen.
## Nur drei Minuten Zeit
Die Entscheidung der Richter zur Neuauflage des Verfahrens nahmen
Angehörige der Inhaftierten enttäuscht auf. Grestes Mutter Lois sagte, das
Ergebnis sei „nicht so gut, wie wir gehofft hatten“. Adel Fahmy sagte, er
habe auf eine Freilassung seines Bruders Mohammed Fahmy spekuliert. Nach
seinen Worten hatte jeder Verteidiger nur drei Minuten Zeit, die Argumente
seines Mandanten darzulegen. „Ich hatte heute auf mehr gehofft“, sagte Adel
Fahmy.
Die ägyptische Regierung äußerte sich zunächst nicht zur Entscheidung des
Kassationsgerichts. Präsident Abdel-Fattah al-Sisi hätte auch die Option
die Inhaftierten zu begnadigen, was er nach eigenen Angaben prüft. Oder er
könnte die Ausländer abschieben lassen.
Damit könnten Greste nach Australien und Fahmy nach Kanada zurückkehren.
Der Ausgang für den Ägypter Mohammed wäre hingegen unsicher. Er hatte mit
zehn Jahren Haft drei Jahre mehr als seine beiden Kollegen bekommen, weil
bei ihm eine leere Patronenhülse gefunden worden sein soll.
Die Beziehungen zwischen Katar und Ägypten hatten sich zuletzt etwas
gebessert. Al-Dschasira hat seine ägyptische Tochtergesellschaft
geschlossen.
1 Jan 2015
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