| # taz.de -- Raketenangriff in Afghanistan: 28 Tote bei Hochzeitsfeier | |
| > Gäste einer Hochzeit warten vor einem Haus auf die Braut – dann schlägt | |
| > eine Rakete ein. Mindestens 28 Menschen werden getötet. | |
| Bild: Ein Nato-Soldat in Kabul. Zum 1. Januar 2015 sind die afghanischen Polizi… | |
| KABUL ap/dpa | Nach Ende des Isaf-Kampfeinsatzes in Afghanistan erschüttert | |
| ein tödlicher Raketentreffer auf eine Hochzeitsfeier das Land. Mindestens | |
| 28 Menschen wurden getötet, 51 weitere verletzt, wie die Polizei in der | |
| südlichen Provinz Helmand am Donnerstag mitteilte. Die Rakete wurde den | |
| Angaben zufolge offenbar von afghanischen Soldaten an einem Kontrollpunkt | |
| in der Nähe abgefeuert. Nun werde ermittelt, ob dies in einem Gefecht mit | |
| den Taliban geschah oder willkürlich. | |
| Die Rakete traf die Hochzeitsgesellschaft am späten Mittwochabend, als sie | |
| vor einem Haus im Bezirk Sangin auf die Braut wartete, wie der | |
| Polizeivizechef der Provinz, Bascha Gull, sagte. Unter den Opfern waren | |
| viele Frauen und Kinder. Abdul Haleem, ein Cousin der Braut und | |
| gleichzeitig Gastgeber der Feier, sagte: „Neun meiner Kinder werden | |
| vermisst. Ich habe gerade Teile von Körpern eingesammelt“, sagte Haleem. | |
| „Ich weiß nicht, ob sie zu meinen Kindern oder jemand anderem gehören.“ | |
| Ermittler prüfen nach Gulls Worten die Abläufe an zwei Armee-Checkpoints in | |
| der Nähe. Direkt nach dem Raketentreffer hatte es geheißen, es habe | |
| Gefechte zwischen Sicherheitskräften und den Taliban gegeben. Gull sagte, | |
| die üblicherweise binnen 24 Stunden abgehaltenen Begräbnisse für die Opfer | |
| seien verschoben worden, um die Ursache des Raketenbeschusses zu klären. | |
| In Sangin war es seit dem Abzug ausländischer Truppen immer wieder zu | |
| Kämpfen gekommen. Im Tal des Helmand-Flusses wird Mohn angebaut. Die | |
| Sicherheitsverantwortung liegt dort seit sechs Monaten bei afghanischen | |
| Kräften. Zum 1. Januar 2015 sind die 350.000 afghanischen Polizisten und | |
| Soldaten überall im Land auf sich gestellt. Die Nato, die ihren | |
| Kampfeinsatz zum Jahreswechsel beendete, hat nur noch 13.500 Soldaten als | |
| Berater, Ausbilder und für Spezialeinsätze im Land. | |
| Nach 13 Jahren ist der Kampfeinsatz der Nato in Afghanistan nun auch | |
| offiziell beendet. Mit dem Jahreswechsel begann am Donnerstag die neue | |
| Mission „Resolute Support“ (Entschlossene Unterstützung) zur Ausbildung und | |
| Beratung der afghanischen Streitkräfte, an der sich 12.000 Soldaten aus 40 | |
| Ländern beteiligen. | |
| Die Nato war in den vergangenen 13 Jahren zeitweise mit 140.000 Soldaten in | |
| Afghanistan, unter ihnen mehr als 5000 Deutsche. 55 deutsche Soldaten | |
| ließen dort ihr Leben. Insgesamt wurden rund 3500 Isaf-Soldaten in den | |
| Kämpfen mit den Taliban und bei Anschlägen getötet. | |
| ## 10.000 zivile Tote und Verletzte | |
| Präsident Aschraf Ghani warb in einer Fernsehansprache bei seinen | |
| Landsleuten um Unterstützung für die Sicherheitskräfte und würdigte den | |
| Beginn der vollen Souveränität des Landes. Noch vor einem Jahr hätten | |
| internationale Experten nicht an einen friedlichen Übergang geglaubt, doch | |
| sei er erfolgreich abgeschlossen worden. | |
| Die Zahl der Attacken und Opfer war in den vergangenen Wochen wieder | |
| angestiegen. Das Jahr 2014 ist das mit den bislang meisten Opfern unter | |
| Regierungskräften und Zivilisten, seit die UN 2008 mit der Erfassung der | |
| Daten darüber begann: Rund 5000 afghanische Soldaten und Polizisten wurden | |
| laut offiziellen Angaben getötet, es gab vor allem durch Attacken der | |
| Taliban schätzungsweise 10.000 zivile Tote und Verletzte. | |
| In einigen Landesteilen gibt es aber möglicherweise Fortschritte. | |
| Vizepräsident Abdul Raschid Dostum sagte am Mittwoch, rund 300 | |
| Taliban-Kämpfer in der Provinz Dschosdschan im Norden hätten die | |
| Niederlegung ihrer Waffen versprochen. | |
| 1 Jan 2015 | |
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