# taz.de -- Afghanistans Staatspräsident: Ghani präsentiert Regierungskabinett | |
> Drei Frauen und eine fein austarierte Machtbalance: Nach zähen | |
> Verhandlungen haben Aschraf Ghani und Premier Abdullah Abdullah alle | |
> Personalfragen geklärt. | |
Bild: Gewiefter Taktiker: der neue afghanische Präsident Aschraf Ghani. | |
KABUL afp | Mehr als drei Monate nach seiner Amtseinführung hat | |
Afghanistans Präsident Aschraf Ghani seine Regierungsmannschaft | |
zusammengestellt. Ghanis Stabschef Abdul Salam Rahimi verlas die Namen der | |
25 Minister am Montag im Präsidentenpalast in Kabul. Die Liste der | |
Kabinettsmitglieder, darunter auch drei Frauen, soll nun dem Parlament zur | |
Zustimmung vorgelegt werden. | |
Ghani ist bereits seit Ende September im Amt. Nach einem monatelangen, | |
erbitterten Streit über den Ausgang der Präsidentschaftswahl hatten sich | |
der ehemalige Finanzminister und sein Rivale Abdullah Abdullah auf eine | |
Regierung der nationalen Einheit geeinigt, in der Ex-Außenminister Abdullah | |
als eine Art Ministerpräsident fungiert. Über die Verteilung der | |
Ministerposten hatte es dann jedoch erneut Streit gegeben. Dieser wurde | |
erst jetzt beigelegt. | |
Die Liste spiegelt einen fein austarierten Proporz bei den Kernposten | |
wider: Die designierten Minister für Verteidigung und Finanzen, Scher | |
Mohammed Karimi und Ghulam Dschilani Popal, stehen Ghani nahe. Die für die | |
Posten des Innen- und des Außenministers Nominierten, Noorul Haq Ulumi und | |
Salahuddin Rabbani, gelten als Getreue Abdullahs. Die nominierten drei | |
Frauen sollen die Ressorts Bildung, Information und Kultur übernehmen. | |
Die US-Botschaft in Kabul begrüßte die Regierungsbildung. Die Vereinigten | |
Staaten erwarteten auch künftig eine „enge Zusammenarbeit“ mit der | |
afghanischen Regierung, hieß es in einer Erklärung. | |
## Ghani offen für Gespräche mit Taliban | |
Die Regierungsbildung kommt zu einem schwierigen Zeitpunkt für das Land. | |
Zum Jahreswechsel endete nach 13 Jahren der Nato-geführte Isaf-Kampfeinsatz | |
in Afghanistan. An der Folgemission „Resolute Support“ zur weiteren | |
Unterstützung der Sicherheitskräfte durch Ausbildung und Beratung sollen | |
sich ab diesem Zeitpunkt etwa 12.000 Soldaten aus 40 Staaten beteiligen. | |
Die radikalislamischen Taliban versuchen, das Ende des Nato-Kampfeinsatzes | |
als Sieg über die internationalen Truppen umzudeuten und verüben wieder | |
verstärkt Anschläge, allein im Dezember gab es rund ein Dutzend | |
Selbstmordattentate in Kabul. Nach UN-Angaben erreichte die Zahl der | |
zivilen Anschlagsopfer in Afghanistan im vergangenen Jahr mit rund 10.000 | |
einen neuen Rekord. Ghani will die Friedensbemühungen forcieren und zeigte | |
sich offen für Gespräche mit den Aufständischen. | |
Als gewiefter Taktiker erwies sich der gelernte Anthropologe und | |
Ex-Finanzminister schon vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Lag er nach | |
dem ersten Durchgang im April noch hinter seinem Kontrahenten Abdullah | |
Abdullah auf dem zweiten Platz, drehte er in der Stichwahl den Spieß um. | |
Nur wenige Stunden vor Verkündung des Ergebnisses der Stichwahl vom 14. | |
Juni unterzeichnete er mit Abdullah eine Vereinbarung zur Bildung einer | |
Regierung der nationalen Einheit, in der Abdullah nun eine Art | |
Regierungschef ist. | |
12 Jan 2015 | |
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