# taz.de -- Litauens Euro-Beitritt: Arm, aber sparsam | |
> Das neueste Mitglied der Eurozone ist ein Verbündeter Merkels im Kampf | |
> gegen Schulden. Es ist auch das zweitärmste Land der Währungsunion. | |
Bild: Litauens Ministerpräsident Algirdas Butkeviius und der neue Schein. | |
STOCKHOLM taz | Das Drehbuch für die Zeremonie des Währungsübergangs zum | |
Euro hatte die Regierung in Vilnius einfach von den baltischen Nachbarn | |
übernommen. In der Neujahrsnacht zog Litauens Ministerpräsident Algirdas | |
Butkeviius flankiert von führenden Politikern Estlands und Lettlands die | |
ersten Euroscheine aus einem Geldautomaten der Hauptstadt. Ähnlich war die | |
Euroeinführung 2011 in Tallinn und 2014 in Riga zelebriert worden. Alle | |
drei baltischen Staaten gehören jetzt zur nun 19 Mitglieder zählenden | |
Eurozone. | |
„Garantie für wirtschaftliche Sicherheit und größere finanzielle | |
Stabilität“ werde die Gemeinschaftswährung für Litauen bringen, erklärte | |
der Regierungschef anschließend in Interviews. Er bezeichnete das Ja | |
Brüssels zum Eurobeitritt und die Inbetriebnahme eines Flüssiggasterminals, | |
das das Land unabhängiger von russischem Erdgas machen soll, als die | |
bedeutendsten Meilensteine des zu Ende gegangenen Jahres. Mario Draghi, | |
Präsident der Europäischen Zentralbank, brachte in einer Erklärung seine | |
Hoffnung zum Ausdruck, dass der Eurobeitritt den Litauern „ein Gefühl der | |
Sicherheit geben könnte“. | |
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble betonte, er freue sich „auf ein | |
weiteres Mitglied“. Litauen wird sich mit 327 Millionen Euro am | |
Eurorettungsschirm ESM beteiligen; das Finanzsystem des Landes gilt als | |
relativ stabil. Berlin darf Vilnius zu seinen finanzpolitischen Verbündeten | |
rechnen, denen stabile Staatsfinanzen über alles gehen. | |
Um die Folgen der schweren Krise 2008 und 2009 zu überwinden, die die | |
Wirtschaft des Landes um fast ein Fünftel hatte einbrechen lassen, wurden | |
die Gehälter der Staatsangestellten um bis zu 40 Prozent gekürzt, Teile des | |
Arbeitsschutzrechts außer Kraft gesetzt, das Sozialbudget beschnitten. Die | |
Realeinkommen der Beschäftigten in der Wirtschaft sanken drei Jahre in | |
Folge. Die Armutsrate schnellte von 12 auf über 20 Prozent hoch, und | |
beispielsweise 2010 mussten die LitauerInnen mit einem | |
Durchschnittsstundenlohn von 2,70 Euro klarkommen. | |
## Litauens Bevölkerung schrumpft | |
Seit Erringung der Unabhängigkeit schrumpfte die Bevölkerung um 20 Prozent | |
auf knapp 3 Millionen. Allein in den vergangenen zehn Jahren wanderte ein | |
Achtel der LitauerInnen, über 400.000 Menschen, aus. | |
Zwar gehört Litauen mit seinem Wirtschaftswachstum mittlerweile zur | |
Spitzengruppe der EU. Laut Internationalem Währungsfonds wird das | |
Bruttosozialprodukt aber auch 2015 real unter dem des Jahres 2008 liegen. | |
Nach Lettland ist es das zweitärmste Mitglied der Währungsunion. Und die | |
Wirtschaftssanktionen gegen und aus Russland, dem größten | |
Außenhandelspartner Litauens, sind ein bedeutender Unsicherheitsfaktor. | |
1 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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