# taz.de -- Koalitionsstreit um Menschenrechte: Wie in der Mongolei | |
> Erika Steinbach stellt die Zukunft des Deutschen Instituts für | |
> Menschenrechte (DIMR) infrage. Es soll sich mehr mit dem Ausland | |
> beschäftigen. | |
Bild: Frau Steinbach sorgt mal wieder für Aufregung. | |
BERLIN taz | Volker Beck ist wütend. „Solche politische Gängelung von | |
Menschenrechtseinrichtungen kennen wir aus Russland, Aserbeidschan oder der | |
Mongolei“, schäumt der innenpolitische Sprecher der Grünen. | |
Es geht um das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR), das im Jahr | |
2000 durch einen einstimmigen Beschluss des Bundestages gegründet wurde – | |
als unabhängige nationale Institution, die dem Schutz der Menschenrechte | |
dienen soll. Dazu braucht es aber eine gesetzliche Grundlage – so fordern | |
es die Vereinten Nationen. Darüber ist in der Großen Koalition nun ein | |
offener Streit entbrannt. | |
Justizminister Heiko Maas (SPD) hat zwar, wie im Koalitionsvertrag | |
vereinbart, einen Gesetzentwurf vorgelegt, der bereits durch alle Ressorts | |
gegangen ist, kein Ministerium hatte etwas daran auszusetzen. Doch Erika | |
Steinbach (CDU), die menschenrechtspolitische Sprecherin der Union im | |
Bundestag, fühlte sich übergangen. Unter ihrer Federführung hat die Union | |
nun einen alternativen Gesetzentwurf verfasst, der eine deutlich andere | |
Handschrift trägt. | |
„Es geht nicht um Kritik an der Arbeit des Instituts, sondern um deren | |
Verbesserungen“, behauptet ihr Unionskollege Michael Frieser von der CSU. | |
Doch für den Sozialdemokraten Christoph Strässer, der seit einem Jahr als | |
Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung amtiert, steht fest: „Wenn | |
man so einen Gesetzentwurf vorlegt, dann ist die Botschaft klar: Teile der | |
Union wollen das Institut in dieser Form nicht.“ | |
## Selbstkritik unerwünscht | |
Was sie an der bisherigen Arbeit des DIMR stört, will Erika Steinbach nicht | |
so klar sagen. Doch aus ihrem Gesetzentwurf wird deutlich, dass sich das | |
unabhängige Institut ihrer Meinung nach lieber mehr mit der Lage der | |
Menschenrechte im Ausland oder mit dem Erbe der beiden Diktaturen in | |
Deutschland beschäftigen sollte. | |
„Das wäre dann aber eine völlig andere Institution“, betont Beate Rudolf, | |
die aktuelle Direktorin des DIMR. Die Gründe für den Widerstand in der | |
Union liegen für sie auf der Hand: „Dass wir zum Thema Rassismus oder zu | |
sozialen Menschenrechten arbeiten, wird von manchen kritisch gesehen“, weiß | |
die Juristin. „Die deutsche Menschenrechtspolitik ist aber nur glaubwürdig, | |
wenn wir selbstkritisch sind“, formuliert sie ihr Selbstverständnis. | |
Seit Anfang Dezember tagt nun alle zwei Wochen eine Arbeitsgruppe, um einen | |
Kompromiss zu finden. Sollte sie bis zum März nicht auf einen Nenner | |
kommen, könnte das DIMR seinen „A-Status“ bei den Vereinten Nationen | |
verlieren, das ihm etwa ein Rederecht bei den Sitzungen des | |
UN-Menschenrechtsrats einräumt. „Das wäre eine immense Blamage für | |
Deutschland“, findet Beate Rudolf. „Für mich wäre das ein Desaster“, sa… | |
SPD-Mann Strässer, und „super peinlich für unser Land“ fände es der Grü… | |
Beck. | |
„Das wird mit Sicherheit nicht passieren und fällt unter die Rubrik | |
Alarmismus“, wiegelt dagegen Michael Frieser (CSU) ab. Und Erika Steinbach | |
gibt sich ungerührt: „Mir ist die Menschenrechtssituation in unserem Land | |
das Wichtigste. Und diese ist nicht nur im internationalen Vergleich sehr | |
gut. Darauf können wir stolz sein“, sagt sie. | |
7 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
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