# taz.de -- Vermieter wegen Rassismus verurteilt: 30.000 Euro Entschädigung | |
> Ein Berliner Vermieter ist verurteilt worden, weil er nur die Miete von | |
> Mietern mit türkischen und arabischen Wurzeln erhöhte. Nun muss er 30.000 | |
> Euro Entschädigung zahlen. | |
Bild: Bezahlbare Mieten – aber für alle, bitte | |
BERLIN dpa | Ein Berliner Amtsgericht hat einen Vermieter zu 30.000 Euro | |
Entschädigung verurteilt, weil er zwei Mieter mit türkischen Wurzeln wegen | |
ihrer Herkunft diskriminiert hat. Die beiden langjährigen Mieter aus dem | |
Stadtteil Kreuzberg hatten geklagt, weil sie sich nach der zweiten | |
Mieterhöhung gegenüber anderen Mietern im Haus benachteiligt fühlten, | |
teilte das Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg am Mittwoch mit. Denn ihren | |
Nachbarn aus Deutschland und Mitteleuropa war die Miete trotz | |
vergleichbarer Wohnungsausstattung nicht nochmals erhöht worden. | |
Der Vermieter hatte nach Angaben des Gerichts nach dem Kauf des | |
Mehrfamilienhauses zunächst allen Parteien die Miete erhöht. Einige Mieter | |
zogen danach aus. Die Kläger aber blieben dort wohnen – zusammen mit | |
Nachbarn aus Deutschland, Mitteleuropa und aus arabischen Ländern. Einen | |
zweite Mieterhöhung sandte der Vermieter dann aber nur an die türkischen | |
und arabischen Familien im Haus, obwohl alle Wohnungen in Größe und | |
Ausstattung laut Gericht vergleichbar waren. Daraufhin kündigten auch die | |
beiden Kläger, bekamen aber – auch anders als Nachbarn – die erbetene | |
Räumungsfrist nicht gewährt. | |
Das Amtsgericht kam zu dem Schluss, dass der Vermieter mit seinem Verhalten | |
gegen das „Verbot der Benachteiligung wegen ethnischer Herkunft“ verstoßen | |
habe – und sprach beiden Klägern deshalb jeweils 15.000 Euro zu. Das Urteil | |
ist noch nicht rechtskräftig. | |
Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB) begrüßte die Entscheidung als | |
„wegweisend“. Erstmals sei Mietern auf dem bundesweiten Wohnungsmarkt eine | |
hohe Entschädigung wegen ethnischer Diskriminierung zugesprochen worden. Es | |
entstehe hier der Eindruck, dass der Vermieter im Fanny-Hensel-Kiez durch | |
Mieter türkisch und arabischer Herkunft eine Abwertung der Wohnanlage | |
vermute, die durch Mieter europäischer Herkunft nicht zu befürchten sei. | |
Im Kreuzberger Fanny-Hensel-Kiez gibt es viele ehemalige Sozialwohnungen. | |
Nach Angaben des TBB war den Mietern in dem betroffenen Haus die Kaltmiete | |
2010 zunächst von 5,33 Euro auf 7,04 Euro pro Quadratmeter erhöht worden. | |
Bei der zweiten Erhöhung wenige Monate später forderte der Vermieter von | |
einigen Familien 9,62 Euro pro Quadratmeter – kalt. | |
Nach TBB-Angaben haben inzwischen 17 Parteien das Haus wegen der | |
Mieterhöhungen verlassen, 13 davon mit türkischen und arabischen Wurzeln. | |
Danach seien freie Wohnungen im Haus unter dem Label „luxuriös | |
modernisiert“ angeboten worden. | |
14 Jan 2015 | |
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