# taz.de -- Nachruf auf Kim Fowley: Der lange Trip | |
> Der kalifornische Produzent und Musiker Kim Fowley ist im Alter von 75 | |
> Jahren gestorben. Er war eine wichtige Figur zwischen Glamrock und Punk. | |
Bild: Die Musik scheppert, als käme sie geradewegs aus der Nachbarsgarage: Kim… | |
Am Anfang stand ein Trip, ein Lied, das aus diesem Trip erst eine Reise | |
machen sollte, die für Kim Fowley nie aufhören sollte. 1965 veröffentlichte | |
der kalifornische Künstler seine geniale Single „The Trip“. „Summertime's | |
here kiddies/And it's time to take a trip.“, singt der damals 26-Jährige | |
und beschert dem euphorischen Freakout des Psychedelik-Pop eine frühe | |
Hymne. Die Musik scheppert, als käme sie geradewegs aus der Nachbarsgarage. | |
Erst viel später sollte man zu diesem Sound „Garage Punk“ sagen. | |
Bekannt wurde der exzentrische Fowley allerdings als Produzent anderer | |
Künstler und Talentsucher. Am ersten zu nennen sind The Runaways, die | |
kalifornische Frauen-Glam-Hardrockband, deren Debütalbum Kim Fowley 1976 | |
produzierte. Später stritten sich Band und Produzent auch vor Gericht um | |
Tantiemen, wurden sogar auf der Leinwand in dem Biopic „The Runaways“ | |
verewigt und vertrugen sich zuletzt wieder. | |
Für sich selbst und seine Rolle hatte er unglaubliches Selbstbewusstsein an | |
den Tag gelegt: „Eine Band braucht Charisma und sie braucht Kim Fowley. Die | |
Figuren, die hinter den Kulissen arbeiten, sind genausowichtig, wie die, | |
die auf der Bühne stehen. Kim Fowley ist das notwendige Übel.“ | |
Geboren und aufgewachsen in einem Künstlerhaushalt in Los Angeles -beide | |
Eltern waren Schauspieler-, machte Fowley schon im Teenager-Alter | |
Bekanntschaft mit der Unterhaltungsindustrie. Er ging mit den | |
Surfer-Musikern Jan&Dean zur Schule und begann in Übungsräumen | |
herumzulungern und in Plattenläden zu arbeiten. Dort traf er auch auf den | |
notorisch bekannten Produzenten Phil Spector. Bereits 1959 veröffentlichte | |
Fowley eine erste Single, die Musik war dem Teenie-Boppersound der Zeit | |
verpflichtet. Dem Zeitgemäßen zu entsprechen, diese Herausforderung kriegte | |
Fowley mal mehr, mal weniger hin. | |
Aber auch, wenn die Songs danebenlagen, so klangen sie doch oftmals | |
wunderbar beseelt. Und, Fowley hatte ein feines Näschen, das etwa die | |
Erschütterungen von Punk schon eine Weile im Voraus erschnüffelte. | |
In den siebziger Jahren veröffentlichte Fowley eine Reihe glorreicher | |
Soloalben (darunter „I'm bad“ und „International Heroes“), auf denen er | |
sich als Fürst der Finsternis inszenierte. So konterte er dem | |
Plastik-Neon-Look der kalifornischen Vorstädte mit einem flamboyanten | |
Image, trug Lippenstift und Wolkenkratzer-große Plateausohlenschuhe und | |
Umhänge, die ihn eindeutig als Magier ausgaben. Der Magier arbeitete | |
zuletzt auch an Videos (etwa von Beyoncé) und Filmen wie „Golden Road to | |
Nowhere“. Am Freitag ist der Magier an einer Blasenkrebserkrankung | |
gestorben, er wurde 75 Jahre alt. | |
„Fowley ist eine echte Type“, so erinnert sich etwa Steven Van Zandt, | |
Gitarrist in Bruce Springsteens E-Street Band. „Er hat alles gesehen, | |
kannte jeden und hat bis zum letzten Tag in der Underground-Garage | |
gearbeitet.“ | |
16 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Julian Weber | |
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David Bowie | |
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