# taz.de -- Japan nach dem IS-Geiselmord: Debatte um Militäreinsätze | |
> Japan will nach der Ermordung zweier Landsmänner durch die IS-Terrormiliz | |
> militärisch aktiver werden. An den Luftschlägen gegen den IS will es sich | |
> aber nicht beteiligen. | |
Bild: Der getötetet Journalist Kenji Goto in den TV-Nachrichten. | |
TOKIO/NEW YORK dpa/ap | Nach der Ermordung zweier japanischer Geiseln durch | |
die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) will die Regierung die Rolle des | |
eigenen Militärs stärken. Er wolle eine Debatte über ein rechtliches | |
Rahmenwerk, um den japanischen Selbstverteidigungsstreitkräften Einsätze | |
zur Rettung von im Ausland in Gefahr geratenen Japanern zu ermöglichen, | |
sagte Ministerpräsident Shinzo Abe am Montag vor einem Parlamentsausschuss. | |
Dies sei derzeit nicht möglich. | |
Shinzo Abe verteidigte im Parlament seine Antiterrorpolitik. Auf kritische | |
Nachfragen räumte er ein, dass er nichts von der IS-Lösegeldforderung über | |
200 Millionen Dollar gewusst habe, als er bei seiner kürzlichen Nahostreise | |
humanitäre Hilfe für die von der Terrormiliz angegriffenen Länder über just | |
diesen Betrag ankündigte. | |
Abe strebt seit längerem eine größere Rolle des eigenen Militärs an. | |
Kritiker werfen ihm vor, das Geiseldrama für seine Agenda zu nutzen. Abe | |
will in diesem Jahr die Rechtsgrundlage schaffen, um Japan künftig eine | |
„kollektive Selbstverteidigung“ zu ermöglichen – also in Konflikten an d… | |
Seite der USA zu kämpfen, selbst wenn es nicht direkt angegriffen wird. | |
Japan wird sich nach den Worten Abes jedoch auch weiterhin nicht an den | |
US-geführten Luftschlägen gegen die Terrormiliz beteiligen. Auch erwäge man | |
nicht, logistische Unterstützung dafür zu leisten, sagte der | |
Rechtskonservative. | |
Abe bekräftigte seine Entschlossenheit, mit der internationalen | |
Gemeinschaft zu kooperieren. „Wenn wir uns vor dem Schrecken des | |
Terrorismus fürchten und nach der jüngsten Tragödie ins Chaos fallen, ist | |
das genau das, was die Terroristen wollen“, sagte Abe. | |
## „Abscheulich und feige“ | |
Zuvor hatte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Hinrichtung eines | |
japanischen Journalisten durch die IS-Terrormiliz als „abscheulichen und | |
feigen Mord“ scharf verurteilt. | |
Dieses Verbrechen sei eine „tragische Erinnerung" an die zunehmenden | |
Gefahren für Journalisten in Syrien und zeige einmal mehr die Brutalität | |
des IS, heißt es in einer Erklärung des höchsten UN-Gremiums vom | |
Sonntagabend. | |
Der Islamische Staat hatte am Samstagabend im Internet ein Video | |
verbreitet, in dem der abgetrennte Kopf des japanischen Journalisten Kenji | |
Goto gezeigt wurde. Erst am 24. Januar hatte die Terrormiliz eine | |
Audiobotschaft veröffentlicht, in der mutmaßlich Goto zu hören war, der den | |
Tod seines Landsmanns Haruna Yukawa bekanntgeben musste. | |
2 Feb 2015 | |
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