# taz.de -- Kommentar Flüchtlingswohnungen: Beeindruckend unkonventionell | |
> Warum lange zögern? Die Stadt Olpe macht vor, wie Behörden Flüchtlingen | |
> unbürokratisch helfen können. | |
Bild: Flüchtlinge werden oft in wenig schöne Unterkünfte abgeschoben. | |
Man kann es als Beschlagnahme ansehen. Oder als Beschluss auf kurzem | |
Dienstweg: Eine Landesbehörde in Nordrhein-Westfalen hat in Olpe auf eine | |
ehemalige Familienferienstätte per Ordnungsverfügung zugegriffen. Sie will | |
dort Flüchtlinge unterbringen. | |
Die Ferienstätte Regenbogenland des Kolpingwerks war erst kürzlich | |
geschlossen worden – und die Bezirksregierung Arnsberg, die für Olpe | |
zuständig ist, beschloss, den zweiten vor dem ersten Schritt zu machen: | |
Inbesitznahme vor offiziellem Kauf. Beide Seiten sollen längst über einen | |
Verkauf des Gebäudes verhandelt haben, um es als Flüchtlingsunterkunft | |
umzubauen. Warum also die ganze Aufregung? | |
Und steht das katholische Kolpingwerk nicht für Nächstenliebe? In Olpe | |
könnte sie unbürokratisch ausgelebt werden. Der schnelle staatliche Vollzug | |
in dem kleinen Städtchen zeigt doch, wie dramatisch die Lage für die | |
Flüchtlinge ist. Die Zahlen der Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen (und | |
anderswo) steigt. Nicht aber der verfügbare Wohnraum. | |
In Olpe will man rasch helfen und wendete das Ordnungsbehördengesetz an. | |
Das besagt, dass man „eine im einzelnen Falle bestehende Gefahr für die | |
öffentliche Sicherheit oder Ordnung (Gefahr) abwehren“ könne. Die „Gefahr… | |
ist in Olpe eher eine Notwendigkeit, nämlich die Obdachlosigkeit von | |
Flüchtlingen zu verhindern. | |
Trotzdem könnte die Sache schiefgehen. Denn das gemeine Rechtsempfinden | |
verlangt, dass der Staat nicht eben mal Eigentum beschlagnahmen kann. Es | |
sei denn, es liegt eine Straftat vor. Insofern könnte der staatliche | |
Eingriff in Olpe genau das hervorrufen, was er vermeiden will: | |
Ressentiments gegen Flüchtlinge und Ausländer. Es kommt jetzt darauf an, | |
wie die Politik mit der Bevölkerung kommuniziert. | |
18 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
## TAGS | |
Kolpingwerk | |
Unterkunft | |
Flüchtlinge | |
Dresden | |
Kolpingwerk | |
Asyl | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Flüchtlingsfamilien in Dresden: Lauter neue Sachsen | |
„Kinder haben es einfacher“, sagt die Afghanin Mina Faizi. Sie spüren das | |
Provisorium, gewöhnen sich aber an neue Umgebung schneller als ihre Eltern. | |
Haus als Notunterkunft beschlagnahmt: „Regenbogenland“ für Flüchtlinge | |
In NRW sichert sich eine Bezirksregierung per Verfügung ein leerstehendes | |
Gebäude. Dort sollen Flüchtlinge untergebracht werden. | |
Privatasyl statt Flüchtlingsheim: „Hier sind Sie leider falsch“ | |
Warteschleifen, Absagen, bürokratische Hürden: Ein Zimmer privat an | |
Flüchtlinge zu vermieten ist nicht so einfach. Ein Erfahrungsbericht. |