Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Debatte um Nachtzugverbindungen: Regierung bevorzugt Fliegen
> Die Bahn kappt Nachtzugverbindungen, Kritiker hoffen auf Unterstützung
> von der Bundesregierung. Nun zeigt sich: Die können sie vergessen.
Bild: Da fuhren sie noch, die Nachtzüge.
BERLIN taz | Wenn Bahnwagen zu alt sind – sollte man dann besser die
Verbindungen einstellen oder investieren? Vor diesem Hintergrund
debattierte der Bundestag am Freitag unter anderem das Aus für diverse
Nachtzugverbindungen. Initiiert hatte die Plenumsdebatte die Linksfraktion
mit mehreren Anträgen. Ziel: Das Unternehmen soll eingestellte Verbindungen
wieder aufnehmen.
Die Deutsche Bahn hat in den vergangenen Monaten unter anderem eine Reihe
an Nachtzugverbindungen gekappt, etwa zwischen Kopenhagen und Amsterdam und
die Linien von Berlin, München und Hamburg nach Paris. Zudem sollen die
Autoreisezüge eingestellt werden, die Bahn testet derzeit ein Modell, bei
dem das Auto des Fahrgastes per Lkw ans Ziel transportiert wird.
Die Linksfraktion forderte nun dreierlei: ein Fernverkehrsgesetz, in dem
die Bundesregierung Leistungen definiert und auch Mittel bereitstellt. Ein
Moratorium zur Erhaltung der Nachtzüge, bis es ein „zukunftsfähiges
Konzept“ gibt. Und eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Bahntickets
für Fernfahrten.
Dass die Forderung nach – wie auch immer gearteten – Veränderungen der
Steuersätze nicht ganz unberechtigt ist, zeigte eine Anhörung im
Verkehrsausschuss des Bundestages im Januar. Dort forderte etwa Thomas
Sauter-Servaes von der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften,
die Benachteiligung von Zügen, etwa bei der Besteuerung, zu beenden: „Mit
derart großen Nachteilen können wir nicht gegen den Flieger ankommen.“
## „Das rollende Material“
Doch die Regierungsfraktionen lehnten den Linken-Antrag erwartungsgemäß ab.
Höhere Mehrwertsteuern im Flugverkehr würden die deutschen Anbieter gegen
Konkurrenz aus dem Ausland schwächen. Zweites Argument war ausgerechnet die
umstrittene Bahn-Reform. Die Deutsche Bahn sei nun mal eine AG. „Und wenn
das rollende Material am Ende der technischen Nutzungsdauer ist, ist der
Vorstand zum Handeln gefordert“, sagte Dirk Fischer von der CDU.
Handeln – dagegen hätte die Opposition auch nichts. Nur wünscht sie sich
statt einer Einstellung eher neue Investitionen: Steckdosen, Wlan,
zeitgemäße Ausstattung, um gegen die neue Konkurrenz von der Straße, die
Fernbusse, bestehen zu können.
Die Bahn will am 18. März ihr Fernverkehrskonzept vorlegen. Überraschungen,
im Sinne von wieder aufgenommenen Verbindungen, sind dabei allerdings nicht
zu erwarten. Denn wie Bahn-Vorstand Ulrich Homburg im Verkehrsausschuss
ankündigte, wird der Konzern in den nächsten anderthalb Jahren zunächst
analysieren, unter welchen Bedingungen wirtschaftlicher Nachtzugverkehr
möglich sei.
Die Linke und andere Bahn-Fans wollen noch nicht aufgeben: Im Anschluss an
die Sitzung war gemeinsam mit Bahngewerkschaftern und Umweltgruppen eine
Protestaktion vor dem Bundestag geplant.
6 Mar 2015
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Verkehr
Nachtzüge
Deutsche Bahn
Bundestag
Bahn
Bahn
Deutsche Bahn
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bundestag debattiert über Nachtzüge: Einstellen statt investieren
Die Deutsche Bahn schafft Nachtzuglinien ab. Bei einer Anhörung wird klar:
Das Unternehmen scheut notwendige Investitionen.
Das Sterben der Nachtzüge: Leise rattern die Schienen
Die Bahn hat im Dezember einige Nachtzüge gestrichen. Unser Autor war mal
Schlafwagenschaffner. Zeit, sich zu erinnern.
Neue Studie zu Schlafwagen-Mobiliät: Nachts in die Ferien
Die Bahn sieht Schlafwagen trotz Defizit noch als Teil ihres
Mobilitätsversprechens. Zum Fahrplanwechsel im Dezember werden aber einige
Verbindungen eingestellt
Streichung von Nachtzügen: Nie wieder in Paris aufwachen
Erst der Autozug, dann die Nachtverbindungen. Die Bahn kürzt im Fernverkehr
drastisch, obwohl die Nachfrage groß ist. Betriebsräte protestieren
dagegen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.