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# taz.de -- Kommentar EU-Überwachungsregime: Wir kriegen dich!
> Es ist unwahrscheinlich, dass „Lily“ jemals für die erlittene Überwachu…
> entschädigt wird. Je mehr sie sie öffentlich kritisiert, desto mehr wird
> sie verfolgt.
Bild: Ein ähnlicher GPS-Tracker war unter dem Auto von „Lily“ befestigt
Es ist wenig erhellend und gänzlich unnötig, darüber zu spekulieren, wer es
gewesen sein könnte. War es die spanische Polizei allein? War es eines
dieser europäischen Spitzelprojekte im grenzüberschreitenden Spähverbund?
War es ein Geheimdienst oder gar eine Behörde, die sich rächen will?
Der schwarz eingewickelte Peilsender, den die britische Aktivistin „Lily“
in Valencia in ihrem Auto fand, ist nicht deshalb so besonders interessant,
weil er technisch ausgefeilt wäre oder weil das Einsatzmittel so
unerwartbar wäre. Er ist ein Skandal, weil die Geschichte der Person „Lily“
für eine Ausweglosigkeit steht, die es nicht geben dürfte. Eine
fortgeschriebene Rechtlosigkeit innerhalb des europäischen
Überwachungsregimes von heute.
Es ist zwar keineswegs klar, ob die Überwachung der Frau in irgendeinem
Zusammenhang steht mit der Überwachung, der sie jahrelang unterlag, als sie
ohne ihr Wissen eine Beziehung zum britischen Polizeispitzel Mark Kennedy
führte. Klar ist dagegen: Dass sie irgendwann einmal die Entschädigung
erhält, die ihr zusteht, ist mehr als unwahrscheinlich.
Seit Jahren bereits kämpft sie gemeinsam mit anderen Frauen vor britischen
Gerichten darum, zu erfahren, wie und warum sie jahrelang mit
Stasi-Methoden ausgespäht wurde. Die Polizeibehörden auf der Gegenseite
unternehmen indes alles, das Verfahren möglichst komplett abzuwenden.
Patriarchat pur.
Die einzige Möglichkeit, die der Frau bleibt, um sich nicht zum Opfer
machen zu lassen, ist, laut über dieses Unrecht zu reden. Und siehe: Je
mehr sie nun also darüber redet, kritisiert, auf öffentlichen
Veranstaltungen, desto mehr holt sie das Unrecht ein. Nun ist es kein Mann
mehr, nun also ein Tracker, ein technisches Gerät, so, als wäre es nicht
langsam mal genug für ein Leben. Es ist genug.
9 Mar 2015
## AUTOREN
Martin Kaul
## TAGS
Polizei
Schwerpunkt Überwachung
GPS
Polizei
Schwerpunkt Überwachung
Große Koalition
Schwerpunkt Überwachung
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