# taz.de -- Grönemeyer über das „Ö“: „Herbert ist noch schlimmer“ | |
> Das Ö verleiht der deutschen Sprache etwas Fröhliches, was sie sonst | |
> nicht hat, sagt der Mann, mit dem das Ö in die deutsche Popmusik kam. | |
Bild: „Das Ö ist die Chili-Schote in meinem Namen“: Grönemeyer auf dem Ko… | |
taz: Herr Grönemeyer, mit Ihnen kam das Ö in den deutschen Pop. Sie haben | |
Ihr sechstes Album von 1988 „Ö“ genannt. [1][Was soll das?] | |
Herbert Grönemeyer: Das ist aus einer Karikatur entstanden. Ein | |
befreundeter Grafiker hat mich da gezeichnet. Früher hatte ich so lange | |
Haare mit einer Strähne an der Seite. Viele fanden, dass das total | |
bescheuert aussah, aber die Karikatur war lustig. Und dann haben wir diese | |
Grafik überall plakatiert, ohne dass da draufstand, dass es ein Album geben | |
wird, was so heißen wird. Das wusste damals keiner. | |
Haben Sie ein gutes Verhältnis zum Ö? | |
Ein sehr gutes sogar. Ich finde es sehr lustig. Es sieht aus wie ein | |
Osterhase und hat was Tänzerisches. | |
Warum haben Sie Ihren Ö-Namen nicht gegen einen Künstlernamen ohne Ö | |
eingetauscht? | |
Gute Frage. Als ich mit 17 meinen ersten Plattenvertrag bekam, sagten die | |
zu mir, ich solle den Namen ändern. Ich fand aber Herbert viel schlimmer | |
als Grönemeyer. Immer wenn andere sich mir als Herbert vorstellten, dachte | |
ich: Iiiih, was ein blöder Name. Und dann erst hab ich mich daran erinnert, | |
dass ich ja selber so heiße. Ich hätte mich vielleicht besser Arthur Wiglev | |
Clamor nennen sollen. Aber das wäre nicht so lustig gewesen. | |
Haben Sie außerhalb Deutschlands Probleme mit Ihrem Ö-Namen? | |
Ja, in den USA schreiben die den immer mit oe. Ich auch, wenn ich da bin. | |
Aber der Name mit den Punkten über dem Rest hatte für mich immer etwas | |
Spaßiges. Ansonsten gibt es bei mir ja nur dieses E. Lauter Es, vorne und | |
hinten. Der einzige Vokal, der die Es unterbricht, ist das Ö. Das Ö ist die | |
Chili-Schote in meinem Namen. | |
Die US-amerikanische Hardrockband [2][Blue Öyster Cult] gilt als erste Band | |
mit Ö im Namen. Angeblich sollten damit die wagnerianischen Aspekte ihrer | |
Musik betont werden, also eher nicht so Spaßiges. Haben die da was falsch | |
verstanden? | |
Ich kenne die Band, aber wie die zu ihrem Ö stehen, weiß ich nicht. Umlaute | |
haben aber doch wirklich etwas Fröhliches, Heiteres. Sie sind markant und | |
geben der deutschen Sprache eine Freude, die sie sonst ja nicht hat, weil | |
sie eher hart ist. | |
Finden Sie Gedöns auch lustig? | |
Ich liebe Gedöns. Das erinnert mich an Chaos und Unordnung, und aus | |
Unordnung entsteht die Schönheit des Lebens. Ich bin auch ein Chaot. Bei | |
mir zu Hause hab ich lauter Gedöns rumliegen. „Gedöns“ wäre übrigens au… | |
ein schöner Plattentitel. Sollte es so kommen, können Sie später sagen, das | |
hat der von der taz. | |
4 Apr 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.youtube.com/watch?v=6tFoIu9nhYQ | |
[2] http://www.youtube.com/watch?v=AUO_5EALZoM | |
## AUTOREN | |
Doris Akrap | |
## TAGS | |
Herbert Grönemeyer | |
Ö | |
Gedöns | |
Grau | |
Gedöns | |
Döner | |
Ö | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
An der Nordseeküste: Husum, Du schöne Stadt am Meer | |
Theodor Storm hat seiner Heimat Husum ein Denkmal gesetzt, nun wird sie auf | |
ewig die graue Stadt sein. Sie hat Besseres verdient. Ein Spaziergang. | |
Austerreich?: Traut euch, Ösis! | |
Oesterreichische Nationalbank, ORF, Austropop, Austrian Airlines. Die | |
Österreicher verstecken ihr Ö, wo sie nur können – sie sollten lernen, es | |
zu lieben. | |
Der stolzeste Buchstabe: Ö heißt Sehnsucht | |
Die türkische Sprache gilt als Ü-Sprache. Doch in Wahrheit ist das Ö viel | |
stolzer und dramatischer. Wer würde schon einen Düner essen wollen? | |
Das Ö: Der unnötige Buchstabe | |
Das Ö ist Außenseiter, Klang gewordene Ratlosigkeit und nicht | |
integrationsfähig. Selbst Nerds wie Ä und Ü wollen nichts mit ihm zu tun | |
haben. |