# taz.de -- Neue Flüchtlingsunterkünfte in Tröglitz: „Wir weichen keinen S… | |
> Der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts will nach dem Anschlag in Tröglitz | |
> neue Wohnungen für Asylbewerber finden. Für seinen Plan erhält er viel | |
> Unterstützung. | |
Bild: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff vor dem ausgebrannten … | |
TRÖGLITZ dpa | Nach dem Brandanschlag auf ein fast fertiges Flüchtlingsheim | |
in Tröglitz will das Land Sachsen-Anhalt so schnell wie möglich andere | |
Wohnungen in dem Ort für Flüchtlinge organisieren. Dazu wird sich | |
Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht am Dienstag (13.30 Uhr) | |
mit dem zuständigen Landrat Götz Ulrich (beide CDU) in Magdeburg treffen. | |
Geplant sei, dass in Kürze Flüchtlinge in privaten Wohnungen unterkommen, | |
sagte Stahlknecht. | |
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte der Zeitung Die Welt | |
(Dienstag): „Wir rechnen mit Familien aus Syrien und anderen | |
Bürgerkriegsgebieten.“ Man habe dort Kitas und Schulen zur Verfügung. „Wir | |
arbeiten an einem Konzept, in welcher Form und zu welchem Zeitpunkt wir mit | |
der Unterbringung beginnen. Wir weichen keinen Schritt zurück.“ | |
In der Nacht zu Samstag war in dem Flüchtlingsheim in Tröglitz ein Feuer | |
gelegt worden. Es ist nun unbewohnbar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt | |
wegen schwerer Brandstiftung, der Staatsschutz ist eingeschaltet. Ob | |
Fremdenhass das Motiv war, ist unklar. Die Ermittler halten aber einen | |
politischen Hintergrund für naheliegend. | |
Seit Wochen hatten Rechtsextreme Stimmung gegen das Asylbewerberheim | |
gemacht. Wegen Anfeindungen war im März Bürgermeister Markus Nierth | |
(parteilos) zurückgetreten. Nun steht Götz Ulrich, der Landrat des | |
Burgenlandkreises, wegen Drohungen unter Polizeischutz. Auch Nierth hat | |
seiner Frau zufolge neue Drohungen erhalten. | |
Der Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt hält eine [1][Unterbringung von | |
Flüchtlingen in Privatwohnungen für die richtige Reaktion]. „Ich würde es | |
machen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende Ulrich Koehler. Es gehe | |
darum, in Tröglitz ein Zeichen zu setzen. „Sonst haben sich die anderen | |
durchgesetzt“, fügte der Rechtsanwalt mit Blick auf die Neonazis in der | |
Region hinzu. | |
## Rechtsstaat und Neonazis | |
Ähnlich äußerte sich der Berliner Politikwissenschaftler Hajo Funke. In dem | |
Ort werde darum gekämpft, ob der Rechtsstaat funktioniere oder nicht. „Wir | |
erleben einen Angriff der NPD, die dort alles tut, um die Aufnahme von | |
Asylbewerbern zu verhindern und den Ort 'rein zu halten', wie es in ihrer | |
Sprache heißt. Da entscheidet sich, ob der Rechtsstaat und die engagierten | |
Demokraten kapitulieren und von den Neonazis zurückgeschlagen werden“, | |
warnte Funke in der Passauer Neuen Presse (Dienstag). | |
Ministerpräsident Haseloff machte deutlich, dass der Brandanschlag von | |
Tröglitz kein Einzelfall sei. „Es handelt sich um ein bundesweites | |
Problem“, sagte er. „Die Zahl der Übergriffe steigt im gesamten | |
Bundesgebiet deutlich an. Tröglitz ist überall.“ Nun müsse man sich „in … | |
Bundespolitik mit dieser unsäglichen Entwicklung auseinandersetzen“. | |
Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach sagte der Passauer Neuen Presse: | |
„Was heute in Tröglitz geschieht, kann morgen anderswo passieren. Den | |
Standort für die Unterbringung von Flüchtlingen aufzugeben, wäre ein | |
fatales Signal.“ | |
Koehler sagte, in der Regel sei es leichter, Flüchtlingsfamilien zu | |
integrieren, so wie es geplant sei, und nicht einzelne Flüchtlinge. Eine | |
Unterbringung in Tröglitz ablehnen, etwa aus Angst vor Übergriffen, könnten | |
Asylbewerber nicht. Die Betroffenen würden nach einem Schlüssel auf die | |
Länder und dann auf die Gemeinden verteilt. | |
7 Apr 2015 | |
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