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# taz.de -- Schmuggel-Tourismus in China: Peking bremst Shopping in Hongkong
> China begrenzt den Schmuggel-Tourismus zwischen Hongkong und dem
> Festland. Damit reagiert es auf Proteste in der ehemaligen Kronkolonie.
Bild: Festlandchinesen kaufen gern in Hongkong ein.
BERLIN taz | Seit Montag dürfen Bewohner der südchinesischen Millionenstadt
Shenzhen nur noch einmal die Woche ins benachbarte Hongkong reisen. Dies
gaben Chinas Behörden laut der offiziellen Nachrichtenagentur Xinhua am
Montag bekannt. Damit reagiert die Regierung in Peking auf Proteste in der
früheren Kronkolonie gegen den sogenannten „Parallelhandel“ chinesischer
Shopping-Touristen.
Damit sind chinesische Besucher gemeint, die täglich mehrfach
rollkofferweise Produkte wie Milchpuler, Kosmetika, Medikamente von
Hongkong per Nahverkehrszug nach Shenzhen bringen und in China
weiterverkaufen. Ursache ist das in China verbreitete Misstrauen in
heimische Artikel. Schon mehrfach gab es Skandale, zum Beispiel um
verseuchtes Milchpulver.
Das einst britische Hongkong ist seit 1997 eine autonome Stadt Chinas, die
nach dem Motto „ein Land, zwei Systeme“ regiert wird. Die Stadt trennt
weiterhin eine Grenze sowie unterschiedliche Gesetze vom Festland. Bis 2003
durften Chinesen nur in Gruppen einreisen. Doch um dem damals von der
Sars-Epidemie gebeutelten Hongkong zu helfen und den Tourismus wieder
anzukurbeln, dürfen Festlandchinesen seitdem individuell und mit Visum
beliebig oft ein- und ausreisen. Im Jahr 2014 haben 47,2 Millionen
Festland-Chinesen die Stadt mit 7,2 Millionen Einwohnern besucht, 16
Prozent mehr als im Vorjahr. 4,59 Millionen Besucher stammen laut Hongkongs
Regierungschef Leung Chun-ying aus Shenzhen und kämen mehr als einmal die
Woche.
Hongkong lebt vom Handel mit China. Doch neben dem offiziellen Warenverkehr
hat sich ein schwunghafter Privatschmuggel nach China entwickelt. In der
Stadt führt dies zu Versorgungsengpässen, Rationierungen, Verkehrschaos,
höheren Preisen und Mieten und Verdrängungen angestammter Läden. In den
letzten Monaten kam es immer wieder zu Protesten gegen die Shopper vom
Festland. Dies artete in Beschimpfungen aus, manchmal auch in Rangeleien
sowie Tiraden in sozialen Netzwerken beiderseits der Grenze.
## Hongkongs Frust über Peking
Genährt wurden die Proteste durch den Frust vieler Hongkonger über Pekings
politische Bevormundung. Im vergangenen Herbst hatten Hongkonger Aktivisten
mit breiter Unterstützung der Bevölkerung vergeblich wochenlang wichtige
Hauptverkehrsstraßen besetzt, um demokratische Reformen durchzusetzen.
Hongkongs pekingfreundliche Regierung erklärte den Demonstranten
wiederholt, sie habe keinen Einfluss auf die chinesische Regierung und
Proteste seien völlig nutzlos. Peking stellte sich denn auch den Wünschen
gegenüber taub.
Doch jetzt zeigen Pekings Reaktionen auf die Proteste gegen die
„Parallel-Händler“ den Hongkonger Aktivisten, dass China Proteste in der
Stadt doch nicht ignorieren kann und sich um das bilaterale Verhältnis
sorgt. Laut Hongkongs Regierungschef Leung habe sich Peking die
Entscheidung jetzt nicht leicht gemacht. Er rief dazu auf, künftig auf
Proteste gegen chinesische Touristen zu verzichten. Bereits in den letzten
Wochen ist deren Zahl wegen der Proteste zurückgegangen.
14 Apr 2015
## AUTOREN
Sven Hansen
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Tourismus
Hongkong
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Regenschirm-Bewegung
Autonomie
Hongkong
Schwerpunkt Occupy-Bewegung
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