# taz.de -- China lässt Frauenrechtlerinnen frei: Nicht alle Vorwürfe aufgeho… | |
> Weil sie sexuelle Belästigung öffentlich verurteilten, wurde fünf | |
> Aktivistinnen Unruhestiftung vorgeworfen. Nun wurden sie auf Kaution | |
> freigelassen – mit Auflagen. | |
Bild: „Feminismus ist kein Verbrechen“: Protest für die Freilassung der f�… | |
PEKING dpa/ap | Nach massiven Protesten sind fünf festgenommene | |
Frauenaktivistinnen in China wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Wie ihre | |
Anwälte am Montag berichteten, seien Wei Tingting, Wang Nan, Zheng Churan, | |
Li Tingting und Wu Rongrong nach mehr als einem Monat Haft auf Kaution | |
freigelassen worden. | |
„Wir können bestätigen, dass alle fünf frei sind“, sagte ihr Anwalt Wang | |
Qiushi nach Mitternacht Ortszeit. Ihre Bewegungsfreiheit bleibe aber | |
eingeschränkt. Die fünf Frauen waren kurz vor dem Weltfrauentag am 8. März | |
festgenommen worden, als sie Flugblätter gegen sexuelle Belästigung im | |
öffentlichen Nahverkehr verteilen wollten. Wie kaum ein anderer Fall von | |
politischer Verfolgung in China in jüngster Zeit hatte ihre Festnahme | |
massive Proteste nicht nur der Europäischen Union und der USA, sondern auch | |
Empörung in China selbst ausgelöst. | |
Allen fünf war vorgeworfen worden, „Streit zu suchen und Ärger zu | |
provozieren“. Diese Anklage der Unruhestiftung wird heute in China gerne | |
eingesetzt, um Bürgerrechtler oder Aktivisten bis zu fünf Jahre hinter | |
Gittern zum Schweigen zu bringen. Früher war in solchen Fällen meist der | |
Vorwurf der „Untergrabung der Staatsgewalt“ erhoben worden. | |
Die Frauen dürften ihre Heimatorte vorerst nicht verlassen, berichtete der | |
Anwalt. „Sie haben nur begrenzte Freiheit.“ Die Polizei könne sie jederzeit | |
zum Verhör einbestellen. Diese Auflagen gelten normalerweise für eine Dauer | |
von bis zu einem Jahr. In einer ersten Reaktion meinte Maya Wang von der | |
Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch, die Freilassung zeige, dass | |
internationaler Druck auf China wirksam sei, wenn er nur stark genug sei. | |
## „Weder legal noch begründet“ | |
In einer Stellungnahme würdigte auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty | |
International die Freilassung der Aktivistinnen als „ermutigenden | |
Durchbruch“, aber als „unvollständigen Schritt.“ So müsse Chinas Führu… | |
sämtliche Vorwürfe gegen die fünf Frauen fallenlassen. | |
Das Pekinger Yirenping-Zentrum, das sich gegen Diskriminierung einsetzt und | |
mit den Aktivistinnen zusammenarbeitet, äußerte sich ähnlich. Die Frauen | |
auch weiterhin wie kriminelle Verdächtige zu behandeln, sei „weder legal | |
noch begründet.“ Sie hätten vielmehr öffentliche Anerkennung und Ehrungen | |
verdient, schrieb der Mitbegründer des Zentrums, Lu Jun. | |
In einem Brief an den Staatsanwalt hatten die [1][Familien und Partner der | |
fünf Feministinnen kurz zuvor die Freilassung gefordert]. „Die fünf jungen | |
Frauen sind unschuldig“, hieß es in dem Schreiben. „Sexuelle Belästigung | |
abzulehnen, ist rechtmäßig“, erklärten die Unterzeichnenden. „Die Rechte | |
von Frauen zu schützen, ist rechtmäßig. Gleichheit zwischen Männern und | |
Frauen zu unterstützen, ist rechtmäßig.“ | |
Die Aktivistinnen seien sozial verantwortliche Bürgerinnen, die sich an das | |
Gesetz hielten. Auch unterstützten sie die Frauenpolitik Chinas, indem sie | |
sich für den Schutz der Frauenrechte einsetzten. Das Schreiben, über das | |
die New York Times zuerst berichtet hatte, wurde am Freitag übermittelt. | |
Alle fünf hatten sich schon länger mit kreativen Aktionen für Frauenrechte | |
und gegen Diskriminierung stark gemacht, was auch in den staatlich | |
kontrollierten Medien Chinas auf Bewunderung gestoßen war. Zum Beispiel | |
hatten sie mit der Besetzung von Männertoiletten auf den Mangel an | |
öffentlichen Frauentoiletten hingewiesen. | |
14 Apr 2015 | |
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[1] http://sinosphere.blogs.nytimes.com/2015/04/13/letter-from-families-of-the-… | |
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