# taz.de -- Neue Anlaufstelle für Jugendliche und Jungerwachsene: Sanfter Druc… | |
> Im Mai geht in Bremen die Jugendberufsagentur an den Start. Sie soll | |
> unter 25-Jährigen in Ausbildung und Job helfen. | |
Bild: Die Linkspartei tut ihre Meinung zur Jugendberufsagentur in Wort und Mist… | |
BREMEN taz | Die neue Jugendberufsagentur (JBA) ist seit gestern offiziell. | |
Für eine entsprechende Verwaltungsvereinbarung kam am Dienstag fast die | |
komplette Polit-Prominenz Bremens ins Rathaus: VertreterInnen des | |
Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftsressorts unterschrieben, ebenso des | |
Bremerhavener Magistrats, des Arbeitsamtes und des Jobcenters sowie der | |
Handels-, Handwerks- und Arbeitnehmerkammer. | |
Die JBA soll eine Anlaufstelle für Jugendliche unter 25 Jahren sein und | |
ihnen zu Ausbildungsplätzen verhelfen – ab Ende April in Bremerhaven, ab | |
Anfang Mai in der Arbeitsagentur Bremen und spätestens ab 2016 zusätzlich | |
in Bremen-Nord. Die Jugendlichen müssten ermuntert werden, sagte die grüne | |
Sozialsenatorin Anja Stahmann, „auch wenn sie nicht sofort nach dem | |
Verlassen der Schule eine Ausbildung anfangen können oder wollen – selbst | |
dann, wenn sie von sich aus nicht auf die Idee kommen, sich Unterstützung | |
im Hilfesystem zu besorgen“. | |
Das macht den Anschein mindestens „sanften Drucks“ und ist für | |
PolitikerInnen der Linkspartei auch deswegen „Mist“: Einen Haufen desselben | |
schütteten sie als Protest vorm Rathaus auf. „Jugendberufsagenturen sind | |
nicht zu trennen von den Sanktionsmechanismen der Hartz-Gesetze“, sagte | |
Landessprecherin Doris Achelwilm. Hier werde wie beim Jobcenter mit Druck | |
gearbeitet. Daneben habe sie auch datenschutzrechtliche Bedenken, weil | |
Daten zwischen Schulen und den Jugendberufsagenturen ausgetauscht werden | |
sollten. | |
In der Tat sollen so viele Jugendliche wie möglich bei der JBA registriert | |
werden, um sie nach ihrer Schulpflicht nicht aus den Augen zu verlieren. | |
„Dafür benötigen wir das Einverständnis des Jugendlichen“, sagt Christina | |
Selzer, Sprecherin der Bildungsbehörde. Die Übermittlung von Daten aus dem | |
SchülerInnenverzeichnis an andere Dienststellen sei zwar durch das | |
Schuldatenschutzgesetz begrenzt. Aber: „Ob gegebenenfalls das Schul- oder | |
das Schuldatenschutzgesetz geändert werden muss, wird geprüft“, so Selzer. | |
In der Verwaltungsvereinbarung zur JBA heißt es dazu: „Die Senatorin für | |
Bildung und Wissenschaft strebt eine Ermächtigung an, Daten von | |
Schülerinnen und Schülern und ehemaligen Schülerinnen und Schülern bis zur | |
Vollendung ihres 25. Lebensjahres zu Zwecken der Förderung der beruflichen | |
Ausbildung zu verarbeiten.“ | |
Die Förderung geschehe auf freiwilliger Basis, so Selzer. „Die Vernetzung | |
der Institutionen und Ressorts soll dafür sorgen, dass die Jugendlichen | |
effektiver Hilfe bekommen und das Übergangssystem als sinnlose | |
Warteschleife abgebaut wird.“ Mehr als Angebote würden den Jugendlichen | |
aber nicht unterbreitet. Das kann allerdings auch sehr offensiv geschehen – | |
in der Vereinbarung heißt es dazu : „Junge Männer und Frauen (...), die auf | |
schriftliche und telefonische Beratungsangebote nicht reagieren, werden | |
durch Personen, die von Vertragspartnern der JBA beauftragt wurden, | |
persönlich aufgesucht, um sie für die Unterstützungsmöglichkeiten der | |
Jugendberufsagentur zu gewinnen.“ Laut Selzer sind aber auch diese | |
„Hausbesuche“ freiwillig. | |
15 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
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