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# taz.de -- Nazi-Lied im Berliner Unterricht: Horst Wessel mit Füßen getreten
> Das Horst- Wessel-Lied am Köpenicker Gymnasium wurde wohl nur mitgesummt
> und mitgestampft. Das sagt nun der Schulleiter.
Bild: Unterrichtsexperiment zum 3. Reich: Filmausschnitt aus „Die Welle“.
BERLIN taz | Unzählige Anrufe beim Emmy-Noether-Gymnasium in Köpenick
liefen am Dienstag ins Leere. Anscheinend kapitulierte die Schule vor dem
Presseansturm, den die Nachricht auslöste, dass eine Musiklehrerin ihre
OberstufenschülerInnen zum Singen des verbotenen Horst-Wessel-Liedes
animiert habe. [1][Auch die taz berichtete].
Am Mittwoch war Schulleiter Jürgen Vinzelberg für ein kurzes Gespräch zu
erreichen. Er komme gerade aus einer Unterredung mit dem Kurs, in der sich
der Vorfall ereignet haben soll. „Der Kurs hat vollstes Verständnis für
das, was die Lehrerin getan hat“, sagte Vinzelberg der taz.
Die SchülerInnen seien nicht zum Singen aufgefordert worden, sie hätten
lediglich mitgesummt und mit den Füßen den Takt getreten. Zudem habe die
Lehrerin ihre SchülerInnen nicht im luftleeren Raum gelassen. Die Musik und
der Text seien zuvor analysiert worden.
Dies soll im Zusammenhang mit dem Bertolt-Brecht-Gedicht „Der
Kälbermarsch“, das als Parodie auf die Nazi-Hymne gilt, stattgefunden
haben. „Ohne das Horst-Wessel-Lied ist der ’Kälbermarsch‘ nicht zu
verstehen“, sagte Schulleiter Vinzelberg. Die Erarbeitung der rhythmischen
und lyrischen Merkmale des verbotenen Liedes sei notwendig gewesen.
Die Lehrerin berief sich auf den [2][Rahmenlehrplan]. Dort heißt es: „Die
Schülerinnen und Schüler [...] entwickeln ein Verständnis für die
Funktionalisierung von Musik im Dienste politischer, religiöser und
wirtschaftlicher Interessen.“
## „Die Welle“ als Vorbild?
Die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Regina Kittler, zog in einer
Pressemitteilung eine Parallele zu dem Roman „Die Welle“ von Morton Rhue,
in dem ein Lehrer durch ein Experiment mit Schülern zeigt, wie Menschen
durch einfache Methoden manipuliert werden können. Dass im Musikunterricht
auch über den Missbrauch von Musik durch das Naziregime diskutiert werde,
sei richtig und wichtig. Wieso aber zum Horst-Wessel-Lied gesummt werden
müsse, erschließe sich nicht.
„Das Gymnasium in Köpenick ist bisher für Engagement gegen Rassismus und
Gewalt bekannt“, so Kittler. An der Schule gebe es Willkommensklassen für
Flüchtlingskinder aus dem Allendeviertel. Vor dem Hintergrund dort immer
wieder stattfindender Aufmärsche von Neonazis sei eine Aufklärung des
Geschehens an der Schule dringend notwendig.
Gegenüber der taz sprach der Schulleiter nicht von einer „Welle“, sondern
von einem „Tsunami“, der die Schule getroffen habe. Seit dem 23. März sei
das Gymnasium bemüht, den Sachverhalt zu klären. Die Ermittlungen seien
noch nicht nicht abgeschlossen. Doch nach Ansicht der Schulleitung liegt
ein Gesetzesbruch nicht vor. Im Sexualkundeunterricht behandele man
schließlich auch Dinge, die manchem zu nahe treten würden.
16 Apr 2015
## LINKS
[1] /Nazi-Lied-im-Unterricht-in-Berlin/!158156/
[2] http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/unterricht/lehrplaene/s…
## AUTOREN
Marco Wedig
## TAGS
Gymnasium
Berlin
Köpenick
Horst-Wessel-Lied
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Horst-Wessel-Lied
Immunität
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