Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar IS-Anschlag in Afghanistan: Urheber gegen Bekenner
> Der Islamische Staat hat sich zu einem Attentat in Afghanistan bekannt.
> Das heißt aber nicht, dass er es wirklich getan hat.
Bild: Nach dem Anschlag im afghanischen Dschalalabad: Der Islamisvche Staat ben…
„Guftan kardan nist“ – sagen ist noch nicht tun, so lautet eine afghanisc…
Redewendung. Dies muss man auch auf den Anschlag am Sonnabend in
Ostafghanistan anwenden, zu dem sich der afghanisch-pakistanische Arm des
Islamischen Staats bekannte. Damit löste er eine ziemliche Sensation aus.
Immerhin wäre das der erste große Anschlag der
dschihadistisch-internationalistischen Terrorbewegung in dieser
nichtarabischen Region.
Aber Vorsicht: In Afghanistan war es in den vergangenen über 13 Jahren der
US-geführten Militärintervention und des Aufstands der Taliban und anderer
Gruppen gang und gäbe, sich zu Anschlägen zu bekennen, die man gar nicht
ausgeführt hatte (es gab immer wieder Doppelbekenntnisse). Oder umgekehrt:
Man zog vor, sich in bestimmten Fällen nicht zu bekennen.
Die afghanischen Taliban etwa – bis heute die größte aktive Gruppe –
stritten mehrmals die Urheberschaft von Anschlägen ab, bei denen, wie am
Sonnabend, viele Zivilisten um Leben kamen. Ihre offizielle Doktrin sieht
nämlich vor, Leben und Eigentum afghanischer Zivilisten zu schützen. In der
Praxis allerdings nehmen die Taliban bei ihren Operationen in der Regel in
Kauf, wofür im Westen der Euphemismus „Kollateralschaden“ erfunden wurde.
Ihre örtlichen Konkurrenten vom IS hingegen haben Profilierungsbedarf. In
Pakistan, weniger in Afghanistan, schlossen sich ihm bisher nur
Splittergruppen an, die dann per Fernbeschluss adoptiert wurden. Diese
Gruppen müssen sich ihren Geldgebern gegenüber aktiv zeigen. Dafür kommen
Anschläge, deren Urheberschaft andere nicht übernehmen wollen, gerade
recht. Die IS-Leute wissen, wie fiebrig westliche Medien auf jede Regung
ihrer Bewegung reagieren. So wird aus einer Bekennererklärung schnell ein
Fakt.
19 Apr 2015
## AUTOREN
Thomas Ruttig
## TAGS
Terrorismus
Taliban
Anschlag
„Islamischer Staat“ (IS)
Schwerpunkt Afghanistan
Bundeswehr
Bundeswehr
Australien
Taliban
Taliban
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Lage in Afghanistan: Geklappt hat nur der Abzug
Die Taliban stehen vor Kundus. Gescheitert ist das Konzept der
„Entwicklungshelfer in Uniform“. Nicht der einzige Fehler der deutschen
Afghanistan-Politik.
Frühjahrsoffensive der Taliban: Kampf um Kundus
Die Taliban stehen vor den Toren der Provinzhauptstadt Kundus. Die schweren
Angriffe haben die afghanischen Regierungstruppen überrascht.
IS im Irak zurückgedrängt: Terrormiliz verliert Gebiete
Der „Islamische Staat“ verliert nach monatelangen aliierten Luftangriffen
zunehmend an Territorium im Irak. Doch besiegt ist die Miliz längst noch
nicht.
Taliban-Anschläge in Afghanistan: Die Gewalt eskaliert
Ein zu den Taliban gehörender Selbstmordattentäter greift einen Nato-Konvoi
an. Schiiten auf dem Weg zu einer Hochzeit geraten in eine Sprengfalle.
Terror in Südost-Afghanistan: Viele Tote bei Anschlag auf Demo
Ein Selbstmordattentäter sprengt sich in der Stadt Chost inmitten eines
Anti-Korruptionsprotests mehrerer Hundert Demonstranten in die Luft.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.