| # taz.de -- Traumatisiert durch Flucht: „Die Kinder sind belastet“ | |
| > Kita-Besuch ist für Flüchtlingskinder wichtig, weil sie sich in den | |
| > Unterkünften nicht erholen können, sagt Fachhochschul-Dozentin Elke | |
| > Alsago. | |
| Bild: Müssen in Ruhe spielen können. Hamburger Flüchtlingskind beim Umzug in… | |
| taz: Frau Alsago, wie geht es Kindern in Flüchtlingsheimen? | |
| Elke Alsago: Man kann davon ausgehen, dass etwa drei Viertel dieser Kinder | |
| traumatisiert sind. Häufig zeigen sie bei der Ankunft noch keine Symptome. | |
| Aber die Situation in den Unterkünften ist für die Kinder so belastend, | |
| dass die Traumata nicht aufgearbeitet werden können und sich verstärken. | |
| Erholung findet nicht statt. | |
| Aber sie sind in Sicherheit … | |
| Sie leben auf engem Raum und erleben ihre Eltern oft als hilflos. Oft | |
| lernen sie schneller Deutsch und kommen in die Rolle, Verantwortung für die | |
| Eltern zu übernehmen. Diese sind ihnen oft keine Stütze. Die Angst der | |
| Eltern vor Abschiebung wirkt sich auch auf die Kinder aus. | |
| Welche Hilfe bietet die Kita? | |
| Wichtig ist, dass die Kinder überhaupt erst mal in eine Kita kommen. Vielen | |
| ist das nicht möglich, weil ihre Eltern das nicht schaffen. | |
| Brauchen Flüchtlingskinder besondere Pädagogik? | |
| In der Kita verhalten die Kinder sich mitunter so, dass es für die | |
| Erzieherinnen schwer zu deuten ist, weil sie sich mit Traumatisierung nicht | |
| auskennen. Sie brauchen Fortbildung und fachliche Unterstützung. Und sie | |
| benötigen Zeit, um zu überlegen, wie sie dem Kind eine stabile Umgebung | |
| bieten, in der es zur Ruhe kommt, sich um sich selbst kümmern und spielen | |
| kann. | |
| Von welchem Verhalten sprechen Sie genau? | |
| Es kann sein, dass ein Kind extrem angepasst reagiert, um nicht | |
| aufzufallen, und nicht mitteilt, wenn es etwas bedrückt. Es macht alles | |
| mit, was alle Kinder machen. Da denkt die Erzieherin, es ist alles in | |
| Ordnung. | |
| Droht langfristiger Schaden? | |
| Das Kind kann zum Beispiel als Erwachsener keine Bindungen aufbauen. Es | |
| entwickelt kein Ur-Vertrauen, sondern behält ein Ur-Misstrauen in diese | |
| Welt, was sich nicht wieder auflöst und was auch an die nächste Generation | |
| weiter vererbt werden kann. | |
| 19 Apr 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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