| # taz.de -- Palästina-Konferenz in Berlin: Die Linke geht auf Distanz | |
| > Die Linkspartei bleibt einer umstrittenen Palästina-Tagung fern. Dabei | |
| > sind die geladenen Gäste gemäßigt. Unproblematisch ist die Konferenz | |
| > dennoch nicht. | |
| Bild: In Berlin wird das „palästinensische Nationalprojekt“ diskutiert. | |
| BERLIN taz | Am späten Sonntagnachmittag verschickte der Pressesprecher der | |
| Linksfraktion eine Klarstellung. Vier Sätze, zwei Botschaften: „Annette | |
| Groth nimmt nicht an dieser Veranstaltung teil.“ Und: „Wolfgang Gehrcke | |
| nimmt an der Veranstaltung nicht teil.“ | |
| Mit der Veranstaltung meinte der Sprecher eine Konferenz europäischer | |
| Palästinenser am kommenden Samstag in Berlin, die der Linkspartei beinahe | |
| eine neue Antisemitismusdebatte beschert hätte. Nach einer Reihe von | |
| Zusagen, Ankündigungen und Dementis steht nun aber fest: Die Veranstalter | |
| müssen am Wochenende ohne Abgeordnete des Bundestags auskommen. | |
| In einer Halle an der Spree wollen die Organisatoren, zwei Verbände von | |
| Exilpalästinensern, am Samstag über das „palästinensische Nationalprojekt�… | |
| diskutieren. Erwartet werden rund 3.000 Teilnehmer – „Anhänger der | |
| islamistischen Terrorgruppe Hamas“, [1][wie die Berliner Boulevardzeitung | |
| B.Z. schreibt]. | |
| Eine zumindest gewagte Bezeichnung: Der Berliner Verfassungsschutz nennt in | |
| seinen Berichten keine Belege für Verbindungen zwischen den Veranstaltern | |
| und der Hamas; und als Redner sind statt Terroristen aus dem Gazastreifen | |
| gemäßigte Politiker wie der Bürgerrechtler Mustafa Barghuthi angekündigt. | |
| ## Israel fehlt | |
| Ganz unproblematisch ist die Veranstaltung dennoch nicht: So stellt das | |
| [2][Palestinian Return Center], das die Konferenz mit organisiert, auf | |
| seiner Homepage die Bevölkerung Israels mit den deutschen | |
| Nationalsozialisten gleich. Und auf dem Logo der Veranstaltung prangt eine | |
| Karte des Nahen Ostens – in den Farben Palästinas und der Europäischen | |
| Union. Für Israel ist auf der Karte kein Platz vorgesehen. | |
| Bei der Linkspartei könnte das Logo Erinnerungen an die | |
| Vorgängerveranstaltung wecken: Im Jahr 2011 fand die Konferenz in Wuppertal | |
| statt, damals nahm die Abgeordnete Inge Höger teil. Auf der Bühne trug sie | |
| einen Schal, auf dem ebenfalls eine Karte des Nahen Ostens ohne Israel zu | |
| sehen war. | |
| Die Fraktion musste sich daraufhin fragen lassen, wie ihre Mitglieder zum | |
| Existenzrecht Israels stehen. Höger selbst sagte später, die Veranstalter | |
| hätten ihr den Schal umgelegt. Sie habe ihn aus Höflichkeit nicht abgelegt. | |
| Seit vergangener Woche sah es danach aus, dass der Linkspartei eine | |
| Neuauflage der Diskussion droht: Auf dem Plakat für den Kongress war die | |
| Abgeordnete Groth abgebildet. Auch ihren Fraktionskollegen Gehrcke und den | |
| EU-Abgeordneten Norbert Neuser (SPD) kündigten die Veranstalter an. | |
| Unsinn, heißt es aus dem Büro des SPD-Politikers. Demnach wurde Neuser zwar | |
| angefragt, am Samstag zu sprechen. Zugesagt habe er aber nie. Ähnliche Töne | |
| aus dem Büro von Groth: An Vorgängerkonferenzen habe die Politikerin zwar | |
| teilgenommen. Für dieses Jahr habe sie aber nicht zugesagt. Die | |
| Organisatoren bestätigen das: „Dass wir ihr Foto abgedruckt haben, war ein | |
| Missverständnis“, sagt Ahmad Muhaisen von der Palästinensischen Gemeinde | |
| Berlin. | |
| ## Zusage stamme von Gehrckes Mitarbeitern | |
| Im Fall von Gehrcke sei die Sache nicht so einfach: In der vergangenen | |
| Woche habe dessen Büro per E-Mail bestätigt, dass der Abgeordnete ein | |
| Grußwort halten werde. Erst nach den Presseberichten vom vergangenen | |
| Wochenende hätten Gehrckes Mitarbeiter die Zusage revidiert. | |
| Offenbar noch so ein Missverständnis: Gehrckes Mitarbeiter bestätigen, im | |
| Namen ihres Chefs zugesagt zu haben. Der habe davon aber gar nichts gewusst | |
| und sei hinterher „sehr verägert“ gewesen. Im Laufe der Woche wolle er sich | |
| noch mal zu Wort melden – und begründen, warum die Teilnahme an der | |
| Konferenz für ihn nicht infrage komme. | |
| 20 Apr 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.bz-berlin.de/berlin/treptow-koepenick/hass-konferenz-von-3000-is… | |
| [2] http://www.prc.org.uk/portal/ | |
| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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