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# taz.de -- Feminismus-Debatte auf Twitter: Das ist unser Hashtag!
> Ein US-Radiomoderator rief einen Hashtag zur Diskreditierung von
> Feminist_innen ins Leben. Diese drehten den Spieß einfach um.
Bild: Die Raute-Taste gehört nicht dem Antifeminismus.
BERLIN taz | „Dies ist die Koalition aus gesundem Menschenverstand und
Comedy. Dies ist [1][Morning Blaze mit Doc und Skip]“, so begann der
US-amerikanische Radiosender The Blaze am vergangenen Dienstag wie üblich
sein Morgenprogramm. Doch so viel Aufmerksamkeit wie an diesem Morgen kam
dem konservativen Sender, der vom ehemaligen Fox-News-Moderator Glenn Beck
gegründet wurde, wohl noch nie zu.
Bereits einen Abend zuvor rief Moderator Doc Thompson den Twitter-Hashtag
[2][#HowToSpotAFeminist] ins Leben, unter dem Eigenschaften von
Feministinnen gesammelt werden sollten. Er selbst griff tief in die
Klischeekiste und behauptete, dass man Feministinnen am Stil, der Menge und
des Ortes ihres Haarwuchses erkennen könne.
Und weiter: „Wie viele wirklich, ich meine wirklich übertrieben
atemberaubend heiße Frauen sind Feministinnen? Keine einzige! Es sind die
bequeme Schuhe tragenden, unattraktiven,
Ich-kann-mit-dem-Aussehen-anderer-Frauen-nicht-mithalten-Frauen.“
Im Dialog mit seinem Sidekick Skip ließ sich Thompson auch über die UN aus.
In deren Bericht „[3][Progress of the World's Women 2015 – 2016]“ heißt …
unter anderem, dass die Politik unbezahlte und häusliche Arbeit, die von
Frauen geleistet wird, anerkennen, reduzieren und umverteilen solle.
Thompson entgegnete daraufhin nur verächtlich, die UN verhalte sich wie
eine nörgelnde Ehefrau.
## Relativierung der Ungleichstellung
David, ein Anrufer aus Santa Monica, wurde hinzugeschaltet. „Feministinnen
sind doppelarschig: arschhässlich und arschhässlich“, so sein Beitrag. „Es
sind Kommentare wie diese, die wirklich, wirklich lustig sind“, entgegnete
Thompson, der sich im Anschluss daran machte, die Ungleichstellung von
US-amerikanischen Frauen zu relativieren. Man könne US-Amerikanerinnen
nicht mit dem Rest der Welt zusammenwerfen, damit würde Frauen, die nicht
den USA leben, ein Bärendienst erwiesen werden.
Die „Feminazis“ würden sich über photogeshoppte Magazincover aufregen,
während anderswo viel schlimmere Dinge passieren. Außerdem würden auch
Menschen aus anderen Gründen schlecht behandelt, es hätte also nichts mit
dem Frau-Sein zu tun, wenn ein Mensch schlecht behandelt würde.
Mit dieser Hasstirade stieß Thompson zunächst auf offene Ohren. Viele
Twitter-Nutzer folgten seinem Beispiel und ließen sich über das
[4][Aussehen] oder die [5][Weinerlichkeit] von Feministinnen aus.
Die feministische Netzgemeinde ließ dies nicht lange auf sich sitzen. Sie
eroberte sich den Hashtag zurück und wendete ihn ins Positive. Manche, wie
die [6][Schauspielerin Kristen Schaal], bekannten sich klar zu ihrem
Feminismus. Der Hashtag wurde nicht mehr als ein Makel, sondern als ein
Zeichen der Stärke interpretiert:
Andere Twitter-User machten sich eher über das Macho-Gehabe lustig. So
schrieb eine Nutzerin, dass sie [7][Flaschen voller Männertränen] mit sich
herumtragen würde, um nicht zu dehydrieren.
Es zeigte sich auch, dass nicht nur von Feministinnen gesprochen werden
sollte, wie Thompson es tat, sondern von Feminist_innen. Viele Männer
stiegen in die Diskussion mit ein. Ein Nutzer twitterte, dass all die
diejenigen feministisch denken würden, die bemerkt haben, dass das [8][19.
Jahrhundert vorbei] ist.
Thompson meinte, er sei [9][schockiert, dass es so viele kritische Menschen
gebe]. Er wollte lediglich seinem Kumpel Skip helfen, damit dieser beim
Dating wisse, um wen er einen Bogen machen soll. Er wollte etwas Gutes tun.
Nun, das Ergebnis, die Rückeroberung des Hashtages für Frauenrechte, ist
schließlich auch etwas Gutes.
8 May 2015
## LINKS
[1] http://soundcloud.com/docthompson/howtospotafeminist-tmb-5515
[2] http://twitter.com/DocThompsonShow/status/595008567729659904
[3] http://progress.unwomen.org/en/2015/
[4] http://twitter.com/Wolfram66/status/595015161141792768
[5] http://twitter.com/jtLOL/status/595577517299388416
[6] http://twitter.com/kristenschaaled/status/595678452700880897
[7] http://twitter.com/howdyitskitty/status/595623726286295041
[8] http://twitter.com/JRehling/status/595642830804115458
[9] http://soundcloud.com/docthompson/feminist-fallout-tmb-5615
## AUTOREN
Marco Wedig
## TAGS
Diskriminierung
Hashtag
Twitter / X
Feminismus
Lohn
Familienpolitik
Feminismus
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