# taz.de -- Warnstreiks bei der Deutschen Post: Werden Streikende eingeschücht… | |
> Bei der Post streiken Mitglieder von Verdi weiter. Die Gewerkschaft wirft | |
> der Post vor, Druck auf Streikende auszuüben und schaltete SPD-Chef | |
> Gabriel ein. | |
Bild: Da bleibt ein bisschen was liegen. | |
MÜNCHEN afp | Die Gewerkschaft Verdi wirft der Deutschen Post laut einem | |
Zeitungsbericht vor, Streikenden mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes zu | |
drohen. Betroffen seien diejenigen Arbeitnehmer, die nur einen befristeten | |
Vertrag haben, [1][berichtete die Süddeutsche Zeitung] unter Berufung auf | |
Verdi. Die Gewerkschaft stütze sich dabei auf Anrufe, Gedächtnisprotokolle | |
und Vermerke von Betroffenen. Die Post wies die Vorwürfe auf Anfrage der SZ | |
ausdrücklich zurück. | |
Hintergrund ist der festgefahrene Tarifkonflikt, in dem Verdi gegen die | |
Bildung von Regionalgesellschaften mit niedrigeren Löhnen kämpft. Seit | |
Dienstag hat Verdi in zahlreichen Bundesländern erneut zu Warnstreiks | |
aufgerufen. Rund tausend Beschäftigte haben ihre Arbeit bis zum frühen | |
Mittwochnachmittag niedergelegt. | |
Der Bericht der SZ zitiert eine Führungskraft zufolge mit den Worten, die | |
„übergeordneten Stellen“ schauten darauf, wer streike und wer nicht: „Und | |
die haben auch schon den Hinweis gegeben, dass sie gerade bei befristeten | |
Kräften genau auf die Verträge schauen.“ In einem Zustellstützpunkt habe | |
der Leiter mit allen befristet Beschäftigten, die an einem Warnstreik | |
teilnahmen, Einzelgespräche geführt. „Einige sind total eingeschüchtert und | |
erklärten mir, dass sie an keinem Streik mehr teilnehmen“, habe daraufhin | |
eine Betriebsrätin der Gewerkschaft berichtet. | |
Verdi-Vize Andrea Kocsis stellte die Vorwürfe laut SZ in anonymisierten | |
Zitaten in einem vierseitigen Brief an SPD-Chef Gabriel zusammen und sagte, | |
Zeitpunkt, Wortwahl und Argumentationsketten fügten sich zu einem | |
„systematisch gesteuerten Bild“. Die Gewerkschaft habe | |
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) in der Angelegenheit | |
eingeschaltet, der die Vorwürfe offenbar für glaubhaft halte. | |
In seiner Eigenschaft als SPD-Vorsitzender habe Gabriel den Vorstandschef | |
der Post, Frank Appel, zur Stellungnahme aufgefordert. Die SZ zitierte aus | |
dem Brief: „Offenbar haben Vorgesetzte Druck ausgeübt, um Verdi-Mitglieder | |
gegen ihre Gewerkschaft in Stellung zu bringen.“ Allen Arbeitgebern, „ganz | |
besonders aber den großen Unternehmen mit Bundesbeteiligung“, müsse jedoch | |
die „unbedingte Achtung sowohl persönlicher wie kollektiver | |
Arbeitnehmerrechte abverlangt werden“. Der Bund hält an der Post AG noch 21 | |
Prozent. | |
## Im April zu viel abgezogen? | |
Die Deutsche Post reagierte auf SZ-Anfrage mit einem schriftlichen | |
Statement eines Sprechers. Es sei „nicht Teil unseres Führungs- und | |
Kommunikationsverständnisses, Druck auf Verdi-Mitglieder auszuüben“, | |
zitierte die Zeitung daraus. Es sei „jedoch selbstverständlich, dass unsere | |
Führungskräfte unseren Beschäftigten die Auffassung des Unternehmens zur | |
Notwendigkeit der Schaffung wettbewerbsfähiger Löhne intensiv erläutern und | |
mit ihnen diskutieren“. In dem Konflikt geht es um Löhne, Arbeitszeiten | |
sowie den Plan der Post, einen Teil des Paketgeschäfts auszulagern. | |
Verdi wirft der Post laut SZ zudem vor, im April Streikenden zu viel Lohn | |
abgezogen zu haben – und zwar pro Streiktag 1/23 ihres Lohns, obwohl nur | |
1/30 zulässig gewesen wären. Dazu habe die Post erklärt, sie werde ihre | |
Praxis nun umstellen. Mit der Lohnzahlung im Juni werde die | |
April-Auszahlung „korrigiert“ und die Differenz erstattet. Die Sprecherin | |
der Grünen-Bundestagsfraktion für Arbeitnehmerrechte, Beate Müller-Gemmeke, | |
sagte der SZ, die Bundesregierung müsse „endlich ihren Einfluss im | |
Aufsichtsrat nutzen, damit die Post zu einem fairen Umgang zurückfindet“. | |
13 May 2015 | |
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[1] http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/arbeitskampf-post-soll-streikende-ein… | |
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