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# taz.de -- BRICS-Gipfel in Johannesburg: Eine südlichere Welt ist möglich
> Der Gipfel der großen Schwellenländer beschließt eine Erweiterung der
> Runde ab 2024 – und fordert weitere Reformen.
Bild: Gute Stimmung beim BRICS-Gipfel: fünf Staatschefs und Russlands Außenmi…
Johannesburg taz | Die BRICS-Staatengruppe wächst. Zu Brasilien, Russland,
Indien, China und Südafrika sollen sich sechs weitere gesellen, bestätigte
Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, Gastgeber des BRICS-Gipfels in
Johannesburg: Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die
Vereinigten Arabischen Emirate. Ihre Mitgliedschaft tritt am 1. Januar 2024
in Kraft.
Das sei bloß der erste Schritt, so Ramaphosa. „Wir als die fünf
BRICS-Länder haben eine Übereinkunft über die Prinzipien, Standards,
Kriterien und Prozeduren des BRICS-Expansionsprozesses erzielt, der schon
seit einer ganzen Weile in der Diskussion ist“, so der südafrikanische
Präsident.
Die Außenminister der bestehenden Mitglieder sollen das Partnermodell und
die Liste möglicher Beitrittsländer weiterentwickeln und beim nächsten
Gipfel vorlegen. Der soll im Oktober 2024 im russischen Kasan stattfinden.
Die [1][BRICS-Erweiterung war der Höhepunkt des Gipfels], der ansonsten den
zehnten Jahrestag des BRICS-Wirtschaftsrats zelebrierte und die Arbeit der
BRICS-Wirtschaftsfrauenallianz würdigte, die erstmals persönlich mit den
Führern der Mitgliedstaaten zusammentraf.
## Abhängigkeit vom US-Dollar beenden
Es wurden auch die Finanzminister und Zentralbankchefs der BRICS-Länder
damit beauftragt, bis zum nächsten Gipfel einen Bericht über die
Perspektiven einer besseren Zusammenarbeit zwischen ihren Währungen und in
grenzüberschreitenden Zahlungssystemen auszuarbeiten. Es geht dabei darum,
dass die Länder des Globalen Südens ihre Abhängigkeit vom US-Dollar
reduzieren oder beenden können.
Dies ist eine Konsequenz aus dem [2][westlichen Ausschluss sieben
russischer Banken aus dem globalen Swift-Zahlungssystem], herbeigeführt von
der EU-Kommission, um Russlands Wirtschaft zu schwächen und Russland zu
zwingen, seinen Krieg in der Ukraine zu beenden.
Ramaphosa hatte in seiner Eröffnungsrede indirekte Kritik an diesem Schritt
geübt. „Wir sind besorgt darüber, dass globale Finanz- und Zahlungssystems
zunehmend als Instrumente geopolitischen Streits genutzt werden“, sagte er.
Die Weltwirtschaft brauche verlässliche Zahlungsströme. „Wir werden über
praktische Maßnahmen sprechen, um Handels- und Investititionsströme zu
erleichtern, indem sie verstärkt über lokale Währungen geführt werden.“
Südafrika hat bei diesem Gipfel den BRICS-Vorsitz übernommen und will nun
eine „afrikanische Agenda“ in den Vordergrund stellen. „Wir begrüßen die
Zusammenarbeit der BRICS-Länder mit Afrika in einem Geist der Partnerschaft
und des gegenseitigen Respekts“, sagte er. Das offizielle Gipfelthema
lautet „BRICS und Afrika: Partnerschaft für gemeinsam beschleunigtes
Wachstum, nachhaltige Entwicklung und inklusiven Multilateralismus“.
## Afrikanische Staaten beantragen Aufnahme
Mehrere afrikanische Länder, nicht nur Äthiopien und Ägypten, haben eine
Aufnahme in den BRICS-Block beantragt. „Wir wollen, dass Waren, Produkte
und Dienstleistungen aus Afrika auf gleichwertiger Basis in den Wettbewerb
der Weltwirtschaft kommen“, fasste Ramaphosa die Bestrebungen dahinter
zusammen. Er geht davon aus, dass die Panafrikanische Freihandelszone
ACFTA, wenn sie einmal voll funktionsfähig ist, die Vorzüge eines
gemeinsamen afrikanischen Binnenmarktes sowohl für afrikanische Staaten als
auch für die anderen BRICS-Länder erschließt.
Zum Abschluss nannte Ramaphosa den Gipfel einen Erfolg. „Durch diesen
Gipfel beginnt BRICS ein neues Kapitel in seinem Versuch, eine faire,
gerechte, inklusive und wohlhabende Welt zu schaffen.“
Die Abschlusserklärung des Gipfels stellt sich auch hinter afrikanische
Bemühungen zu einer Reform der Vereinten Nationen, einschließlich ihres
Sicherheitsrats. Die UNO müsse reformiert werden, um demokratischer,
repräsentativer, effektiver und effizienter zu werden, stellten die
BRICS-Führer fest. Dazu gehöre eine stärkere Vertretung von
Entwicklungsländern im UN-Sicherheitsrat, um globalen Herausforderungen
besser zu begegnen und die Aspirationen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas
stärker zu reflektieren.
Ansonsten „soll das Prinzip ‚Afrikanische Lösungen für afrikanische
Probleme‘ weiterhin als Grundlage für Konfliktlösung dienen“, heißt es in
der Abschlusserklärung. „Somit unterstützen wir [3][afrikanische
Friedensbemühungen] auf dem Kontinent, indem wir die relevanten Kapazitäten
afrikanischer Staaten stärken.“
Aus dem Englischen Dominic Johnson
24 Aug 2023
## LINKS
[1] /BRICS-Gipfel-in-Suedafrika/!5955105
[2] /Wirtschaftssanktionen-gegen-Russland/!5950928
[3] /Putin-laedt-zum-Russland-Afrika-Forum/!5946428
## AUTOREN
Savious Kwinika
Akani Chauke
## TAGS
BRICS
Südafrika
Afrika
Johannesburg
Cyril Ramaphosa
Wladimir Putin
BRICS
BRICS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Südafrika
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