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# taz.de -- Zeitungskrise bei Tageszeitung „nd“: Vor dem Aus?
> Die Tageszeitung „nd“, das frühere Neue Deutschland, steckt in einer
> tiefen finanziellen Krise. Jetzt hat sie einen Rettungsplan vorgestellt.
Bild: Der Geschäftsführer der Tageszeitung „nd“: Rouzbeh Taheri
Am Samstagabend hat die Tageszeitung nd [1][online bekanntgegeben], dass
sie in einer großen finanziellen Krise steckt. Zuvor war die
Genoss*innenschaft in einer Versammlung über den aktuellen Stand
informiert worden. Dort erklärte Geschäftsführer und Vorstandsmitglied
Rouzbeh Taheri, dass ein Fehlbetrag von 635.000 Euro bestehe. Die Einnahmen
hätten rund 400.000 Euro niedriger gelegen als geplant, die Ausgaben
gleichzeitig etwa 200.000 Euro höher.
Um mit dieser finanziellen Notlage umzugehen, sind laut dem Onlinebeitrag
unterschiedliche Maßnahmen beschlossen. Unter anderem soll die gedruckte
Wochentagsausgabe ab dem 1. August nicht mehr an Kiosken erhältlich sein,
weil dort deutlich mehr Kosten als Einnahmen entstünden. Die
Wochenendausgabe nd.DieWoche hingegen soll weiterhin am Kiosk ausliegen –
aber über die gesamte Woche. Außerdem würden bis Ende 2023 vier
Vollzeitstellen gestrichen, zwei davon in der Redaktion.
Eine [2][Stellungnahme der Belegschaft], die bereits vor der
Genoss*innenversammlung geschrieben wurde, vergleicht die Situation
mit der einer Bäckerei, die dichtmacht, weil die Menschen nur noch beim
Backshop kaufen, und fährt dann fort: „Erst fanden es viele nicht wichtig,
ein Online-Abo für das nd abzuschließen, und als das nd dann eingegangen
war, vermissten nicht wenige eine tägliche Stimme, die Reichtum nicht als
selbstverständlich betrachtet, Aufrüstung für gefährlich hält und die
EU-Abschottung als menschenverachtend anklagt.“
Die Belegschaft, die bereits am Donnerstag von der Krise erfahren hat, geht
in der Stellungnahme auf das „Wagnis der Genossenschaft“ ein, inklusive
gestrichener Stellen. Zwar zeigt sie sich dazu bereit zu reflektieren, was
in der Redaktion schiefgelaufen sein könnte, betont jedoch, dass die
Klickzahlen in den letzten zwei Jahren gestiegen seien. Aber: „Zu viele,
die uns lesen, zahlen nichts, zu wenig oder zu selten.“
Grund für die gestiegenen Kosten seien Inflation und Energiekrise. Darunter
und unter stark erhöhten Papierpreisen leiden aktuell viele Medien. So
erhöhte auch das nd in den letzten Jahren bereits mehrfach die Abopreise.
Mit den angekündigten Maßnahmen und den gestrichenen Stellen, so die
Hoffnung, könnten 2024 700.000 Euro eingespart werden. Einer weiteren
Arbeitsverdichtung gegenüber zeigt sich die Belegschaft kritisch, die
bereits durchgeführte habe „einen Preis“: längere Krankheiten und
Abwanderungen zu besser bezahlten Jobs.
Das nd, das aus Neues Deutschland hervorgegangen ist, wird seit dem 1.
Januar 2022 von der Genoss*innenschaft herausgegeben.
25 Jun 2023
## LINKS
[1] https://www.nd-aktuell.de/artikel/1174240.nd-genossenschaft-tageszeitung-nd…
[2] https://www.nd-aktuell.de/artikel/1174239.nd-genossenschaft-wir-haben-beim-…
## AUTOREN
Johannes Drosdowski
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