# taz.de -- Wegen „Sieg Heil“-Rufen vor Gericht: Prozess neu aufgerollt | |
> Zwei ehemalige Polizeischüler, die während eines Basketballspiels | |
> Naziparolen gerufen haben sollen, müssen sich noch mal vor Gericht | |
> verantworten. | |
Bild: Rechte gibt es überall, auch bei der Berliner Polizei (Symbolbild) | |
BERLIN taz | Es wird dann die dritte Prozessrunde: Am Dienstag müssen sich | |
zwei Polizeischüler noch mal vor Gericht verantworten. Sie werden | |
beschuldigt, bei einem Basketballspiel vor fast vier Jahren „Sieg Heil“ | |
gerufen zu haben. In der Verhandlung vor dem Berliner Landgericht soll noch | |
einmal aufgerollt werden, was bei dem Alba-Spiel in der Mercedes-Benz-Arena | |
am 27. April 2018 geschehen ist. | |
Ins Rollen gebracht hatten die Anklage zwei SozialarbeiterInnen, die das | |
Spiel mit einer Gruppe von Geflüchteten besuchten. Dort war ihnen eine | |
Gruppe junger Männer negativ aufgefallen, weil die einen Schwarzen Spieler | |
mit Affengeräuschen beleidigt hätten. Später hätten sie aus der Gruppe | |
mehrmals „Sieg Heil“-Rufe gehört, so die ZeugInnen. Nachdem sie den | |
Sicherheitsdienst einschalteten, wurde die Polizei verständigt. | |
Beim ersten Prozess im Mai 2019 stellte sich heraus, dass es sich bei den | |
Beschuldigten um Polizeischüler handelte. Damals saßen noch drei | |
Polizeischüler vor Gericht und wurden zu Geldstrafen verurteilt [1][(taz | |
berichtete).] Einer der Angeklagten akzeptierte die Geldstrafe, die beiden | |
anderen gingen in Berufung und hatten Erfolg. Nach dreitägigen | |
Verhandlungen [2][wurden sie im Oktober 2020 freigesprochen.] | |
## Ein fatales Signal | |
„Wenn er es doch gesagt haben sollte, dann so leise, hinter vorgehaltener | |
Hand.“ Damit seien die Rufe nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und damit | |
nicht strafbar, begründete der Richter die Entscheidung. „Damit wird | |
ignoriert, dass die Prozesse nur stattfinden konnten, weil die Rufe von | |
Menschen außerhalb der Gruppe gehört wurden“, erklärte eine | |
Prozessbeobachterin, die nicht namentlich genannt werden will. | |
Dass der Prozess jetzt noch einmal aufgerollt wird, sieht sie positiv. | |
Gerade in einer Zeit, in der immer wieder von rechten Aktivitäten in der | |
Polizei die Rede ist, sei es ein fatales Signal, wenn die Tat straffrei | |
bliebe und die Beschuldigten weiter im Polizeidienst seien. Sollte es im | |
dritten Anlauf noch zu einer Verurteilung kommt, könnte disziplinarisch | |
gegen sie vorgegangen werden. | |
Der Polizeischüler, der das Urteil in erster Instanz akzeptiert hat, ist | |
nicht mehr im Dienst. Die beiden anderen waren im Herbst 2019 noch während | |
des Verfahrens [3][zu Polizeibeamten auf Probe ernannt worden.] Dies hatte | |
der Linke-Abgeordnete Niklas Schrader heftig kritisiert. | |
22 Feb 2022 | |
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## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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