# taz.de -- Warnstreik bei der BVG: Arbeitskampf für die Verkehrswende | |
> Auch beim zweiten Ausstand unterstützen Fridays for Future die | |
> BVG-Beschäftigten. In einer Petition fordern sie mehr Investitionen in | |
> den ÖPNV. | |
Bild: Vor der BVG-Zentrale fordern die Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen | |
BERLIN taz | Zwischen den Klimaaktivist:innen von Fridays for Future | |
und den Arbeiter:innen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gibt es | |
mittlerweile nur noch wenig Berührungsängste. Fast schon routiniert | |
sprechen die Aktivist:innen am Donnerstagmorgen die Streikenden an, | |
sammeln Unterschriften oder hören einfach nur geduldig zu. „Man müsste die | |
ganze BVG wie einen Becher auskippen und neu strukturieren“, sagt ein | |
62-Jähriger Busfahrer einem verständnisvoll nickenden Aktivisten. „Man muss | |
ständig für Schichten einspringen. Kein Wunder, dass keiner mehr bei uns | |
arbeiten will.“ | |
Es dürften über tausend Menschen sein, die sich vor der BVG-Zentrale an der | |
Holzmarktstraße versammelt haben. Die Kundgebung bildet den Auftakt zum | |
zweiten Warnstreik. Bis Freitagnachmittag 14 Uhr legen die | |
BVG-Beschäftigten die Arbeit nieder. Ihr Ziel: Deutlich bessere | |
Arbeitsbedingungen, [1][mehr Urlaub und längere Pausenzeiten]. Unterstützt | |
werden sie von Fridays for Future, die mit der Kampagne „Wir fahren | |
zusammen“ einen massiven Ausbau des ÖPNV fordern. | |
Während Verdi mit dem Warnstreik Druck in den Verhandlungen aufbaut, | |
stellen Fridays for Future politische Forderungen. Auf der Bühne übergeben | |
sie eine Petition mit fast 26.000 Unterschriften, die sie in den | |
vergangenen Monaten in Berlin gesammelte haben. Darin fordern sie unter | |
anderem ein umfangreiches Investitionsprogramm für die Verkehrswende und | |
den Ausbau des ÖPNV von 16 Milliarden Euro pro Jahr. | |
Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) hatte keine Zeit, dafür sind die | |
verkehrspolitischen Sprecher aller demokratischen Fraktionen im | |
Abgeordnetenhaus gekommen. „Selbstverständlich brauchen wir eine starke | |
BVG“, antwortet Johannes Kraft (CDU) etwas gequält auf die Frage, wie er zu | |
der Petition stehe. „Lügner“ ruft ein BVG-Arbeiter, andere klatschen | |
höflich. Am Ende unterschreibt er dann aber doch, wenn auch zögerlich, die | |
Petition. | |
## Politischer Streik? | |
Derzeit laufen bundesweit Verhandlungen mit den kommunalen | |
Verkehrsbetrieben. Um den Druck zu erhöhen, hat Verdi zu einer | |
„Streik-Woche“ aufgerufen. An jedem Tag sollen dabei Verkehrsunternehmen | |
bestreikt werden. So legten am Mittwoch in Brandenburg die Fahrer:innen | |
der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft die Arbeit nieder. Den Höhepunkt | |
der Woche bildet am Freitag um 10 Uhr die Großdemonstration von Fridays for | |
Future und Verdi im Invalidenpark in Mitte. | |
Mit der Kooperation geht Verdi einen Schritt in Richtung politischen | |
Arbeitskampfs, der in Deutschland verboten ist. „Natürlich ist für uns | |
jeder Streik ein politisches Ereignis. Wir lassen uns das Streikrecht nicht | |
nehmen!“, ruft ein Gewerkschaftssekretär auf der Bühne. | |
Die BVG hingegen kritisiert, Verdi ginge es überhaupt nicht um den | |
konkreten Stand der Verhandlungen, sondern nur darum, die bundesweite | |
Kampagne voranzutreiben. [2][Den angesetzten Verhandlungstermin am Freitag | |
sagte das Unternehmen ab] und bezeichnete den Warnstreik als „schlechten | |
Stil“. | |
Doch eine Einigung ist auch in Berlin nicht in Sicht. Größter Streitpunkt | |
sind die längeren Wendezeiten, eine der Kernforderungen Verdis. Derzeit | |
haben Fahrer:innen nur vier Minuten am Ende einer Linie. Da bleibt kaum | |
Zeit, um auf die Toilette zu gehen – insbesondere da Verspätungen eher die | |
Regel sind. | |
29 Feb 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jonas Wahmkow | |
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