# taz.de -- Verurteilung wegen Massenhinrichtung: Lebenslange Haft für Massaker | |
> In Stockholm ist ein Iraner wegen eines Massakers zu lebenslanger Haft | |
> verurteilt worden. Er habe 1988 Häftlinge zur Hinrichtungsstätte geführt. | |
Bild: Stockholm: Reaktionen auf das Urteil gegen Hamid N. in Stockholm | |
BERLIN dpa | Ein Iraner ist in Schweden wegen [1][Beteiligung an | |
Massenhinrichtungen] von politischen Gefangenen in seinem Heimatland vor | |
mehr als 30 Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das gab das | |
Bezirksgericht Stockholm am Donnerstag bekannt. | |
Ermittlungen hätten gezeigt, dass der Angeklagte gemeinsam mit anderen an | |
den als schwere Verbrechen gegen das Völkerrecht sowie als Mord | |
eingestuften Straftaten beteiligt gewesen sei. Unter einem Pseudonym habe | |
er Häftlinge unter anderem zur Hinrichtungsstätte geführt. Das Urteil gegen | |
den 61-Jährigen könnte wütende Reaktionen im Iran auslösen. | |
Der Fall hängt mit dem Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak von 1980 | |
bis 1988 zusammen. Gegen Kriegsende war der Iran nach Angaben der | |
schwedischen Staatsanwaltschaft von einem bewaffneten Zweig der politischen | |
Organisation Volksmudschahedin mehrfach angegriffen worden. | |
Die iranische Führung wurde immer wieder beschuldigt, daraufhin | |
Hinrichtungen von Sympathisanten der Gruppe angeordnet zu haben. Im Sommer | |
1988 sollen im Gefängnis Gohardascht in Karadsch bei Teheran | |
Massenhinrichtungen stattgefunden haben. Das Gericht sprach von „einer sehr | |
großen Anzahl von Häftlingen“, die getötet wurden. | |
## Durch Überlebende angelockt | |
Der Angeklagte Hamid N. war demnach Assistent des stellvertretenden | |
Anklägers in Gohardascht gewesen. Er war Ende 2019 nach der Landung am | |
schwedischen Flughafen Arlanda festgenommen worden, nachdem ihn Überlebende | |
ins Land gelockt hatten. Der Mann bestritt die Vorwürfe, auch die iranische | |
Regierung und Justiz hatten sie entschieden zurückgewiesen. Sie | |
bezeichneten den Prozess als politische Show auf Grundlage von falschen | |
Informationen seitens iranischer Oppositionsgruppen. | |
Im Mai hatte die iranische Justiz dann plötzlich bekanntgegeben, dass der | |
bis dahin inhaftierte schwedisch-iranische Mediziner Ahmad-Resa J. wegen | |
Spionage für Israel zum Tode verurteilt worden sei. Teheran wies einen | |
Zusammenhang mit dem Prozess in Schweden zurück. Beobachter sind jedoch der | |
Auffassung, dass genau dies der Fall gewesen sei. | |
Daher wurde auch die für Ende Mai geplante Hinrichtung des Mediziners | |
verschoben, um das Urteil in Stockholm abzuwarten. Die Verurteilung könnte | |
nun zu weiteren politischen Spannungen führen. Der damalige für die | |
Verfahren gegen Oppositionelle zuständige Richter war Ebrahim Raisi – der | |
heute amtierende iranische Präsident. | |
14 Jul 2022 | |
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