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# taz.de -- Verschärfte Coronaregeln in Frankreich: Covid-Map sorgt für Unmut
> Ab Samstag gelten in Frankreich neue Corona-Schutzmaßnahmen. Das stößt
> auf Widerstand, vor allem in der „scharlachroten Zone“ Marseille.
Bild: In Marseille sind die Infektionszahlen besonders hoch
Paris taz | Wegen einer steigenden Zahl von [1][Corona]-Infektionen in
Frankreich sollen neue Restriktionen in Kraft treten. In einigen
Landesteilen müssen Bars und Restaurants ab Samstag wieder dichtmachen, in
anderen müssen sie ab Montag früher schließen. Zuletzt wurde mit 16.096
registrierten Neuinfektionen binnen 24 Stunden erneut ein Höchstwert
erreicht.
Doch gegen die Maßnahmen regt sich Widerstand. In Marseille protestierten
am Freitag hunderte Gastronom*innen gegen die Schließung der Bars und
Restaurants. Mehr noch als die neuen Restriktionen selbst ist es die Art,
mit der die Zentralregierung für zahlreiche Städte – vor allem für den
Großraum Marseille – einschneidende Maßnahmen angeordnet hat, die auf
Empörung stößt. Gesundheitsminister Olivier Véran hatte die Maßnahmen am
Mittwoch angekündigt.
„Nichts rechtfertigt, diese Ankündigung“, protestiert die Bürgermeisterin
von Marseille, Michèle Rubirola. Die Grüne ist selber Ärztin. Ihrer Ansicht
nach ist dank der lokalen Anstrengungen in Marseille bei den registrierten
Corona-Infektionen bereits wieder eine sinkende Tendenz festzustellen. Nach
zeitweilig mehr als 250 bestätigten Neuinfektionen im Großraum Marseille
liegen die Zahl nun bei rund 190 pro Tag.
Gesundheitsminister Véran befürchtet dagegen, dass die Lage außer Kontrolle
geraten könnte. Deshalb sollen in Marseille Bars, Cafés und Restaurants für
vorerst zwei Wochen komplett schließen. Für den wegen des Rückgangs des
Tourismus besonders schwer angeschlagenen Wirtschaftszweig ist dies eine
Katastrophe.
Von lokalen Politikern wird dies als eine Form von „Bestrafung“ und
„Anprangerung“ empfunden. Dass sich Véran nicht mit den lokalen Behörden
abgesprochen habe, sei ein „Affront für Marseille“, erklärte Benoît Paya…
Erster Vizebürgermeister der rot-grünen Stadtregierung.
In einer scharfen Rede gegen die „Arroganz“ der Zentralmacht in Paris
verlangte Payan am Donnerstag eine Zeitspanne von zehn Tagen. Marseille
werde beweisen, dass strengere und wirtschaftlich desaströse Maßnahmen
nicht notwendig seien. Véran wie Premierminister Jean Castex haben bereits
erwidert, dass ein solcher Aufschub nicht infrage komme.
## Marseille ist scharlachrot
Der Raum Marseille-Aix-en-Provence ist wie die Antillen-Insel Guadeloupe
auf Vérans neuer Covid-Landeskarte „scharlachrot“. Dies bedeutet, dass dort
die „höchste Alarmstufe“ gilt. Neben Restaurants müssen auch Fitnesszentr…
und Schwimmbäder zumachen. Kinos, Theater oder Museen dürfen nur öffnen,
wenn sie besondere Schutzvorkehrungen respektieren. Falls dies nicht
reicht, bleibt nur der „sanitäre Notstand“ mit drastischen Lockdown-Regeln,
wie sie ganz Frankreich von Mitte März bis Mitte Mai erlebt hatte.
Eine Reihe anderer Städte sind auf Vérans Karte als Zonen der „verschärften
Alarmstufe“ rot. Wie unter anderem in Lyon, Bordeaux, Nizza, Lille,
Toulouse, Montpellier, Grenoble gelten auch für Paris samt Umgebung ab
Montag verschärfte Vorschriften. Nachdem bereits eine allgemeine
Maskenpflicht in der Öffentlichkeit respektiert werden muss, sollen in der
roten Zone Bars und Cafés um 22 Uhr den Laden dichtmachen. Ob dies auch für
die Restaurants gilt, ist noch unklar.
In der roten Zone dürfen sich zudem nicht mehr als zehn Personen
versammeln, Fitnesszentren und Hallenschwimmbäder und auch diverse Festsäle
werden vorübergehend geschlossen, kulturelle oder sportliche
Großveranstaltungen mit mehr als tausend Personen sind (auch mit Abstand)
nicht erlaubt.
## Kritik auch aus Paris
Nicht nur aus dem Süden weht ein Wind der Revolte gegen die zentralistische
Covid-Politik. Die Pariser Oberbürgermeisterin Anne Hidalgo und die
Vorsitzende der Region Valérie Pécresse haben sich über mangelnde
Absprachen [2][beklagt]. Auch aus medizinischen Kreisen kommt Protest gegen
die Methoden einer Covid-Politik, die auch in den Medien seit Wochen schon
als „dilettantisch“ und „inkohärent“ kritisiert wird.
Philippe Juvin, Chef der Notaufnahme im Pariser Krankenhaus
Georges-Pompidou, kritisierte im Rundfunk France-Inter: „Ich wurde zu einem
Treffen mit dem Regierungsvertreter eingeladen. Aber worüber soll eine
Absprache stattfinden, wo doch schon alles beschlossen und entschieden
ist?“ Die neuen Regeln sind seiner Meinung nach absurd: „In einem
Restaurant gibt es die Möglichkeit, die Einhaltung von Regeln
durchzusetzen. Wenn die Restaurants geschlossen werden, treffen sich die
Leute erst recht anderswo – ohne Regeln.“
25 Sep 2020
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746/
[2] https://www.bfmtv.com/sante/direct-coronavirus-covid-19-france-paris-marsei…
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
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