# taz.de -- Überfüllte Notaufnahmen in Bremen: Kampagnen helfen jetzt nicht | |
> Mit Aufklärungskampagnen will Bremen dafür sorgen, dass an den Feiertagen | |
> die Notaufnahmen nicht überlastet werden. Echte Maßnahmen wären besser. | |
Bild: Hier dürfte es bundesweit in den kommenden Tagen voll werden: Notaufnahm… | |
Besinnliche Weihnachtsfeiertage, entschleunigende Stunden zwischen den | |
Jahren, feuchtfröhliche Momente an Silvester und Neujahr: Keinen Anflug | |
davon wird es in den Notaufnahmen in den kommenden eineinhalb Wochen geben. | |
[1][Allerorten schlagen die Krankenhäuser Alarm,] weil viele Beschäftigte | |
krankheitsbedingt ausfallen, weil die Belastung fürs noch gesunde Personal | |
zu groß ist, weil kaum noch Betten frei sind und die Schlangen vor den | |
Notaufnahmen schon jetzt immer länger werden. | |
Das alles klingt auch in Bremen so dramatisch, dass die Politik doch | |
bestimmt angemessen reagiert, oder? Besondere Situationen erfordern | |
schließlich besondere Maßnahmen, oder etwa nicht? | |
Schön wär’s! Statt sich zu überlegen, wie die massenhafte Erkrankung | |
eingedämmt werden kann, startet Bremen nun den Versuch, das Chaos in | |
scheinbar geordnete Bahnen zu lenken. Das beste Mittel dafür ist natürlich: | |
eine Werbekampagne, gar eine „Aufklärungskampagne“. | |
Denn wer nicht so richtig, richtig schlimm krank oder verletzt ist, braucht | |
natürlich nicht die Notaufnahme zu belästigen. „Immer wieder kommen | |
Menschen in die Notaufnahme, die gar nicht dorthin gehören“, klagt | |
[2][Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke)]. So verstopften sie | |
unnötig die Zugänge zu den Krankenhäusern, die doch eigentlich für die | |
wirklichen Notfälle frei sein sollten. | |
## Die Lage wird sich zuspitzen | |
[3][In normalen Zeiten] ist so eine Kampagne total sinnvoll – ist ja immer | |
gut, Menschen auf unnütze Krankenhausbesuche hinzuweisen. Jedoch stehen | |
dramatische Tage bevor: Die Lage in den Krankenhäusern dürfte sich in den | |
kommenden Tagen zuspitzen. | |
Durch Feiertagsbesuche stecken bereits Erkrankte viele weitere Menschen an. | |
Viele Arztpraxen haben zwischen den Jahren geschlossen, sodass Erkrankte | |
direkt ins Krankenhaus fahren werden. Und dann ist da ja noch die | |
Silvesterböllerei: Alle Jahre wieder strömen Feuerwerksverletzte in der | |
Neujahrsnacht in die Notaufnahmen. | |
Es gibt und gab eine ganze Reihe von Maßnahmen, wie auf die Situation | |
angemessen zu reagieren wäre. Ein weitreichendes Böllerverbot ist eine | |
Möglichkeit, um die Situation in den ersten Neujahrsstunden und -tagen zu | |
entspannen. Zugutehalten muss man dem Bremer Senat, dass er das durchaus | |
gern durchgesetzt hätte, aber auf Bundesebene noch immer nicht die | |
Voraussetzung für diese Maßnahme geschaffen wurde. | |
Aber ist damit schon alles ausgeschöpft? Heute ist in Bremen der letzte | |
Schultag vor den Ferien. Letzte Viren können heute also noch mal in den | |
Klassenräumen ausgetauscht werden, ehe sie dann an den Weihnachtsfeiertagen | |
an die Verwandten weitergereicht werden. Hätte der Senat tatsächlich die | |
dramatische Lage in den Krankenhäusern auf der Liste aktueller Probleme | |
priorisiert, wären die Ferien kurzerhand vorgezogen worden. | |
Auch eine verschärfte Maskenpflicht hätte sicherlich zur Entlastung | |
beigetragen. Stattdessen verkündet Bremen nahezu zeitgleich stolz, ab dem | |
Frühjahr die letzten Reste der Maskenpflicht kippen zu wollen. | |
22 Dec 2022 | |
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## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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