# taz.de -- Überfall in Ruanda: Tote im Gorillarevier | |
> Der blutigste bewaffnete Angriff auf Ruanda aus dem Kongo seit 2001 | |
> verschärft die regionalen Spannungen. Der erste angebliche Täter wurde | |
> gefasst. | |
Bild: Kinigi liegt teilweise im ruandischen Vulkan-Nationalpark, der Ruandas Be… | |
Berlin taz | Seit achtzehn Jahren hat in Ruanda kein bewaffneter Angriff so | |
viele Opfer gefordert. „Eine vornehmlich mit Stichwaffen ausgerüstete | |
Gruppe von Terroristen“, so am Samstag die ruandische Polizei, habe in der | |
Nacht zuvor den nordwestruandischen Kreis Kinigi überfallen, 8 Menschen | |
getötet und 18 verletzt. Man sei dabei, „diese Terroristen zu finden“, hie… | |
es weiter – ein Eingeständnis, dass sie noch nicht gefunden waren. | |
Kommentatoren machten zunächst die im Kongo kämpfende Hutu-Miliz FDLR | |
(Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) verantwortlich. Diese von | |
flüchtigen Tätern des Völkermordes an Ruandas Tutsi gegründete Gruppe hat | |
schon früher über Kinigi Ruanda angegriffen. | |
Kinigi liegt teilweise im ruandischen Vulkan-Nationalpark an der Grenze zur | |
Demokratischen Republik Kongo, der Ruandas seltene Berggorillas beherbergt. | |
Der Überfall erfolgt kurz nach der Tötung des FDLR-Militärchefs im Kongo, | |
Sylvestre Mudacumura, am 18. September bei einer von ruandischen | |
Spezialeinheiten unterstützten Militäroperation. | |
Medienberichten zufolge wurde nicht nur Kinigi angegriffen, sondern auch | |
ein Dorf im Kreis Musanze tiefer im Landesinneren, wo auch die | |
Distrikthauptstadt Ruhengeri liegt. „Dies wirft die Frage auf, wie die | |
Angreifer unbemerkt so weit kamen“, schreibt die ruandische | |
Internet-Zeitung Chronicles. | |
Das Blatt verweist darauf, dass der Vulkan-Nationalpark Zentrum des | |
Tourismus in Ruanda und wichtiger Devisenbringer ist: „Die Region hat eine | |
unübersehbare Militärpräsenz.“ Dem Bericht zufolge war in der Nacht | |
heftiges Gewehrfeuer zu hören, und zahlreiche Zivilisten ergriffen die | |
Flucht. | |
Am Sonntag meldeten soziale Netzwerke in Ruanda die Ergreifung des ersten | |
mutmaßlichen Täters: angeblich ein Kämpfer der Rebellenallianz P5, einer | |
Koalition von fünf Gruppen, die der in Südafrika lebende ruandische | |
Exgeneral Kayumba Nyamwasa rund um seinen eigenen „Ruandischen | |
Nationalkongress“ (RNC) gegründet hat und zu der die FDLR nicht gehören. | |
Ruandas Regierung wirft Uganda vor, den RNC zu beherbergen und die P5 zu | |
unterstützen, die Trainingslager in an Burundi angrenzenden Gebieten des | |
Kongo unterhält. Am Dienstag begann vor einem Militärgericht in Ruanda ein | |
Prozess gegen 25 P5-Angehörige, die Kongo nach Ruanda ausgeliefert hatte. | |
Sie sollen über Unterstützung durch Uganda ausgesagt haben. | |
Wenn auch der neue Überfall in diese Richtung gedeutet wird, dürfte das die | |
angespannten Beziehungen zwischen Ruanda und Uganda weiter verschlechtern. | |
6 Oct 2019 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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