# taz.de -- UN-Klimagipfel in New York: Pariser Abkommen doch nicht nichtig | |
> Das Ziel wurde bereits 2015 formuliert: bis zum Jahr 2050 CO2-Neutralität | |
> zu erreichen. Jetzt haben sich 66 Länder noch einmal dazu bekannt. | |
Bild: Irgendwann ist der Drops gelutsch, das Gletschereis sowieso | |
NEW YORK afp | Kurz vor [1][Beginn des UN-Klimagipfels in New York] haben | |
sich 66 Länder verpflichtet, bis zum Jahr 2050 CO2-Neutralität zu | |
erreichen. Auch zehn Regionen, 102 Städte und 93 Unternehmen schlossen sich | |
der Selbstverpflichtung an, wie das Büro von UN-Generalsekretär António | |
Guterres mitteilte. In New York kommen am Montag rund 60 Staats- und | |
Regierungschef zusammen, um über einen besseren Klimaschutz zu beraten. | |
„Die Klimakrise ist ein Wettlauf, den wir im Moment zu verlieren drohen. | |
Aber es ist auch ein Wettlauf, den wir gewinnen können“, erklärte Guterres. | |
Der UN-Generalsekretär hatte zu dem Klimagipfel in New York eingeladen. An | |
ihm nehmen auch Vertreter der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft | |
teil, darunter [2][die 16-jährige schwedische Aktivistin Greta Thunberg], | |
die mit ihren freitäglichen Schulstreiks die neue weltweite Jugendbewegung | |
für den Klimaschutz ins Rollen gebracht hat. | |
Als Ziel des Gipfels hatte Guterres im Vorfeld ausgegeben, dass die | |
Weltgemeinschaft sich zu einer deutlicheren Verringerung des | |
klimaschädlichen Kohlendioxidausstoßes verpflichtet. Dazu trägt die | |
Vereinbarung der 66 Staaten bei. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird | |
in einer kurzen Rede bei dem Gipfel das Klimaschutzpaket präsentieren, das | |
die Bundesregierung am Freitag auf den Weg gebracht hatte. | |
Bei der CO2-Neutralität geht es darum, nicht mehr Kohlendioxid auszustoßen | |
als gleichzeitig abgebaut oder gespeichert werden kann. Eine weltweite | |
CO2-Neutralität bis zur Mitte dieses Jahrhunderts ist nach Einschätzung des | |
Weltklimarats die Voraussetzung dafür, die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad | |
im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzen zu können. Dieses | |
Ziel hatte sich die internationale Gemeinschaft im Pariser Klimaabkommen | |
2015 gesetzt. | |
## Bloße Absichtserklärungen werden nicht helfen | |
Bei dem Gipfel in New York wollen die teilnehmenden Staats- und | |
Regierungschefs die Beiträge ihrer Länder zum Klimaschutz vorstellen. | |
Allerdings wird weniger als die Hälfte der 136 Staats- und Regierungschefs, | |
die in dieser Woche an der UN-Generaldebatte in New York teilnehmen, am | |
Montag auf dem Klimagipfel anwesend sein. | |
So wird etwa die Regierung von US-Präsident Donald Trump lediglich durch | |
eine Büroleiterin des Außenministeriums vertreten sein. Trump hat den | |
menschengemachten Klimawandel immer wieder angezweifelt und 2017 den | |
Austritt seines Landes aus dem Pariser Abkommen angekündigt, weil es der | |
US-Wirtschaft schade. | |
Auch Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, unter dessen Regierung [3][die | |
Vernichtung der Regenwälder im Amazonasgebiet Rekordausmaße erreicht hat], | |
wird nicht teilnehmen. Ebenfalls abwesend ist der australische | |
Premierminister Scott Morrison, dessen Regierung an der Kohleförderung | |
festhält. China, der mit Abstand größte Kohlendioxidproduzent der Welt und | |
zugleich aber auch führend im Bereich der erneuerbaren Energien, wird durch | |
Außenminister Wang Yi vertreten sein. | |
Klimaschützer und Hilfsorganisationen warnten, sich beim Gipfel auf bloße | |
Absichtserklärungen zu beschränken. Das Treffen auf höchster politischer | |
Ebene müsse mehr ergeben „als eine reine Bestätigung der Relevanz der | |
Nachhaltigkeits- und Klimaziele und ein Benennen freiwilliger Maßnahmen“, | |
hieß es am Montag in einer gemeinsamen Mitteilung des Forums Umwelt & | |
Entwicklung, der Klima-Allianz Deutschland und des Verbands | |
Entwicklungspolitik und humanitäre Hilfe (Venro). | |
## Zu wenig Unterstützung für arme Länder | |
Die Entwicklungsorganisation Oxfam forderte mehr Unterstützung für arme | |
Länder, um sich vor den Auswirkungen der Klimakrise zu schützen. Die 48 am | |
wenigsten entwickelten Länder erhielten jährlich nur 2,4 bis 3,4 Milliarden | |
Dollar (2,2 bis 3,1 Milliarden Euro) Unterstützung durch die | |
Industrieländer für die Klimaanpassung. Das entspreche weniger als einem | |
Cent pro Kopf und Tag. | |
Einen Tag vor dem UN-Klimagipfel hatte die UNO einen Bericht | |
veröffentlicht, demzufolge die fünf Jahre von Anfang 2015 bis Ende 2019 die | |
wohl heißesten der Geschichte sein werden. Nach Angaben der | |
Weltorganisation für Meteorologie (WMO) werden die durchschnittlichen | |
globalen Temperaturen in der jetzigen Fünf-Jahres-Zeitspanne „auf 1,1 Grad | |
Celsius über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) und 0,2 Grad Celsius | |
wärmer als 2011-2015 geschätzt“. | |
23 Sep 2019 | |
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