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# taz.de -- Twittertool gibt private Fotos weiter: Shitstorm über Twitpic
> Nun also auch Twitpic: Der Dienst, mit dem sich Fotos auf Twitter
> hochladen lassen, verkauft Bilder privater Nutzer an andere. Die Empörung
> ist groß.
Bild: Und wem gehören diese Bilder jetzt? Startseite von Twitpic.
Ein Klick - und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Wer den jüngst mehrfach
geänderten Nutzungsbedingungen des Online-Fotodienstes Twitpic zustimmt,
stimmt damit auch zu, dass persönliche Fotos vom Anbieter genutzt,
vervielfältigt, verteilt, abgewandelt sowie von Dritten übernommen und
verwendet werden können - weltweit, ohne Entgelt für den Fotografen und
auch für kommerzielle Zwecke.
Twitpic ist einer der Fotodienste, mit denen Bilder einfach und mit kurzen
Links ins Netzwerk Twitter geladen werden können. Ist die Weitergabe von
Fotos ein Skandal? Keineswegs. Twitpic treibt derzeit auf die Spitze, was
andere Netzwerk- und Chatanbieter schon länger machen, etwa das
Chatprogramm ICQ oder das weltweit größte Social Network Facebook (auch
wenn man in den "Einstellungen" die Weitergabe von Fotos unterbinden kann).
Auch dort behalten sich die Anbieter vor, auf vom Nutzer erstellten Inhalt
- Texte und Fotos - selbst zuzugreifen. Twitpic geht darüberhinaus, indem
auch Dritten diese Rechte eingeräumt werden. Dabei ist die Art und Weise,
wie dies geschieht, nicht eindeutig. Den geänderten Nutzungsbedingungen
schob das US-Unternehmen [1][einen Blogeintrag nach], in dem betont wird,
Fotos und Copyright der Nutzer nicht preiszugeben, sondern im Gegenteil
besonders zu schützen.
Man respektiere die Inhalte und Rechte der Nutzer, schreibt Twitpic-Gründer
Noah Everett, gleichzeitig gelte aber: Wer eigene Inhalte auf Twitpic
hochlade und zuvor die Bedingungen akzeptiert habe, der erlaube Twitpic die
Nutzung dieser Inhalte - und er erlaube es auch den mit Twitpic verbundenen
Partnern.
## "Eine Momentaufnahme"
"Das widerspricht sich", sagt Till Kreutzer, Redakteur beim Webportal
[2][iRights.info] und Spezialist für Urheberrecht in der digitalen Welt. Es
handele sich bei diesem Widerspruch "möglicherweise um eine
Momentaufnahme." Den Blogeintrag wertet er als eine "hastige Maßnahme, um
Protesten von Twitter- und Twitpic-Nutzern" entgegenzuwirken. Und diese
Proteste und [3][Unmutsbekundungen gibt es] zuhauf. Nutzer fordern
Klarstellungen und Änderungen, empfehlen Alternativen, die Betreiber werden
beschimpft, ein kleiner, aber internationaler [4]["Shitstorm"] zieht gegen
das US-Unternehmen auf.
Sorgen müssten sich Nutzer aus Deutschland nicht machen, meint Kreutzer. Im
Falle eines Rechtsstreits gelte hierzulande "in der Regel die für den
Nutzer günstigste Auslegung der Nutzungsbedingungen". Die Änderungen
interpretiert er, da sie über ähnliche Formulierungen in Online-Angeboten
hinausgingen, als "überraschende Klausel". Und die sei eben nach deutschem
Recht ungültig.
Es gebe dennoch zwei Probleme: Ein Rechtsstreit in diesem Fall könne
kompliziert und langwierig werden, da er Ländergrenzen überschreite. Und:
In Deutschland sei bisher noch kein Anbieter wegen solcher Regeln
verurteilt worden, ein Präzedenzfall fehlt also. Die beste Waffe für
Kreutzer ist derzeit: "Aufklären und in der Netzgemeinde Stimmung
erzeugen."
Der Aufregung vieler Nutzer über Twitpic vorausgegangen ist ein
geschäftliches Abkommen des Unternehmens mit der britischen Fotoagentur
"Wenn". Daraus geht hevor, dass Fotos, die Berühmtheiten über Twitpic ins
Netz stellen, von der Agentur weltweit vermarktet werden können - beide
Unternehmen gaben dazu am Dienstag eine gemeinsame Erklärung heraus.
Dabei [5][betonte der Leiter der Fotoagentur], Lloyd Beiny: "Die Annahme
mancher, jedes auf Twitter verfügbare Foto sei kostenlos verfügbar, ist
komplett falsch." Nach dem Deal zwischen Twitpic und "Wenn" könne jeder,
der Fotos von Prominenten über Twitpic auf Twitter veröffentlichen wolle,
dies tun - allerdings nur "mit der Erlaubnis von 'Wenn'." Eine Erlaubnis,
die ihren Preis haben wird. Wie hoch er ist, wurde ebensowenig bekannt wie
weitere Details des Deals oder der Nutzungsbedingungen von Twitpic. Fragen
blieben von Twitpic und seinem Gründer [6][Noah Everett] bislang
unbeantwortet.
11 May 2011
## LINKS
[1] http://blog.twitpic.com/2011/05/your-content-your-copyrights/
[2] http://irights.info/
[3] http://twitter.com/#!/search/%23twitpic
[4] http://saschalobo.com/2010/04/22/how-to-survive-a-shitstorm/
[5] http://www.techradar.com/news/internet/twitpic-updates-terms-causes-photo-o…
[6] http://twitter.com/#!/noaheverett
## AUTOREN
Maik Söhler
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