# taz.de -- Tigray nach dem Friedensabkommen: TPLF-Entwaffnung nur halb geklärt | |
> Äthiopiens Regierung und der Tigray-Volksbefreiungsfront machen Schritte | |
> zur Umsetzung der Vereinbarung. Die humanitäre Hilfe bleibt offen. | |
Bild: Der Chef der TPLF (links) und der Stabschef der äthiopischen Streitkräf… | |
BERLIN taz | Zehn Tage nach dem Friedensabkommen zwischen Äthiopiens | |
Regierung und der in der Region Tigray herrschenden TPLF | |
(Tigray-Volksbefreiungsfront) haben die beiden Seiten erste konkrete | |
Schritte [1][zur Umsetzung vereinbart]. Im Anschluss an Gespräche in Kenias | |
Hauptstadt Nairobi unterzeichneten hochrangige Kommandeure beider Seiten am | |
12. November eine „Erklärung über die Modalitäten der Implementierung“ d… | |
Abkommens, [2][das am 2. November in Südafrikas Hauptstadt Pretoria | |
geschlossen worden war]. Es wurde insbesondere ein Zeitplan zur | |
Truppenentflechtung und zur Entwaffnung der TPLF festgelegt. | |
Nach einer siebentägigen Phase der „Orientierung“, in der den Soldaten | |
beider Seiten die Lage erklärt wird und die am 15. November beginnt, soll | |
über vier Tage die Truppenentflechtung vollzogen werden, die somit am 19. | |
November endet. Ab dann übernehmen die äthiopischen Behörden die | |
Verantwortung in ganz Tigray. Innerhalb von zwei Wochen, also bis 26. | |
September, soll ein gemeinsamer Ausschuss beider Seiten einen „klaren Plan | |
für den Ablauf und den zeitlichen Rahmen“ der Abgabe der leichten Waffen | |
der TPLF erarbeiten. Die Afrikanische Union (AU) als Friedensvermittler | |
wird daran teilnehmen. Bereits ab 22. November soll die im Friedensvertrag | |
vereinbarte AU-Überwachungsmission ihre Arbeit aufnehmen. | |
Die beiden heikelsten Aspekte des Friedensschlusses werden in der Erklärung | |
von Nairobi zwar bekräftigt, aber ohne Zeitplan. Die Abgabe der schweren | |
Waffen der TPLF soll demnach „zeitgleich mit dem Abzug ausländischer und | |
Nicht-ENDF-Kräfte aus der Region“ erfolgen. Mit „ausländischen“ Kräfte… | |
die Armee Eritreas gemeint, die in Tigray gegen die TPLF kämpft. | |
„Nicht-ENDF-Kräfte“ sind alle Milizen, die nicht Teil der äthiopischen | |
Armee ENDF sind, etwa die aus der Region Amhara, die den Westteil Tigrays | |
besetzt halten. | |
Weder Eritrea noch Amhara-Vertreter waren an den Friedensgesprächen | |
beteiligt und es ist unklar, ob sie sich davon gebunden fühlen und was | |
geschieht, falls sie es nicht tun. Der Vollzug des [3][Friedensprozesses] | |
hängt damit nun an Dritten, die besonders radikal gegen die TPLF | |
eingestellt sind. So öffnet sich ein Schlupfloch für die TPLF, ihre | |
schweren Waffen zu behalten. | |
Zweiter Punkt: die humanitäre Hilfe für die notleidende Bevölkerung | |
Tigrays. Sie soll wiederaufgenommen werden, allerdings gibt es dafür keinen | |
Zeitplan. Und da Äthiopiens Regierung behauptet, es fließe bereits wieder | |
Hilfe nach Tigray, Hilfswerke das aber nicht bestätigen, bestehen | |
begründete Zweifel. | |
13 Nov 2022 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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