| # taz.de -- Ticket-Schwarzmarkt in der Bundesliga: Schmutziges Kartenspiel | |
| > Immer mehr Bundesliga-Clubs wollen an der Preistreiberei des | |
| > Onlineticket-Schwarzmarkts mitverdienen. Auf Schalke protestieren Fans | |
| > dagegen. | |
| Bild: Damals noch analog: Den Ticket-Schwarzmarkt gab es schon vor 15 Jahren | |
| Ein Schreiben vom Anwalt hat Clemens Tönnies, der Vereinschef von Schalke | |
| 04, dieser Tage erhalten. In Auftrag gegeben hat dieses eine Schalker | |
| Faninitiative. Tönnies wird in dem Brief aufgefordert, zu prüfen, inwieweit | |
| der Vorstand vereinsschädigend arbeite. Seitdem der Klub kurz vor | |
| Weihnachten kundtat, man werde ab der kommenden Saison mit dem weltweit | |
| größten Onlineticket-Händler Viagogo zusammenarbeiten, herrscht große | |
| Unruhe unter den blau-weißen Anhängern. | |
| Das Unternehmen ist wegen seiner Wucherpreise berüchtigt in der deutschen | |
| Fanszene. Sechs Erstligisten kooperieren bereits mit der Firma. Michael | |
| Eckl, Mitbegründer der Schalker Initiative ViaNogo, die Tönnies anschreiben | |
| ließ, spricht „vom Pakt mit dem Teufel“, den man auf einer | |
| außerordentlichen Mitgliederversammlung auflösen wolle. Der Verein schert | |
| sich bislang wenig um die Bedenken an der Basis. „Gut, dass wir auf Schalke | |
| keine Demokratie sind“, soll Schalkes Geschäftsführer Peter Peters | |
| erleichtert vor Fans gesagt haben. | |
| Dabei hat selbst der nicht gerade demokratiepreisverdächtige FC Bayern | |
| München auf Fanproteste reagiert. Die Zusammenarbeit mit Viagogo, hat der | |
| Klub mitgeteilt, werde man im Sommer 2014 auslaufen lassen. Beim Hamburger | |
| SV haben die Anhänger vergangenen Sommer einen Vertragsbruch mit dem | |
| Ticketunternehmen forciert. | |
| In Stuttgart gerät in den letzten Tagen der VfB-Vorstand zunehmend unter | |
| Beschuss der Stammkundschaft, weil man sich zu Beginn der Saison auf einen | |
| Deal mit Viagogo einließ. Bei den Vertragspartnern Hannover 96, dem 1. FC | |
| Nürnberg und dem 1. FC Kaiserslautern kam es ebenfalls schon zu Protesten. | |
| ## 268 Euro für ein Gästeblockticket | |
| Doch woher rührt der Unmut? Die Firma vermittelt im Internet Konzertkarten | |
| und Sporttickets, indem sie Verkäufer und Käufer zusammenführt. Der | |
| Verkäufer, der den Preis nach Belieben festlegt, gibt 10 Prozent an das | |
| Unternehmen ab, der Käufer 15 Prozent. Bei Spielen mit großer Nachfrage | |
| werden die Preise in enorme Höhen getrieben. So erhielt man beispielsweise | |
| noch am Freitag bei Viagogo für 268 Euro ein Gästeblockticket für das | |
| Revierderby am Samstag zwischen Schalke und Dortmund, das seit etlichen | |
| Wochen bereits ausverkauft ist. Ursprünglich hätte man für diese Karte nur | |
| 55 Euro zahlen müssen. | |
| Was Schalke ab kommender Saison betreibt, ist die Legalisierung des | |
| Schwarzmarkts, der unter die Aufsicht eines Unternehmens gestellt wird. | |
| Betrug am Kunden, so heißt es, würde dadurch ausgeschlossen. Vornehm | |
| verschwiegen wird, dass der Klub an der legalisierten Preistreiberei | |
| mitverdient. | |
| Nicht direkt – man will sich ja nicht die Hände schmutzig machen. Viagogo | |
| hat sich sein Geschäftsfeld auf Schalke als Sponsor für geschätzte 1,5 | |
| Millionen Euro pro Saison erkauft. Vor wenigen Jahren hat Schalke 04 | |
| allerdings noch gegen Tickethändlerunternehmen im Internet prozessiert. | |
| Geschäftsführer Peters begründete das im Jahr 2009 folgendermaßen: „Das i… | |
| nicht im Interesse der Fans.“ | |
| Dieser Überzeugung ist man bei Bayer Leverkusen noch heute. Weil man den | |
| Fans gegenüber zur Fairness verpflichtet sei, habe man sich nicht auf ein | |
| Vertragsangebot von Viagogo nicht eingelassen, erklärt Mediendirektor | |
| Meinolf Sprink. Dieser Tage prüft der Klub gar, ob man eine juristische | |
| Klage gegen Viagogo einreichen will. | |
| ## Im größerem Stil Karten aufgekauft | |
| Auslöser für diese Überlegung war, dass das das Unternehmen Ende letzten | |
| Jahres im WDR damit warb, Eintrittskarten für Spiele von Bayer Leverkusen | |
| zu verkaufen. In einem solchen Verfahren, so Sprink, müsste dann auch | |
| geklärt werden, ob Viagogo in größerem Stil Karten für Bayer-Spiele | |
| aufgekauft habe. | |
| Beim mittlerweile in der Schweiz ansässigen Unternehmen hat man derlei | |
| Geschäftsgebaren stets in Abrede gestellt. In einer Undercover-Reportage | |
| des britischen Senders Channel 4, die vor gut einem Jahr ausgestrahlt | |
| wurde, erzählten aber Mitarbeiter von Viagogo, die meisten Karten auf der | |
| Plattform des Unternehmens würden nicht von Fans, sondern von | |
| professionellen Ticketverkäufern vertrieben werden. | |
| Schalke 04 verteidigt sich damit, dass man den Vertrag mit Viagogo recht | |
| restriktiv gestaltet habe. Nur 300 Karten aus zehn Heimspielen werde man | |
| dem Kooperationspartner aushändigen. Die begehrten Spitzenspiele (Bayern | |
| München, Dortmund) seien nicht darunter. Des Weiteren darf das Unternehmen | |
| die vereinsinterne Kartentauschbörse betreiben. | |
| ## Unterschriften gegen Viagogo | |
| Michael Eckl von ViaNogo argwöhnt, dass dem Tickethändler noch weitere | |
| Zugeständnisse gemacht wurden. Auf einer außerordentlichen | |
| Mitgliederversammlung, für deren Einberufung 8.500 Unterschriften vorgelegt | |
| werden müssten, will die Mitgliederinitiative ViaNogo den Verein zwingen, | |
| alle Vertragsdetails auf den Tisch zu legen und das Bündnis aufzukündigen. | |
| Eckl gibt sich zuversichtlich, dass die Marke gar übertroffen werden kann. | |
| Sollte die Partnerschaft zwischen Schalke 04 und Viagogo verhindert werden, | |
| dann müsse man im nächsten Schritt grundsätzlich solche Unternehmen von der | |
| Bundesliga fernhalten, fordert Eckl. Andernfalls fürchte er auch um seine | |
| Sicherheit im Stadion. Bei dem Champions-League-Duell nächsten Dienstag | |
| gegen Istanbul etwa würden gewiss etliche Galatasaray-Anhänger mit | |
| Viagogo-Tickets in Schalker Fanbereichen sitzen. | |
| Ein interessanter Einwand ist das allein schon deshalb, weil | |
| Schalke-Geschäftsführer Peter Peters als Vorsitzender der umstrittenen | |
| DFL-Kommission Sicheres Stadionerlebnis noch einer derjenigen war, die sich | |
| besonders um die angeblich so unsichere Lage in den deutschen Arenen | |
| sorgte. | |
| 10 Mar 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Johannes Kopp | |
| Johannes Kopp | |
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