# taz.de -- Streit um Digitalpolitik: Neuer Machtkampf zwischen Europäischer U… | |
> Der US-Präsident findet die Milliardenstrafe gegen den Internetkonzern | |
> Google „sehr unfair“. Die Auseinandersetzung gefährdet den Handelsdeal. | |
Bild: Im Vordergrund Google-Gründer Sergey Brin und Alphabet- und Google-Chef … | |
Brüssel taz | Die EU-Kommission hat eine Geldstrafe von 2,95 Milliarden | |
Euro gegen den US-Internetkonzern Google verhängt und damit neuen Streit | |
mit US-Präsident Donald Trump ausgelöst. Trump bezeichnete die | |
Milliardenstrafe als „sehr unfair“ und drohte mit Vergeltung. Auch Google | |
will sich wehren. Damit zeichnet sich ein neuer Machtkampf um die mächtigen | |
amerikanischen Digitalkonzerne ab. | |
Trump hatte sich zuvor bereits über die europäischen Internetgesetze DSA | |
und DMA beschwert, die das Geschäft der Onlinekonzerne regulieren. Zudem | |
hat er Ländern wie Frankreich gedroht, die Digitalsteuern erheben. Deshalb | |
gab es in Brüssel bis zuletzt Zweifel daran, dass die EU-Kommission gegen | |
Google vorgehen würde. Nun hat sie zugeschlagen – allerdings weniger hart | |
als erwartet. | |
Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera zögerte die Bekanntgabe um einige Tage | |
hinaus und [1][wählte dann eine vergleichsweise milde Strafe]. Angesichts | |
des Umsatzes von Google wären bis zu 6 Milliarden Euro möglich gewesen. Zur | |
Begründung verwies Ribera auf die dominierende Stellung im | |
Online-Werbemarkt: „Google hat seine marktbeherrschende Stellung im Bereich | |
Adtech – also Technologien zum Kauf und Verkauf von Onlinewerbung – | |
missbraucht“. Tatsächlich hat der US-Konzern diesen lukrativen Markt in | |
Europa fast vollständig übernommen. Google habe seine eigenen Angebote | |
gegenüber jenen der Konkurrenz bevorzugt, heißt es in der Begründung der | |
EU-Kommission. | |
Dadurch seien andere Online-Anbieter, Werbetreibende und Medienhäuser | |
benachteiligt worden. Dies habe „negative Folgen für alle Internet-Nutzer“. | |
Google reagiert prompt. Die zuständige Managerin Lee-Anne Mulholland | |
erklärte, die Entscheidung sei falsch, das Unternehmen werde Berufung | |
einlegen. Der Konzern hat nun 60 Tage Zeit, der EU-Kommission mitzuteilen, | |
wie es die Verstöße gegen EU-Recht beheben will. Die Milliardenstrafe gilt | |
jedoch unabhängig von dieser Frist für die bereits erfolgten | |
Wettbewerbsverstöße. | |
## Für die EU-Kommission kommt der Streit zur Unzeit | |
Zusätzliche Brisanz erhält der Fall durch den Eingriff des US-Präsidenten. | |
Trump reagierte auf seinem eigenen Kurznachrichtendienst Truth Social und | |
erklärte, die Milliardenstrafe bedrohe Investitionen und Jobs in den USA. | |
Er kündigte eine Untersuchung an, die erneut höhere Zölle für die EU oder | |
Importbeschränkungen für europäische Produkte nach sich ziehen könnte. Für | |
die EU kommt diese Drohung zur Unzeit. | |
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte gehofft, Trump mit ihrer | |
Zustimmung zu einem schmerzhaften Handelsdeal besänftigen zu können. Doch | |
während sie mit der Umsetzung dieses Deals begonnen hat, zögert Trump | |
seinen Part hinaus. So wartet Brüssel immer noch auf die vereinbarte | |
Senkung der US-Einfuhrzölle für Autos auf 15 Prozent. | |
Jetzt kommt auch noch der Streit über die Digitalpolitik hinzu. Google ist | |
dabei nur ein Thema. Die EU-Kommission bereitet auch Entscheidungen über | |
mögliche Rechtsverstöße beim Kurznachrichtendienst X von Elon Musk vor. | |
[2][Die Regulierung der Onlinekonzerne sei das „souveräne Recht“ der EU], | |
heißt es in Brüssel. Trump empfindet sie aber wohl als Angriff auf seine | |
Buddys in den US-Konzernen. | |
Wie brisant der Fall ist, zeigt sich daran, dass die EU-Kommission Trumps | |
letzte Drohungen unbeantwortet ließ. Von der Leyen und Ribera hielten sich | |
nach der Google-Entscheidung bedeckt. Nur Handelskommissar Maros Sefcovic | |
wagte sich aus der Deckung. Er hatte den Handelsdeal mit Trump ausgehandelt | |
und muss sich nun gegen den Vorwurf verteidigen, Ribera ausgebremst zu | |
haben. „Ich möchte betonen, dass ich die Kartelluntersuchung gegen Google | |
voll und ganz unterstütze“, sagte Sefcovic. Die Frage ist allerdings, wie | |
lange die Unterstützung anhält, wenn Trump Ernst macht – und Vergeltung | |
übt. Dann könnte auch Sefcovics Handelsdeal ins Wanken kommen. | |
7 Sep 2025 | |
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[2] /Initiative-zur-IT-Unabhaengigkeit/!6110769 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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