# taz.de -- Start-ups in der Elektromobilität: Harter Weg für Neue | |
> Der Wechsel vom Verbrennungsmotor zum Elektroauto öffnet Marktnischen. | |
> Doch tun sich Start-ups in Deutschland schwer, diese Lücke zu füllen. | |
Bild: Soll im nächsten Jahr auf der Straße rollen – das Solar-Elektroauto S… | |
BERLIN taz | Stolze 50 Millionen Euro hat das Münchner Start-up Sonomotors | |
in den vergangenen Wochen [1][mit seiner Crowdfunding-Kampagne | |
eingesammelt]. „Jetzt können wir die nächsten Meilensteine angehen. Also | |
die Produktionsanlage aufbauen und den Prototyp für die Serie entwickeln“, | |
freut sich Jona Christians, einer der drei Gründer*innen von Sonomotors. | |
Im nächsten Jahr will das Münchner Start-up ein Elektroauto mit | |
integrierten Solarmodulen auf den Markt bringen. 34 Kilometer soll das | |
Fahrzeug dann zusätzlich aus Sonnenenergie fahren. | |
Sonomotors gehört neben e.Go und Streetscooter zu den einzigen neuen Firmen | |
in Deutschland, die ein komplettes Elektroauto entwickeln. Der Wandel der | |
Automobilbranche vom Verbrennungsmotor zum Elektromotor sollte neue Nischen | |
öffnen. Doch weltweit [2][hat nur Tesla zu den Etablierten aufschließen | |
können]; in Deutschland stecken die Initiativen in den Kinderschuhen. | |
Den Grund dafür sieht Günther Schuh, Professor für Produktionssystematik an | |
der RWTH Aachen und Geschäftsführer des Elektroautobauers e.Go, vor allem | |
in der deutschen Finanzierungskultur: „Um ein Auto auf die Straße zu | |
bringen, brauchen wir Eigenkapital, und zwar nicht in homöopathischen | |
Dosen.“ Seit Ende 2019 liefert e.Go seinen Kleinwagen aus; mindestens 250 | |
Millionen Euro habe die Entwicklung gekostet. „Deutschland ist nicht das | |
Silicon Valley oder Schanghai. Wenn Geldgeber 50 oder 100 Millionen in ein | |
Unternehmen investieren sollen, kommen sofort die Fragen nach Erlös und | |
Profit“ so Schuh. Das sei Sparkassen-Mentalität. | |
Auch die Gründer von Sonomotors sind gegen die Finanzierungsmauer gestoßen. | |
„Wir haben im letzten Jahr mit Investoren verhandelt. Heraus kam, dass sie | |
unser Patent eines Elektro-Solar-Fahrzeugs hochinteressant finden, aber | |
kein Interesse an einem preisgünstigen Fahrzeug haben“, sagt Christians. | |
Das widersprach dem Konzept der Unternehmer*innen, die den Kombi für 25.500 | |
Euro verkaufen möchten. Stattdessen wählten sie eine alternative Strategie | |
der Gewinnbeteiligung und starteten eine Crowdfunding-Kampagne. | |
## Aufwändige Straßenzulassung für Pkws | |
Doch was noch fehlt, ist die Straßenzulassung für den Pkw. Hierzu gehören | |
Tests in über 70 Kategorien sowie Herkunftsnachweise der über 6.000 | |
verbauten Einzelteile. „Einen netten Prototyp zu entwickeln und damit auf | |
dem Testgelände herumzufahren, ist ungefähr 5 Prozent der Arbeit“, sagt | |
Günther Schuh. Sein Start-up ist das einzige in Deutschland, das die | |
Pkw-Zulassung bisher erhielt. Wegen dieses Aufwands könnten Jungunternehmer | |
nicht mal eben an den etablierten Autobauern vorbeilaufen. | |
Mehr Möglichkeiten hätten Start-ups daher bei der Entwicklung von Software | |
oder Komponenten für Nischensegmente, sagt Martin Doppelbauer, Professor | |
für hybridelektrische Fahrzeuge am KIT Karlsruhe. „Die etablierten | |
Autofirmen kaufen für ihre Serienproduktion nicht bei Start-ups.“ Zu groß | |
sei die Sorge vor schwankender Fertigungsqualität oder der Pleite des | |
Unternehmens. Aber für Sonderentwicklungen und die Rennbranche seien sie | |
interessant. | |
Trotz der Hürden halten Christians und Schuh neue Autobauer für | |
unverzichtbar. „[3][Ohne uns gäbe es jetzt noch keine Elektroautos um die | |
20.000 Euro]“, sagt Schuh. Christians sieht neben den Investoren auch die | |
Politik in der Verantwortung: „Die Unterstützung der Elektromobilität ist | |
nicht für kleine Firmen ausgelegt.“ Die Hersteller müssen die Hälfte der | |
Förderung übernehmen, die Käufer*innen für ein neues Elektroauto erhalten. | |
„Große Autobauer können das finanzieren. Wir können das nicht.“ | |
Wo sie in fünf Jahren stehen, weiß keines der Start-ups. „Wenn wir nicht | |
durchkommen, wird es keiner in diesem Bereich der Elektromobilität | |
schaffen“, vermutet Schuh. In diesem Jahr möchte er 5.100 Autos ausliefern. | |
Sonomotors hat 10.000 Vorbestellungen. | |
21 Jan 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://sonomotors.com/de/ | |
[2] /Tesla-Fabrik-in-Brandenburg/!5650168 | |
[3] https://www.e-go-mobile.com/de/newspool/pressemitteilung-e.go-mobile-ag-pas… | |
## AUTOREN | |
Isabel Röder | |
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