Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sexualisierter Blick auf Sportlerinnen: Die Sache mit dem Blut
> Sportlerinnen werden nicht nur anhand ihrer Leistungen bewertet, auch ihr
> Äußeres wird kommentiert. Aber wehe, Körperflüssigkeiten kommen ins
> Spiel!
Bild: Fußballerin und Objekt: Alisha Lehmann im Spiel gegen Spanien
Berlin taz | Die Fußball-Europameisterschaft der Frauen ist in vollem
Gange. Doch während Fans und Medien sich beim Männerfußball auf
Spielstrategien, Taktik und Tore konzentrieren, scheint in den sozialen
Medien oft ein ganz anderes Bewertungssystem für Frauen zu gelten.
Eines, das weniger mit sportlicher Leistung als mit gesellschaftlichen
Erwartungen zu tun hat. Anstatt über die Fußfertigkeiten am Ball zu
sprechen, wird das Aussehen der Spielerinnen thematisiert. Da ein Gramm zu
viel, dort ein zu ausgeprägter Muskel, zu viel oder zu wenig Make-up im
Gesicht. Kommentare, die sich Sportlerinnen wie [1][Alisha Lehmann] auf
[2][Instagram] häufiger anhören müssen.
Sportlerinnen befinden sich immer noch im Fadenkreuz des „male gaze“, der
sie in erster Linie als Objekt wahrnimmt und nicht als Athletinnen. Diese
Bodyshaming-Doppelmoral und Objektivierung zeigt sich besonders im direkten
Vergleich mit den männlichen Kollegen. Während bei diesen allerhöchstens
die neue Frisur zum Thema gemacht wird, wird bei den Frauen jede Falte oder
Anzeichen von Cellulite ganz genau unter die Lupe genommen.
Nichts scheint tabu zu sein, außer die eigentliche Frage, wie gut sie
gerade auf dem Platz performen. Und wäre das nicht schon genug, rückt auch
noch ein weiteres Thema in den Fokus: Körperflüssigkeiten. Besonders
stigmatisiert wird dabei die Menstruation.
Doch Frauen im Sport wollen sich nicht unterkriegen lassen. Ein
Paradebeispiel für den offenen Umgang mit diesem „Tabu“ ist die
[3][Influencerin und Marathonläuferin Lenja Cupan]. Mitten in einer
Trainingseinheit für einen Halbmarathon bekam sie ihre Periode. Statt sie
zu verstecken oder zu entschuldigen, erklärt sie, dass dies eben Teil des
Frau-Seins sei, auch während des Sports. Die Reaktionen im Netz? Zwischen
Empowerment und Empörung. Denn obwohl die Hälfte der Weltbevölkerung
menstruiert, scheint Blut auf einer Laufhose für viele schwer zu verkraften
zu sein.
Auch die österreichische [4][Langstreckenläuferin Julia Mayer] und
Teilnehmerin der Olympischen Spiele 2024 in Paris macht auf das Thema
Periode im Leistungssport aufmerksam. Sie erzählt von sportlichen
Höchstleistungen, die sie erbringt, trotz ihrer Periode.
Doch warum ist die Menstruation so ein Tabu? Weil der weibliche Körper
immer noch kontrolliert, bewertet und reguliert wird. Sichtbare
Menstruation widerspricht der Illusion eines makellosen Körpers und
provoziert damit das patriarchale Weltbild, in dem Frauen zwar sexy, aber
bitte nicht körperlich sein sollen.
Die Fußball-Europameisterschaft der Frauen bietet eine Bühne, nicht nur für
sportliche Höchstleistungen, sondern auch für einen längst überfälligen
gesellschaftlichen Diskurs. Solange Spielerinnen sich mehr mit Kommentaren
über ihre Körperbehaarung, ihr Gewicht oder ihre Monatsblutung
auseinandersetzen müssen als mit ihrer Taktik auf dem Feld, bleibt echte
Gleichberechtigung nur eine Illusion. Es wird Zeit, dass wir Frauen nicht
mehr dafür beschämen, dass sie Körper haben und diese auch nutzen.
Schwitzen, bluten, kämpfen, das ist nicht eklig. Das ist Sport.
Dieser Text ist im Rahmen eines Workshops der taz Panter Stiftung für
Nachwuchsjournalistinnen im Sport entstanden. Mehr zum Thema
„Körperflüssigkeitenshaming“ gibt es in der Folge [5][„Kotzen, Kacken,
Körperkrisen – Eklige Fragen an den Profisport“] des [6][Podcasts Freie
Rede der taz Panter Stiftung].
27 Jul 2025
## LINKS
[1] /Fussball-Influencerin-Alisha-Lehmann/!6096752
[2] https://www.instagram.com/alishalehmann7/
[3] https://www.instagram.com/lenja_cupan/
[4] https://www.olympics.com/de/athleten/julia-mayer
[5] /Frauen-Sport-und-Journalismus-Workshop/!6100618
[6] /Podcast-Freie-Rede/!t6008263
## AUTOREN
Josephin Limprecht
## TAGS
Fußball-EM der Frauen 2025
Sexismus
Menstruation
GNS
Märchen
Fußball-EM der Frauen 2025
Hormone
Schwerpunkt Feministischer Kampftag
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kopenhagens „Porno-Meerjungfrau“: Versteinerte Männerfantasien
In Dänemark tobt ein Kulturstreit über die Statue einer Meerjungfrau.
Dieser verrät mehr über den Male Gaze als über die betreffende Statue.
Forscherin über Genderbias im Fußball: „Ein Schema funktioniert nie für al…
Fußballerinnen haben andere Trainingsbedürfnisse als Fußballer. Für die
fehlen jedoch oft Ressourcen, auch bei der Forschung ist noch Luft nach
oben.
Weiblicher Zyklus und Sport: Mit dem Zyklus trainieren
Training im Gleichklang mit der Periode und dem hormonellen Zyklus liegt im
Trend. Viele Fragen zum Zusammenhang sind noch offen.
Rhythmische Sportgymnastik: Die weiblichste aller Sportarten
Die Disziplin ist die einzige olympische Sportart nur für Frauen und
Mädchen. Schönheit spielt auf der Matte eine zentrale Rolle.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.