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# taz.de -- Sexualisierte Gewalt in Osttimor: Alte Sünden?
> Der Papst erwähnt bei seinem Besuch das Thema Missbrauch. Es ist aber an
> der Zeit, dass die Katholische Kirche über die Strukturen dahinter redet.
Bild: Katholische Gläubige bei der Messe mit Papst Franziskus
In [1][Osttimor hat Papst Franziskus] wieder den Kampf gegen sexualisierte
Gewalt angemahnt. „Wir alle sind gerufen, verantwortungsvoll zu handeln, um
jeder Art von Missbrauch vorzubeugen“, schrieb er Vertreter*innen von
Politik und Zivilgesellschaft anlässlich der dritten Station seiner
Asien-Pazifik-Reise ins Stammbuch.
Auf die ziemlich konkrete Verantwortung der katholischen Kirche ging
Franziskus jedoch nicht ein näher ein: Dieses Phänomen trete „überall auf
der Welt zutage“. Trotz ihrer Vagheit sind diese Äußerungen pikant, weil
Franziskus sie in Anwesenheit des Präsidenten José Ramos-Horta und des
Premierministers Xanana Gusmão machte. Beide stehen in Verbindung [2][mit
Missbrauchsfällen, die in den vergangenen Jahren Osttimor erschütterten].
So wurde Richard Daschbach, ein US-amerikanischer Missionar und Leiter
eines Kinderheims, 2018 als langjähriger Missbrauchstäter enttarnt. Gusmão
besuchte den Priester anschließend im Hausarrest und verteidigte ihn
öffentlich. 2022 wurden ähnliche Vorwürfe gegen Carlos Filipe Ximenes Belo
laut, den ehemaligen Apostolischen Administrator von Dili. Er hatte 1996
gemeinsam mit Ramos-Horta den Friedensnobelpreis erhalten. Dazu sagte
Ramos-Horta jüngst in einem Interview, dass der Papstbesuch nicht die Zeit
sei, sich mit alten Sünden aufzuhalten.
Diese Fälle machen zweierlei deutlich: Einerseits besteht bei
sexualisierter Gewalt häufig eine Art Komplizenschaft zwischen Kirche und
Staat. Auch staatliche Institutionen müssen sich ihrer Verantwortung
bewusst sein, wenn Missbrauch nicht vertuscht werden soll. Andererseits
darf der besondere Kontext des Missbrauchs in der katholischen Kirche nicht
vergessen werden. Daschbach und Ximenes Belo nutzten ihre Stellung als
Priester aus, um Täter zu werden.
Sexualisierte Gewalt ist eben nicht nur eine Frage der Integrität von
Personen, sondern auch von Ermöglichungsstrukturen. Die abschließende
Tagung der Weltsynode der katholischen Kirche im Oktober wäre ein guter
Anlass, nochmal über diese nachzudenken.
10 Sep 2024
## LINKS
[1] /Papst-reist-nach-Suedostasien/!6033672
[2] https://www.tagesschau.de/ausland/osttimor-papst-100.html
## AUTOREN
Louis Berger
## TAGS
Osttimor
Papst Franziskus
Sexualisierte Gewalt
Katholische Kirche
Social-Auswahl
Indonesien
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