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# taz.de -- Regierungsbildung: Koalitionspoker in Osttimor
> Die Regierungspartei Fretilin hat die Parlamentswahlen gewonnen, doch zum
> Regieren braucht sie einen Partner. Doch über eine Koalition denken auch
> die Oppositionsparteien nach.
Bild: Trotz ausgezählter Stimmen ist noch nichts entschieden.
BANGKOK taz Bei den Parlamentswahlen in Osttimor vom vergangenen Samstag
hat die bisherige Regierungspartei Fretilin über 29 Prozent der Stimmen
erzielt. Das teilte die Wahlkommission am Donnerstag mit. Mit 23,5 Prozent
an zweiter Stelle lag die schärfste Rivalin Fretilins, die von Expräsident
Xanana Gusmao neugegründete Partei "Nationalkongress für den Wiederaufbau
Osttimors" (CNRT). Fretilin-Generalsekretär Mari Alkatiri erklärte bereits,
er werde Koalitionsgespräche mit mehreren kleineren Parteien führen. Ein
mögliches Regierungsbündnis mit Gusmaos Partei schloss er aus.
Wer Osttimor künftig regieren wird, ist momentan völlig offen. Denn ob sich
die restlichen zwölf an den Parlamentswahlen beteiligten Parteien auf eine
Koalition mit der mächtigen Fretilin einlassen, ist fraglich. Drittstärkste
Kraft im Parlament wurde die sozialdemokratische Plattform ASDT/PSD. Deren
Chef, Mario Carrascalao, kündigte bereits an, mit Xanana Gusmaos Partei
zusammenarbeiten zu wollen. Osttimors Präsident José Ramos-Horta rief
unterdessen zu einer "Regierung der nationalen Einheit" auf, angesichts von
Befürchtungen, eine Koalition aus vielen Parteien könne nur allzu schnell
in die Brüche gehen.
Offenbar trauen die rund 520.000 Wähler es keiner der Parteien zu, die
massiven Probleme des von Armut und Gewalt geprägten Landes im Alleingang
zu lösen. Dass auch dem populären Ex-Unabhängigkeitskämpfer und ehemaligen
Präsidenten Xanana Gusmao eine satte Mehrheit versagt blieb, schien daher
keine Überraschung. Schon Wochen zuvor hatten Beobachter ein
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Fretilin und CNRT prognostiziert. Jetzt müsse
die Fretilin ihren Anhängern klarmachen, dass ihr Sieg kein eindeutiger
sei, so Julio Tomas Pinto, politischer Analyst der Universität Timor Leste
in Dili. Die in Brüssel ansässige "International Crisis Group" hatte der
Fretilin-Rivalin CNRT 20 bis 25 Prozent voraus gesagt. Eine von Gusmaos
Partei geführte Koalitionsregierung müsse in politischen
Entscheidungsabläufen jedoch transparenter sein als die Fretilin und sich
als einigende Kraft erweisen.
Doch gegen die machtverliebte Fretilin anzukommen, dürfte schwierig werden.
2001 hatte die Regierungspartei noch 57 Prozent der Stimmen auf sich
vereinigen können. Dass sie in der Wählergunst derart verlor, dürfte mit
der schweren politischen Krise von 2006 zusammen hängen, in deren Folge der
damalige Premier Mari Alkatiri zurücktreten musste. Seitdem gilt das erst
vor fünf Jahren von Indonesien unabhängig gewordene Osttimor als stark
polarisiert - in Ost und West.
Schon bei der Präsidentschaftswahl vor wenigen Wochen musste sich der
Fretilin-Kandidat Francisco Guterres in einer Stichwahl seinem
Herausforderer, Expremier José Ramos-Horta, geschlagen geben. Der Osten
hatte mehrheitlich für Guterres gestimmt, der Westen für Ramos-Horta.
5 Jul 2007
## AUTOREN
Nicola Glass
## TAGS
Osttimor
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