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# taz.de -- Anschlag in Osttimor: Ramos-Horta schwer verletzt
> Osttimors Präsident Ramos-Horta und sein Premier Gusmão überleben
> Putschversuch. Australien verstärkt Truppen.
Bild: Osttimors Präsident Jose Ramos-Horta wird ins Royal Darwin Hospital eing…
CANBERRA taz Der osttimoresische Präsident und Friedensnobelpreisträger
José Ramos-Horta ist am Montagmorgen am Strand der osttimoresischen
Hauptstadt Dili überraschend angegriffen worden. Seine beiden Leibwächter
wurden getötet, Ramos-Horta durch zwei Schüsse schwer verletzt. Am Abend
wurde er zur Behandlung ins nordaustralische Darwin ausgeflogen. Laut dem
australischen Sender ABC ist sein Zustand "besorgniserregend, aber stabil".
Er sei in einem künstlichen Koma und werde operiert.
Auch auf Xanana Gusmão wurde ein Anschlag verübt. Der Premier blieb aber
unverletzt und rief den Ausnahmezustand aus. Sein Stellvertreter Vicente
Guterres nannte die Anschläge einen "koordinierten Angriff".
Offenbar hatte eine Gruppe von Exsoldaten unter Alfredo Reinado versucht,
die Regierung zu stürzen. Reinado und andere Rebellen wurden getötet. 2006
hatten entlassene Soldaten unter Reinados Führung schwere Unruhen
ausgelöst, die 31 Tote forderten und zum Sturz der von der früheren
Unabhängigkeitsbewegung Fretilin gestellten Regierung führten. Die
rebellischen Soldaten aus dem Westen Osttimors fühlten sich gegenüber jenen
aus dem Osten, wo einst die gegen Indonesien kämpfende Rebellenführung saß,
diskriminiert.
Australiens Premier Kevin Rudd sagte Dili gestern eine Verstärkung der seit
1999 dort stationierten australischen Truppen um bis zu 270 weitere
Soldaten und Polizisten zu. Gegenwärtig sind in Osttimor etwa 1.000
Australier im Einsatz. Rudd will noch diese Woche dorthin reisen.
Australien hat seit 1999 eine Art Schutzrolle für den von Unruhen geplagten
Inselstaat. Die frühere portugiesische Kolonie war 1975 von Indonesien
besetzt und später annektiert worden. Nach dem Referendum für die
Unabhängigkeit 1999 zerstörte die Gewalt proindonesischer Milizen das Land.
Canberra führte eine internationale Interventionstruppe mit UN-Mandat an.
2002 wurde Osttimor unabhängig. Die Stabilität währte jedoch nicht lange.
Osttimor ist eines der ärmsten Länder der Welt. Laut Weltbank liegt der
Durchschnittsverdienst unter 50 US Cent pro Tag. 70 Prozent der Bevölkerung
sind arbeitslos.
Alfredo Reinado war ein angesehener und in Australien ausgebildeter
Offizier, bis er 2006 der damaligen Fretilin-Regierung Korruption und
Vetternwirtschaft vorwarf und eine Rebellion anführte. Erst australische
Truppen, die seitdem im Land blieben, konnten die Unruhen beenden.
Australiens Interessen ergeben sich auch aus den großen Ölvorkommen in der
Timorsee zwischen beiden Ländern. Sie werden auf mindestens 22 Milliarden
US-Dollar geschätzt.
Seit 2002 verhandeln Canberra und Dili über den Grenzverlauf und die
Aufteilung des Öls. Australiens im November abgewählte konservative
Regierung forderte den Löwenanteil und berief sich auf ein mit der früheren
Besatzungsmacht Indonesien getroffenes Abkommen. Läge die Grenze genau in
der Mitte, könnte Osttimor in den nächsten 30 Jahren mit Öleinnahmen von 12
Milliarden US-Dollar rechnen.
URS WÄLTERLIN
12 Feb 2008
## AUTOREN
Urs Wälterlin
## TAGS
Osttimor
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